Vor fünf Jahren

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„Sag mal Jimin, warum tanzt du eigentlich Ballett?", fragte mich mein bester Freund, als wir auf dem Weg zu meiner Tanzschule waren. Ich zuckte mit den Schultern: „Warum sollte ich nicht? Ballett ist einfach so elegant und schön." Namjoon schüttelte den Kopf. „Für mich ist das Absolut nichts." Leicht lachte ich, die Vorstellung dass die Ungeschicktheit in Person das grazile Ballett tanzte war schon sehr witzig. „Du musst es ja auch nicht tanzen.", erwiderte ich und umarmte ihn zum Abschied da das Gebäude in Sicht kam. Er musste nun in die entgegengesetzte Richtung weiter zu seinem Lasertag-Buchclub treffen. Je nach Laune und wie weit sie waren, redete diese Gruppe über Bücher oder spielte gemeinsam Lasertag. Einmal war ich auch dabei gewesen, doch fürs Lasertag war ich einfach zu schlecht und das Buchgesülze war mir viel zu langweilig gewesen.

Doch trotz dass wir unsere Freiheitsaktivitäten so unterschiedlich gestalteten, waren wir die besten Freunde, die man sich nur vorstellen konnte. Vielleicht genau deswegen. So ergänzten wir uns in bestimmten Bereichen immer wieder. Als ich das Studio betrat erwartete mich meine Ballettgruppe schon, da ich ein wenig Später heute erst rausgelassen wurde und auf dem Weg her ein wenig mit Namjoon rumgetrödelt hatte. Meine Lehrerin klatschte in die Hände und ließ uns erstmal aufwärmen. Danach machte sie verschiedene Dehnübungen und ich sah zu wie ein kleines Mädchen sich mega freute, als sie es schaffte ein Spagat zu machen.

Wir waren eine Alters gemischte Gruppe. Die Jüngsten waren sechs Jahre alt, so alt wie dieses Mädchen und die Ältesten waren zwei Jahre älter als ich, also fünfzehn. Wir hatten auch einen zwanzig Jährigen in der Gruppe, aber ihn zählte ich nicht dazu, da er wenn es hoch kam vielleicht einmal im Halbjahr vorbei schaute und sonst immer auf Bühnen unterwegs war. Er war kein professioneller Tänzer, aber tanzte schon hier seit ich denken konnte und finanzierte sich mit dem Tanzen bei Wettbewerben oder ähnlichen das Geld für sein Studium. In meiner Altersgruppe gab es aber außer mir keine Jungs beim Ballett. Wir hatten noch einen Siebenjährigen, aber mit dem Verstand ich mich nicht so gut.

„Jimin, würdest du uns das mal vortanzen?", fragte mich unsere Lehrerin und ich nickte. So sehr ich Tanzen liebte, so sehr hasste ich es als Vorbild für die Kleinen zu fungieren. Manchmal da wünschte ich mir wirklich wir hätten präzisere Alters oder noch besser Könnens-Gruppen. Ich hatte wirklich manchmal, dass Gefühl ausgebremst zu werden durch die vielen kleinen Neuzugängen. Aber Aufhören kam für mich nicht in Frage. Ich hatte mit ebenso sechs Jahren begonnen und war jetzt schon so weit gekommen. Außerdem hatte ich bei Ballett immer das Gefühl frei zu sein. Zumindest wenn ich die Choreos tanzen durfte wie ich wollte. Was leider hier nicht so häufig der Fall war.

Meine Lehrerin war sehr zufrieden mit mir, meckerte aber wie jedes Mal herum, wenn ich ein paar Aspekte einbrachte die nicht so ganz in die Choreo gehörten. Nach dem Training war ich verschwitzt, doch da es Sommer war, hatten Namjoon und ich uns noch im Park zum Abhängen verabredet. Namjoon war noch nicht da, weswegen ich mich ein wenig umschaute. Auf dem Basketballplatz sah ich zwei Jungs in unserem Alter Körbe werfen. Ich trat näher und überlegte ob ich vielleicht fragen sollte, ob ich mitspielen darf, doch war ich dann doch zu schüchtern, weswegen ich nur ein wenig aus der Ferne zuschaute.

Sie waren beide Schwarzhaarig und sogar fast gleich groß. Allerdings unterschied sich ihr Können drastisch. Der eine spielte so gut, das ich vermutete, dass er im Verein spielte, wohingegen der andere nur laut lachend sich beschwerte, wenn er wieder den Ball abgenommen bekam. Irgendwann schaffte der Lachende es aber doch dem anderen den Ball abzunehmen und einen Korb zu landen. Den Freudentanz den er danach machte zog meine Aufmerksamkeit auf ihn. Es sah nicht mal so schlecht aus, witzig, aber nicht schlecht. Gut es war nicht so grazil und elegant, wie ich es von Ballett gewohnt war, aber seine Bewegungen waren flüssig und sahen keineswegs danach aus, als fuchtle er einfach nur wild durch die Gegend.

Darauf lachte der andere sammelte den Ball ein und das Spiel ging weiter. „Ah, Jimin, hier bist du!", rief Namjoon und sprang mich von der Seite her an. „Hab dich schon gesucht. Was machst du denn da?" Ich lachte und nickte in die Richtung der zwei Jungs. „Ich schaue denen zu. Der eine ist richtig gut, aber der andere nicht so.", erklärte ich und sah das Namjoon nun auch zu den beiden schaute. Dann nickte er: „Da hast du Recht. Aber Yoongi spielt auch im Verein. Dann ist es kein Wunder, dass er so gut ist." „Du kennst die beiden?", fragte ich und ließ mich von Namjoon mit zu unserem Ort ziehen, wo wir immer zusammen Abhingen.

„Nee, den anderen kenne ich nicht. Yoongi ist nur der Nachbar von einem aus meinem Verein. Die beiden kennen sich seit sie Kinder sind, weswegen Yoongi ihn auch mal mitgebracht hat, aber er hat es nicht so lange ausgehalten wie du. Nach zehn Minuten ist er eingepennt und ließ sich nicht mehr wecken.", erklärte Namjoon. Ich nickte verstehend und begann zu rennen. „Wer zuerst da ist!" Lachend folgte mir Namjoon, rief mir nach: „Das ist Unfair! Warte bis ich dich hab!"

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