Kapitel 8

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Mein Wecker klingelte um 6:20 Uhr. Ich stand auf, ging zu meinem Schrank und zog eine löchrige High Waist Jeans an mit einem blauem weiten Pulli mit V-Ausschnitt. Im Bad putzte ich meine Zähne. Ich sah mich im Spiegel an. Obwohl ich furchtbar schlecht geschlafen hatte, sah ich putzmunter aus. Meine Wangen waren leicht rosig und meine Augen blickten mir entschlossen entgegen. Ich zog mir schwarze Stiefel an und schlüpfte in meinen Mantel, bevor ich mich auf den Weg zum Frühstücken machte. In der Früh war von 6:45-7:30 Uhr Essenzeit. Auf dem Weg zum Speisesaal kamen mir viele andere Schüler entgegen. Diese musterten mich argwöhnisch. Anscheinend hatte so gut wie jeder mitbekommen, was gestern passiert war. Peinlich berührt zog ich den Kopf ein und versuchte, nicht aufzufallen. Glücklicherweise traf ich Sophi und Tristan vor dem Eingang. „Wie geht es dir, Leila?", fragte Sophi. „Ganz gut. Ich wünschte nur, dass das gestern nicht passiert wäre.", murmelte ich. „Du kannst nichts dafür. Victoria ist ein Biest. Wenn sie einen nicht mag, macht sie dem das Leben schwer!", erklärte mir Tristan. Na toll! Dann war ich wohl ihr neues Opfer. Super! Als ich die frischgebackenen Semmeln roch, fing mein Magen sofort an zu knurren. Da ich gestern Abend nichts gegessen hatte, hatte ich jetzt furchtbaren Hunger. Ich nahm mir zwei Semmeln und eine Schale Müsli. Am Tisch angekommen fing ich auch schon an zu essen. Ich schlang mein Frühstück regelrecht hinunter. Während ich aß, unterhielten sich Tristan und Aaron über den Unterricht. Am meisten freuten sich beide au die zwei Stunden Elemente. Innerlich schloss ich mich ihnen an. Ich fand, dass unser Stundenplan nicht wirklich spannend war. Wir hatten häufig Elemente und Kampftraining. Nachdem wir fertig gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Unterricht. In den ersten zwei Stunden stand Sport auf dem Plan.
Yeah! Wenigstens etwas Schönes zu erst. Ich liebe Sport. Daheim war ich immer laufen gegangen.
Ich ließ mich von Tristan und Aaron zu den Mädchenumkleiden führen. Dort zog ich mir schnell meine Sportsachen an und ging mit
ein paar anderen Mädchen aus meiner Klasse in die Sporthalle.
Anscheinend hatten auf diesem Internat die Jungs und Mädchen zusammen Sport. Als ich in die große Halle trat, konnte ich in ihrer Mitte eine Gruppe von Jungs und Mädchen sehen. Ich gesellte mich zu Tristan und Aaron, die mir aufgeregt erzählten, wie cool der Sportunterricht doch sei. „Man, Leute! Ich mag Sport auch und so schlecht bin ich nicht, dass ihr Angst haben müsst, dass ich das nicht übersteh.", sagte ich und lächelte beiden zu. Immer noch skeptisch sahen sie mich an. Man merkte, dass sie sich Sorgen um mich machte.
Warum denn? Sah ich aus, als würde ich nach fünf Minuten zusammenbrechen?
Aaron sah so aus, als würd er noch was sagen wollen, doch dazu kam er nicht, denn unser Sportlehrer kam in die Sporthalle. Wie auf Knopfdruck standen alle stramm, als wären wir beim Militär.
„10 Runden laufen!!", brüllte unser Lehrer. Gott sei Dank! Ich liebte es, zu laufen. Leider war ich durch den Tumult in den letzten Tagen nicht wirklich dazu gekommen. Ich fühlte mich total energiegeladen. Da die Halle sehr groß war, würde es ein wenig anstrengend werden. Aber ich hatte eine gute Ausdauer, deshalb dürften die zehn Runden kein Problem sein. Also lief ich die zehn Runden in meinem Tempo und war sogar eine der Ersten, die fertig waren. Vor mir waren Tristan, ein weiteres Mädchen, dessen Name ich nicht kannte, und Ryan stehen geblieben. Als Ryan meinen Blick bemerkte, fing er an zu grinsen. Ich sah ihn nur gehässig an und ging zu Tristan, welchem ich lächelnd zu zwinkerte. Er erwiderte mein Lächeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein Tempo drauf hast und dann bist du auch nicht einmal außer Atem.", sagte er bewundernd. „Danke, Tristan." Verstohlen blickte ich zur Seite und merkte, dass sich Ryan mit beleidigtem Gesicht abwandte. Er fing an, mit einem Mädchen zu reden. Es war dasselbe Mädchen, mit dem ich ihn gestern hatte reden sehen. Er schien sich nicht wirklich, für das Mädchen zu interessieren. Sie hingegen schmiss sich regelrecht an ihn ran. Es war offensichtlich, dass sie was von ihm wollte.
Pech gehabt! Er aber nicht von dir.
Jetzt kam auch Aaron zu uns. Er war total außer Atem und schnaufte ohne Ende. „Ich hasse laufen! Das ist das Einzige, das ich
nicht kann.", sagte er deprimiert. „Das wird schon noch!", versuchte
ich ihn aufzumuntern. „Sagt gerade diejenige, die seit einem Tag an
der Schule ist und jetzt schon abgeht wie ein Blitzt. Ich meine, bist ja nicht einmal außer Atem.", lachte er vor sich hin. Ich merkte, dass ich rot wurde.
Was hatten die beiden bloß?
Die tun ja schon fast so, als wäre ich Wonder Woman höchstpersönlich.
Bei der Vorstellung musste ich ein Grinsen unterdrücken. Leider war Aaron keine lange Verschnaufpause vergönnt. Unser Lehrer teilte uns in Gruppen auf und erklärte, dass wir Völkerball spielen sollten. Er meinte, dass wir damit unsere Reflexe trainieren würden.
Och neee! Ich kann nicht ausweichen. Ich reagier gefühlt erst fünf Minuten später.
Es stimmte, schon in meiner alten Schule war ich immer als Erste abgeworfen worden, da ich zu lange brauchte, um zu reagieren. Wenigstens würde es dann für mich nicht lange dauern. Als wir anfingen, zu spielen, stellte sich heraus, dass ich noch ein Problem hatte. Alle, egal on Junge oder Mädchen, warfen in einer furchtbar schnellen Geschwindigkeit!
Wo hatten sie bitte die Kraft dafür her?
In den ersten Runden flog ich fast immer sofort raus. Es war furchtbar frustrierend. Alle waren so gut! Und das Schlimmste war, dass ich immer von Ryan rausgeschickt wurde. Er hatte es auf mich abgesehen. Aber warum? Musste er mich so demütigen?
Als ich zum gefühlt 1000. Mal getroffen wurde, machte sich eine so starke Wut in mir breit. Ich würde es diesem Idiot schon noch zeigen. Ich nahm mir vor, ihn bei nächsten Runde in den Boden zu stampfen. Ich war so sauer auf ihn! Erst war er richtig scheiße zu mir und dann ist er wieder nett. Er spielt mit mir und das ließ ich mir nicht weiter gefallen.

In der nächsten Runde stellte ich mich außerhalb von Ryans Sicht. Gespannt beobachtete ich, wie er mich in meinem Feld suchte. Anscheinend merkte er, dass ich es ihm dieses Mal nicht so leicht machen würde. Leider musste ich aus meiner Deckung hervor, da
ich einem Ball auswich, der geradewegs in meine Richtung geflogen kam. Schnell sprang ich mit einer Drehung zur Seite. Ich war begeistert von meinem Ausweichmanöver!
Es war als wäre irgendetwas in mir erwacht, denn mich durchströmte eine große Welle an Energie, die kein Ende zu haben schien. Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch. Die Energie durchfloss meinen ganzen Körper und hinterließ ein starkes Kribbeln.
Ich war so versunken gewesen in das, was gerade passiert war, dass ich überhaupt nicht mehr auf das Spiel um mich herum geachtet hatte. Ich stand mitten im Spielfeld ohne einer Deckung meinen Gegnern ausgeliefert. Mehrere Bälle flogen in einer enormen Geschwindigkeit auf mich zu. Ich wollte mich schon ergeben auf den Boden fallen lassen, als sich ein Gefühl in mir breit machte, dem ich unbedingt folgen wollte. Bevor mich auch schon der erste Ball treffen konnte, sprang ich gekonnt auf die Seite, wo schon der nächste Ball auf mich zu flog. Als mich eine weitere Welle der Energie überflutete, sprang ich so hoch ich konnte. Ich flog mehrere Meter hoch bis ich wieder auf dem Boden aufkam. Es war ein wundervolles Gefühl. Ich landete mit dem Rücken zum gegnerischen Feld. Plötzlich hörte ich ein Zischen in der Luft und meine Instinkte schalteten sich an. Sofort wusste ich, dass ein Ball von hinten auf mich zugeflogen kam. Während ich mich in die Richtung drehte, griff ich tief in mich hinein und nahm einen Teil der Energie. Und schaffte es somit in einem hohen Bogen, den ich zur Seite sprang, dem Ball auszuweichen. Als ich aufblickte, merkte ich, dass alle mich geschockt anstarrten. Mit einem Blick zu Tristan und Aaron konnte ich sehen, dass sie mich bewundernd anblickten. Sogar Ryan sah geschockt zu mir. Ich merkte, wie sich die ganze Energie, die mich durchfloss, in meinem Inneren sammelte und sich wieder beruhigte. „Miss MacLeod, bitte sofort zu mir!", schrie mein Sportlehrer. Noch nie hatte mich jemand mit dem Nachnamen meiner Eltern gerufen. Eigentlich hatte ich den Nachnamen von Livia und Jacob und somit war ich immer Miss Adams gewesen. Mit eingezogenem Kopf folgte ich meinem Sportlehrer, Mr. Anouk, in die Ecke der Sporthalle. „Also, Miss MacLeod, das war eine imposante Vorstellung. Könnte sie mir einige Fragen beantworten?" Ich konnte nur nicken, aber Mr. Anouk fuhr einfach fort. „Haben
sie ihre Fähigkeiten schon früher bekommen?" Ich schüttelte nur meinen Kopf. „Haben sie irgendein besonderes Training gemacht?" Wieder schüttelte ich nur meinen Kopf. Was hatte der bloß? Die nächste Frage schockierte mich aber am meisten. „Es tut mir leid,
das jetzt fragen zu müssen. Wurden an ihnen Experimente durchgeführt?" Schockiert starrte ich ihn an und schüttelte nur meinen Kopf.
Hatte er irgendwas geraucht? Wie kam der auf sowas?!
Nachdenklich blickte er mich noch einige Momente an. Dann meinte er, dass er keine weiteren Fragen mehr habe und ich zu den anderen zurückgehen könne.
Verstört ging ich zu Aaron und Tristan, die mich mit Fragen überhäuften. „Warum hast du uns nicht verraten, was du alles kannst?", fragte Tristan begeistert. „Ich wusste es selber noch nicht.", murmelte ich vor mich hin. Aaron merkte, dass ich gerade nachdenken musste und gab das Tristan zu verstehen. Sonst hätte dieser mich unter Fragen erstickt. In den nächsten beiden Stunden dachte ich über die Fragen nach, die mir Mr. Anouk gestellt hatte. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er platzten. Selbst nach stundenlangem Nachdenken kam ich auf keinen grünen Zweig. Vor Ende des heutigen Schultages hatten wir noch zwei Stunden Elemente. Ein Mädchen aus meiner Klasse, Emily, hatte mir erklärt, dass wir dort lernten, wie wir unser Element anwenden konnten. Es war eine gute Abwechslung zu den letzten zwei Stunden, Geschichte und Mathe. Da Geschichte bei uns Vertreten worden war und wir machen durften, was wir wollten, haben sich viele meiner Mitschüler sich auf mich gestürzt und mit Fragen durchlöchert. Zum Glück hatten mich Aaron und Tristan gerettet und somit vor einem weiteren Wutausbruch bewahrt.
Alle anderen zogen sich Sportklamotten in der Farbe ihres Elements an. Ich sah viele weiße Kleidungen, am zweithäufigsten kam grün und am wenigsten gab es die Farbe Blau.
Da fehlt doch eine Farbe....Rot!

Legende des Phönix - Wiedergeboren (Bd. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt