Schwarz klingt fast melodisch

|Short Prolog|

Ein neuer Morgen. 

Durch das Weckerklingeln erwacht öffnete ich langsam meine Augen. Fast sofort blendeten mich die grellen Sonnenstrahlen, die sich beinahe ungehindert durch das lädierte Rollo meines Fensters stahlen.

"Verdammt", nuschelte ich und versuchte mich, noch halb im Schlaf, aufzurichten, was jedoch kläglich scheiterte. Übermüdet ließ ich mich zurück ins Kissen fallen und starrte an die Decke. Das Weiß meiner Tapete war auch nicht gerade ein Augenschmaus an diesem Morgen. Geschweige denn der aufdringlich weiterklingelnde Wecker, der nicht nur geradezu bösartig aussah, sondern auch ebenso bösartig seine Aufmerksamkeit forderte. 

Ich stöhnte.

In Gedanken ging ich meinen Tagesplan für heute durch. 

Wenn ich mich nun nicht aufraffte, würde ich das gemeinsame Frühstück mit der Familie verpassen. Nun gut, dies war nun wirklich halb so wild, denn immerhin waren meine Eltern mindestens genauso gehetzt wie ich, wenn man schlussendlich überhaupt einmal zusammen am Tisch saß. Die Arbeit rief, was nicht gerade dazu beitrug, dass man gemütlich miteinander plänkelte und allein zehn Minuten damit vergoldete, sich ein Brötchen zu schmieren. Dazu kam noch die Tatsache, dass jeder von uns anschließend noch einen Besuch im Bad machen musste, um sich zurechtzumachen. Formelles Aussehen hieß das Zauberwort. 

Danach ging es dann mit der Bahn zur Arbeit, vielleicht sogar pünktlich, rollte der ICE einmal nicht mit Verspätung ein. Und die folgenden acht Stunden würden dann Büroarbeit und die Kaffeemaschine in der firmeneigenen Küche in Anspruch nehmen, bevor ich überhaupt Zeit hatte, mir über den Rest des Tages Gedanken zu machen. 

Nein, rosige Aussichten für den heutigen Mittwoch waren das definitiv nicht. 

Doch zu ändern war daran nichts, außer die Entscheidung, wie viel Zeit mir noch zur Verfügung stünde, wenn ich noch etwas liegen bliebe. Und diese Zeit war so gering, dass sie mich fast unter Druck setzte. 

Ein letztes Mal fühlte ich die Weiche meiner Laken und die wohlige Bettwärme, bevor ich, mehr schlecht als recht und unter einem lauten Fluch, Schwung nahm und mich aus dem Bett schwang.