Der Anfang des Endes

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Ich lag da...spürte den kalten, harten Boden unter meinen Körper und sank. Ich konnte nichts - rein gar nichts - dagegen tun. Mein Leben fuhr an mir vorbei. Meine Vision, meine Arbeit, mein Traum, mein Alles, mein Nix. Ich sank. Die Tiefe riss mich mit und bald spürte ich ein Gefühl von Taubheit. Ich hörte nichts, sah nichts, roch nichts und fühlte nichts. Leben? Tod.

Er nahm meine Hand und sah mir tief in meine Augen. Ich ihm, doch ich fühlte mich benommen. Von außen war es warm, doch in mir spürte ich eine Kälte. Wir waren irgendwo. Das Irgendwo kam mir verdammt bekannt vor, doch zuordnen konnte ich es nicht. Ich spürte nur die Wärme seiner Hand an meiner. Schmetterlinge im Bauch. Mit einem Griff um meine Taille zog er mich auf ein Bett. Leidenschaftliches Küssen.

Wach.

Ich blindzelte, doch sah nichts.

Ferngesteuert tastete ich nach Licht. Licht. Nach ein paar Sekunden identifizierte ich mein Zimmer. Alles stand an seinen gewohnte Platz.

Eine halbe Ewigkeit (es waren höchstens Sekunden) starrte ich auf meine Bettdecke. Ich hatte mich aufgerichtet ohne es zu merken. Sah meine Hand und fühlte wie kalt sie war. Sie und die andere waren eigentlich immer kalt und meist merkte ich es nicht einmal.

Dann sank ich zurück in mein Kissen. Eine Träne aus dem Nichts lief mir über's Gesicht. Das war er also. Ich hatte ihn in der vergangen Zeit erfolgreich überspielt, habe mich selber belogen. Aber da war er. Unvermeindlich.

Kummer. Liebeskummer. Ein Mythos?  Eine Erfindung des Kitsches? Eine Lüge? Eine Ausrede? Wahrheit. Ein gescheiterter Versuch etwas unbeschreibliches in Worte zu fassen.

Ich war mir nie ganz sicher ob es so etwas wie wahre Liebe gab. Doch! Einmal war ich mir sicher: Vor 3 Monaten da dachte ich, dass ich so etwas gefunden hatte. Es ist unvermeindlich bei jeder Art von Liebe, selbst wenn es nur einseitige Liebe ist, es als die wahre Liebe zu halten.

Die wahre Liebe musste etwas sein was noch niemand gefunden hat, etwas ganz besonderes, etwas wertvolles, etwas für immer.

Aber was war schon für immer?

Unser für immer waren 4 Wochen und ich erinnerte mich wie gestern an den Tag als er mir schrieb, dass wir mal reden müssten und an das Gefühl genau zu wissen was kommen würde und dann die schlimmen Minuten in denen ich so abnormal zitterte, dass ich nicht schreiben konnte. Und dann kam der Standardtext den er wahrscheinlich schon 4 oder 5 Mädchen vor mir geschickt hatte: Ich hab mich entliebt und ich glaube es ist besser wenn ich Schluss mache.

Entliebt. Nein, ich war mir im Klaren, dass es kein Endlieben gibt. Es gibt das lieben und das nicht lieben und ich fragte mich was es bei uns war.

Die Wahrheit konnte ich nicht ertragen, deshalb ließ ich diese Frage unbeantwortet.  Aber Entlieben, nein, so etwas gibt es einfach nicht und als ich auf ihn einreden wollte und ihm dies erklären wollte war das Wort entlieben immer wieder unterstrichen.

Ich fragte mich ob die Autoerkennung meine Gedanken lesen konnte oder ob es das Wort einfach nicht gab. Aber das war mir jetzt alles egal...ich dachte an all die Versprechen die er gemacht hatte und all die wie ich heute weiß leeren Versprechen, welche sowieso ALLE Versprechen von ihm beinhalteten. Ich dachte an unsere Zeit und ich wusste, dass selbst wenn wir irgendwann nochmal zusammen kommen würden, so unrealistisch das auch war, es nie das gleiche wie damals werden würde. Und es war mir egal wie viel Lügen er mir erzählen würde, egal was all die andern dazu sagen würden, egal ob sein für immer nach 4 Wochen wieder enden würde. Es war mir egal, wenn ich ihn nur noch einmal sehen könnte und er mir eine Chance geben würde. Aber das würde nicht geschehen.

Mein Handy läutete auf. 3:55. Nachricht in '9a'. Ich wusste, dass es nichts wichtiges seien konnte. Wahrscheinlich ein Sprachmemo von irgendeiner Party von irgendwem. Aber das war mir auch vollkommen egal, weil die Kaperzität meines Gehirns zu 80% von einer ganz bestimmten Person verbraucht oder gebraucht (das war reine Ansichtssache) wurde. Die andern 20% ermöglichten mein Überleben, mein Herzklopfen und was alles daran hing.

Ich richtete mich wieder auf. Ein stechender Schmerz unterhalb meiner linken Brust ließ mich innehalten. Mit dem Gedanken an meinen Arzt der bei der letzten J-Untersuchung meinte, dass solche Schmerzen zwischendurch ganz normal im Wachstumsalter wären, machte ich mir keine Sorgen. Ich wollte mich trotzdem mit einer Erklärung durch Wachstumsschmerzen nicht zufrieden geben, denn ich fand es unheimlich romantisch mir vorzustellen, dass es Herzschmerzen waren.

Ich ging ins Bad schaute mich selbst im Spiegel an und meine Augen erinnerten mich an den nicht endenden, wunderschönen Ozean in meiner Welt, in meiner

'Poesie-Welt'.

Ich war normal aber gleichzeitig war ich ganz anders als die Millionen anderen in meinem Alter. Warum? Ich wusste es selber kaum. Jeder denkt er ist anders und das bestritt ich nie.

Jeder ist, war und bleibt immer etwas besonders, da keine DNA mit irgendeinen Menschen auf dieser Welt genau übereinstimmt und ich fragte mich ob bei 7 Billionen Menschen nicht doch Menschen waren, welche die gleiche DNA besaßen.

Und da war sie.

Meine Welt.

Ich ging gerne in meine Welt, die nicht auf dieser Erde, nicht in diesem Universum, nicht in dieser Galaxie, nicht im Jenseits, nicht in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft lag und trotzdem recht nah dran war an der Realität und gleichzeitig wieder genau das Gegenteil.

Ich konnte es einfach nicht in 1 000, nicht mal in 1 000 000  Worte fassen, sowie mir oft die Sprache, der ganze Wortschatz nicht ausreichte um alles was ich auszudrücken wollte in Worte zu fassen, ganz zu schweigen von meinen Gedanken.

Warum ich mich von 7 Billionen andern unterschied?

Na ja ich wollte genau das herausfinden und ich machte es mir zu einer Art Lebens-Motivation.

Ich ging auf Toilette, wusch mir mein Gesicht, leider mit kalten Wasser, da es Nachts war, trank ein Glas Wasser und legte mich wieder ins Bett. Ich versuchte zu schlafen und meine Welt hatte es geschafft mich von dieser einen Person abzulenken. Schlafen konnte ich dennoch nicht.

2. Januar, 4:20 strahlte mein Digitalwecker an die Decke, nachdem ich seinen Knopf gedrückt hatte. Es waren Ferien und daher war mir egal, ob ich schlafen konnte, weil ich morgen so oder so wieder bis mittags schlafen würde. Ich dachte über vieles gleichzeitig nach und plötzlich musste ich doch wieder an IHN und den 07.10.2014 denken.

Ein normaler Tag. Nicht für mich. Und ich dachte über, dass alles nach, während ich nicht wusste was mich bald erwarten würde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 10, 2015 ⏰

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