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Ich liege gelangweilt wieder in meinem Bett, mein Freund Jimin, neben mir, redet nur vom Tanzen, doch ich bin mit den Gedanken ganz wo anders.
Nämlich bei ihm.
Es ist jetzt 3 Monate her seit mein fester Freund - naja Exfreund nach Japan ziehen musste. Ich komme immernoch nicht über ihn hinweg es geht einfach nicht, alles was ich mache erinnert mich an ihn.
Wenn ich singe erinnere ich mich an unsere Duette, wenn ich zeichne an jedes Portrait welches ich für ihn gemalt habe, wenn ich ins Fitnesscenter gehe, an die Muskeln die ich nur für ihn aufbauen wollte und wenn ich lese erinnere ich mich an jedes Gedicht, welches er für mich geschrieben, wie auch vorgelesen hat.
Jetzt kommt eine neue grandiose Idee.

Hört man mein Sarkasmus?

Nämlich will mein bester Freund mit mir tanzen gehen, hier auch der Grund weshalb er gerade darüber ohne Punkt und Komma redet. Wie ein Wasserfall sprudelt alles aus ihm heraus und mir ist mehr als nur bewusst, dass wenn ich ihn endlich zum Schweigen bringen will, mit ihm tanzen muss. Er hat ein eigenes Tanzstudio, naja fast, er teilt es mit Hobi, beide hatten den selben Traum, also haben sie es sich einfacher gemacht und ihn sich gemeinsam erfüllt. Also ein anderer Grund weshalb Jimin so sehr darauf versessen ist mir zu zeigen, weshalb er es liebt zu tanzen.

'TaNzEn BeDeUtEt FrEiHeIt, EiNfAcH aLlEs VeRgEsSeN uNd DeN mOmEnT gEnIeßeN'

Sagt er immer, aber ernsthaft, was ich darüber denke? Kompletter Schwachsinn, tanzen ist vollkommen unbedeutend und wie soll man bitte dabei irgendwas vergessen. Das ist nicht wie irgendein komischer Zauber, aber ich habe schon lange verstanden, dass Jimin leider nicht in der harten Realität lebt. Er ist noch nicht, umgangssprachlich ausgedrückt, fett auf's Maul gefallen. Er hat einfach noch keine Erfahrung im echten Leben. Er hat immer alles bekommen was er bisher wollte, keine Verluste erlitten.
Es gibt immer Leute in der Gesellschaft die es gut haben, dafür müssen aber Leute wie ich leiden. Damit sie in ihrer rosaroten und zuckersüßen Wirklichkeit leben können, muss es schwarze Schafe geben. Es hat nie anders funktioniert und wird es wohl auch nie. Vielleicht überdramatisiere ich die Trennung mit meinem Freund etwas, aber ich fühle mich eben wie ein Opfer.

Ich rolle mich von der Wand weg und
schaue nun auf meinen Nachttisch. Auf diesem steht eine kleine Uhr, die mir die Zeit 14:20 Uhr zeigt und ein Bilderrahmen. Dieser liegt allerdings, das Bild ist nicht sichtbar. Natürlich ist das extra so, denn auf dem Bild sind mein Liebster und ich zusammen, glücklich. Ich will es nicht weg schmeißen kann es aber nicht mehr sehen. Es... es ist ein wenig kompliziert.
Außerdem kann ich mich immer mit einem Lächeln an unsere gemeinsame Zeit zurück erinnern. Sie war nicht schlecht, nicht eine Sekunde lang habe ich seine Gegenwart nicht genossen. Wir kannten uns nur zwei Wochen lang und doch wussten wir von unserer bedingungslosen Liebe. Dann die Nachricht, er hat eine neue Stelle in Japan bekommen. Er war erst deswegen hier nach Seoul gezogen, wegen des selben Grundes und schon nach vier Monaten musste er wieder gehen.

Also ist nur die Erinnerung seines Abschiedes schmerzhaft.

Ich schließe meine Augen und lege mich auf den Rücken. Vor mir sehe ich ihn wieder. Seine auffällig rot gefärbten Haare, die nur ihm stehen konnten. Sein Klamottenstil, der mich an den eines Opas erinnert hat, bei ihm aber wie angegossen aussahen. Seine lieblichen dunkelbraunen Augen, die oft hinter einer Brille verborgen waren, weil sie ihm seiner Meinung nach stand, etwas das ich nicht abstreiten kann.
Seine süße Nase mit einem Muttermal direkt auf dessen Spitze. Seine zarten rosaroten Lippen die oftmals, eigentlich immer wenn wir zusammen waren, zu einem kastenförmigen Lächeln verzogen waren.
Seine große Hand, die meine etwas kleinere stetig festhielt, als wollte sie mich niemals los lassen.

Und doch hat sie es getan, weil sie es musste.

Noch immer spüre ich sie, sie fühlt sich immernoch warm an, bietet mir Geborgenheit. Doch mittlerweile schmerzt der Gedanke ihn nie wieder bei mir zu haben. Nie wieder würde ich seine echte Hand mit der meinen fühlen, höchstens in vielen Jahren, doch wir beide haben uns eingestanden, wirklich nochmal zusammen kommen, ob wir das werden wissen wir beide nicht.

"Mannn Kooks, können wir endlich los, du hörst mir eh nicht zu!?" quengelt nun mein Hyung, stimmt den habe ich fast vergessen.
Ehrlich gesagt habe ich keine Lust darauf, aber auf seine 5 Minuten kann ich gerne verzichten. Also seufze ich ergeben und richte meinen schlaffen Körper auf. Ich nehme meine, von ihm vorbereitete, Tasche, da er ja der Meinung ist das ich nicht das richtige einpacken oder was vergessen würde. Ich schlüpfe mit beiden meiner Arme durch die Träger des Rucksackes, weshalb sie jetzt eng an meinem Rücken anliegt. Jimin klatscht begeistert in seine kleinen Hände und springt motiviert auf. Wie ein Gentleman hält er mir meine Zimmertür auf, was ich nur mit einem Kopfschütteln kommentiere.
"Na komm Kooks, ein wenig mehr Enthusiasmus bitte" versucht er meine Laune zu heben, natürlich weiß er nicht das dies eigentlich so ziemlich das Gegenteil bewirkt. Meine Laune ist nämlich noch schlechter als zuvor. Um nicht zu 'explodieren', ignoriere ich einfach seine Aussage und ziehe meine Timberlands an. Ich bin zwar mies gelaunt, aber ich darf meinen Frust nicht an ihm abbauen, er will mir immerhin helfen.

Etwas beleidigt schnaubte er, doch erwidert nichts weiter darauf. Brav zieht er seine Converse an und wir verziehen uns beide aus unserer gemeinsamen Wohnung.
Da mein Ex ja ausgezogen ist und er nach einer Bleibe gesucht hat, ist er nämlich direkt zu mir gekommen. Für mich ist das auch etwas Positives, er kann mich oft wirklich gut von ihm ablenken und dafür bin ich ihm dankbar. Auch das er mir kostenlos anbietet bei ihm zu tanzen, anstatt Miete zu zahlen. Denn wenn es nach mir ginge, müsste er das ohnehin nicht. Dank dem hyperaktiven Mochi gehe ich überhaupt noch raus, eine Zeit lang tat ich das nicht mehr.
Wieder hallt der Name meines Geliebten in meinem Kopf und erinnert mich schmerzhafterweise an meinen Verlust.

Kim Taehyung

Dance with me~JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt