Lyrik

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- [ ] Sein Atem jagte ihr Schauer über den Rücken, so dicht stand er hinter ihr. Seine Augen folgten dem Verlauf der feinen Linie aus der sich Worte sponnen, wie als würde ihr dunkles Blau die Tinte für den goldenen Füllfederhalter der sich unentwegt in ihrer Hand bewegte sein. Die goldene Miene huschte schwungvoll über die Seiten. Eine Komposition. Eine Symphonie für den Geist, und sie war der Dirigent während Friedrich hinter ihr, von der Komplexität ihres Schaffens entbunden den Tönen lauschte die in seinem Kopf eine lebhafte Komposition ergaben. So wie die Wörter auf ihrem Papier waren auch Hass und Liebe eng miteinander verwoben, Schmerz und Schönheit. Ihre Hand verkrampfte und die goldene Miene bohrte sich in das Papier. Tintenspritzer verschluckten einzelne Buchstaben, und reflektierten glitzernd das Sonnenlicht, bevor die Kapillaren sie aufsogen und stumpf werden ließen. Noch ein Wort, eine willkürliche Aneinanderreihung von Buchstaben, und es war besiegelt. Friedrichs Pupillen erweiterten sich. Sie konnte es nicht sehen, aber sie spürte seinen warmen Atem noch näher an ihrer Haut und merkte wie sein leichter Schauer über ihre Haut zu kriechen begann. Etwas kaltes streifte zärtlich ihre Wange und warf Streifen von diffusen Licht an die Wand. Das Fenster stand offen, doch es wehte kein Wind. In der Luft standen die Blütenpollen und ließen ihre Augen brennen. Sie schwang die Linien weiter, bis sie ihren Namen ergaben. "Hiermit gestehe ich alles was mir vorgeworfen wir und gebe zu, alleine und ohne das mein Mann Friedrich Hofmann mir geholfen, mich beeinflusst, oder Mitwisser war, gehandelt habe. Unterzeichnet Theresia Hofman" Erleichterung trat auf das Gesicht ihres Mannes, "Gut gemacht". Er ließ die Pistole sinken, doch nicht ohne sie vorher nochmal an ihrem Hals hinunter wandern zu lassen. Sie zitterte. Den Blick immer noch auf den Tisch vor ihr geheftet. Er kam noch ein bisschen näher. "Das du mir noch irgendwie nützen würdest, das habe ich gleich gespürt. Dumme Ziege.", er lachte und sie spürte seinen abschätzigen Blick in ihrem Nacken. "Nein, nicht nur du bist dumm", seine Worte klangen schon fast tröstlich. Panik füllte sie aus. Todesangst, als er so nah mit seinen Lippen an ihrem Ohr war, das sein Flüstern von Piano zu Forte anschwoll. Bitte komm nicht näher, waren die Worte die sie wie ein Mantra immer und immer wiederholte, so das es aussah als würden sich ihre Lippen zu einem stummen Lied bewegen. Man hatte zwar alles versucht um die Drähte unter ihrem Pullover zu verbergen, aber einige standen schon ab und stachen fast aus der beigen Wolle hervor. So lange er sie nicht berührte würde sie davon kommen. Ihre einzige Chance auf ein Leben ohne Angst, lang in der Gewissheit, dass sie jeden Moment sterben könnte. Sie wusste das die Polizisten, die schon auf ihren Zugriff warteten ihr zu Hilfe kommen würden, aber von der Straße bis ins zweite Stockwerk benötigt man mindestens drei Minuten, wo hingehen ein Schuss aus einer gut gepflegten Kleinkaliberpistole nur wenige Millisekunden dauerte. "Also gibst du zu das du's warst",- sie versucht ihre Stimme so fest klingen lassen wie möglich, als sie ihm direkt in die Augen schaut. Augen in denen man einst sorgsam die Saat der Liebe säte, dessen faulig weiche Frucht jedoch nur aus purem Hass bestand. Purem, stinkendem, tiefen Hass. Aus Verachtung. Ein Lächeln kräuselte seine Lippen und für einen Moment spürte sie Wehmut. "Natürlich war ich's,- es ist ja schon fast eine Beleidigung das sie dir das zutrauen. Als ob du das alles hättest planen können. Es war genial, einfach genial. Und du bist nur eine dumme Ziege." Sein Lächeln erlischt,- "Mit einem hübschen Pullover." Metall funkelt in der Sonne. Ein Schuss aus einer Kleinkaliberpistole dauerte nur wenige Millisekunden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 02, 2020 ⏰

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