Es hatte die Nacht zuvor geregnet. Der Asphalt war nass und die alte Straße war mit Pfützen übersät. Die Luft war feucht und kühl. Zwei Personen gingen diesen Weg entlang. Eine war ein Mädchen mit dunkelbraunen Haaren. Sie beobachtete den grauen Himmel mit ihren ebenso grauen Augen. Die zweite Person war ein junger Mann. Er beobachtete das Mädchen. Sie war jetzt schon siebzehn Jahre alt, aber er machte sich trotzdem ständig Sorgen um sie. Sie war nicht immer ganz... anwesend. „Elise", warnte er das Mädchen indem er an ihrem Ärmel zupfte. „Du steigst gleich in eine Pfütze." Das Mädchen senkte ihren Blick auf den Weg vor ihr, mit einem überraschten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Sie wich der Pfütze aus, schenkte ihrem Begleiter ein dankbares Lächeln und fing dann wieder an einen Vogel im Himmel anzustarren. Der Mann seufzte. Elise war schon immer so gewesen: sie war entweder total in einer Aufgabe versunken oder starrte Löcher in die Luft.
„Wohin gehen wir?", fragte Elise nach einer kurzen Pause.
Der Mann seufzte erneut. „Ich habe dir doch schon vorher gesagt, dass wir einen Job finden müssen."
Elise zögerte. „Ja, aber wo werden wir einen Job finden?"
Das war eine gute Frage. In letzter Zeit war es schwer geworden irgendwo Arbeit zu finden. Die Tatsache, dass der Mann Elise ungern allein ließ, komplizierte die Suche nur noch mehr. Trotzdem lächelte er. „Wir werden schon was finden." Kaum waren ihm die Worte über die Lippen gekommen, bemerkte er eine offene Tür inmitten der Straße. Hier begannen die ersten Geschäfte der Stadt. Die Tür gehörte einem kleinen, weißen Café. Der Mann hatte es noch nie zuvor bemerkt. Vor der Tür stand ein Schild, worauf stand: „MITARBEITER GESUCHT". Das muss ein Zeichen sein, dachte der Mann hoffnungsvoll. „Elise" Er zog wieder an dem Ärmel des Mädchens und deutete in Richtung Café.
Als die Zwei das Geschäft betraten, war niemand an der Theke. Elise schaute ruhig ihre neue Umgebung an. Der Boden war aus dunklem, poliertem Holz gemacht, die Tische schauten alt, aber standfähig aus und waren mit weißen Tischtüchern gedeckt. Eine von den vier Wänden war mit einer dunkelroten Farbe bemalt. Während Elise sich umgeschaut hatte, war der Mann an der Theke angelangt. Er schaute neugierig durch ein kleines Fenster in der Tür die, vermutlich, in die Küche führte. „Andrew", sprach Elise den Mann an. „Ist da jemand in der Küche?" Andrew streckte seinen Hals ein bisschen mehr. „Ich glaube da ist-" Er sprang gerade noch rechtzeitig aus dem Weg, als die Tür mit einem Knall aufschlug und ein junger Mann aus der Küche stürmte. Er schien die beiden überhaupt nicht zu bemerken, als er zu einer großen Kaffeemaschine ging und nach einer Tasse griff. Er schaute sich um, drehte sich ein paar Mal wild im Kreis und rief dann in einem lauten Akzent: „Bianca! Du hast schon wieder meinen Kaffee versteckt!" Elise und Andrew tauschten mit einander einen unsicheren Blick, der aber von dem Mann unterbrochen wurde. „Wer seid ihr denn?", fragte er schroff. Er blickte sie mit beunruhigend wilden Augen an und schob sich ein paar wilde Strähnen aus seinem Gesicht. Er schaute ein wenig verrückt aus.
„Wir sind wegen dem Schild..." Andrew verstummte, als der Mann vor ihm sich wieder abwandte. Er schien sich nicht länger als ein paar Sekunden auf irgendetwas konzentrieren zu können.
„Kaffee, Kaffee", murmelte der Mann gedankenverloren, als er weiterhin hinter der Theke suchte. Seine Bewegungen waren chaotisch; er öffnete mehrere Male hintereinander den selben Schrank und schenkte keinem Versteck genug Achtung, um darin irgendetwas finden zu können. „Bianca!", jammerte er erneut nach einer Minute des Suchens. Diesmal kam eine Antwort.
„Ich habe dir doch schon gesagt, dass du heute schon viel zu viel Kaffee getrunken hast!", rief eine laute Stimme aus der Küche. Die Besitzerin der Stimme verließ die Küche fast so stürmisch, wie der Mann, mit dem sie redete, es getan hatte. „Es ist nicht normal und vor allem gesund, so viel Kaffee zu sich zu nehmen!" Dann bemerkte die Frau Andrew und Elise. „Wer seid ihr denn?", wiederholte sie die vorherigen Wörter des anderen Mannes.