Gerade eben noch sehnte sich mein Herz einzig und allein nach einem Moment der Freiheit. Nun zitternd hinter einer Garage hätte ich die Chance mir diesen Wunsch zu erfüllen. Keiner würde mich hören, niemand wäre in der Nähe.
Ich kann es aber nicht.
So sehr ich es jetzt auch versuchen würde, ich weiß, dass in diesem Moment mein Herz das Machtspiel zwischen ihm und meinem Kopf verloren hat. Der Druck, den ich in mir spüre, lasse ich nicht aus mir raus. Blitzartig zieht er durch mich bis hin in meine Gliedmaßen. Er will sich ausbreiten, aber findet keinen Platz. Der Schmerz, den er verursachst, stellt meine aufgeschürften Stellen am Körper in den Schatten.
Wäre ich nicht durchnässt vom Regen, hätte das mittlerweile mein Schweiß geschafft. Ich zittere und erschrecke mich als die Tür zufällt, durch die gerade das Pärchen ins Trockene gelang. Ich atme tief durch und die Welt beginnt Wellen zu schlagen. Ich schließe die Augen und lehne mich mit dem Rücken an die Garagenfassade. An ihr gleite ich nieder zum Boden. Das Pochen meiner Schläfe nimmt zu. Ich bleibe so eine Weile ruhig sitzen. Als das Hämmern in meinem Kopf nachlässt, öffne ich die Augen. Wenn ich mir schon keinen Zusammenbruch erlaube, will ich mich wenigstens orientieren, ich will verstehen, was da drin passiert ist, aber ich kann nicht. Als versuche mein Kopf bereits etwas zu verdrängen, das er noch nicht einmal richtig erfasst hat. Als wüsste er, ich würde daran zu Grunde gehen. Und ich weiß, dass er Recht hat. Es fühlt sich so an als ob ich mir selbst verbiete zu leiden um um so größeren Schmerz zu unterliegen. Einem Teufelskreis aus dem ich schon lange versuche zu fliehen, zu lange.
Ich lege meine Arme auf meine Knie und meinem Kopf auf die Arme. Zusammengekauert blicke ich auf die weißen Kieselsteine, die in diesem dämmrigen Licht grau erscheinen. "Was ist da gerade passiert?", frage ich mich und wie Schuppen fällt es mir von den Augen.