Mir war kalt. Ich wusste, dass es eigentlich nicht wirklich kalt war. Immerhin heizte ich immer mein Haus. Jeder andere würde sagen, hier wäre es warm.Ich fühlte das schon garnicht mehr. Ich wollte auch nichts mehr fühlen. Nicht nach all dem was passiert war.
Ich schloss meine Augen um dieses graue Zimmer nicht mehr sehen zu müssen. Eigentlich war dieses Zimmer nicht einmal grau sondern sogar eines der schönsten und buntesten Zimmer in meinem ganzen Haus.
Aber all das, was hier in diesem Zimmer war, das Bett mit dem vielen bunten Kissen und Kuscheltieren, der Schreibtisch, welcher mit vielen bemalten Blättern übersät war, der Rucksack neben diesem Schreibtisch und auch der Schrank, welcher mit lustigen Aufklebern verziert war, all das wollte ich nicht mehr sehen.
Nicht jetzt, denn es tat zu sehr weh.Ob es jemanden gab, der meinen Schmerz teilte, daran zweifelte ich nicht. Es gab viel zu viele solcher Fälle.
Ich öffnete vorsichtig wieder meine Augen und betrachtete die bunten Wände, die ich extra gestrichen hatte mit Ihr. Dieses Zimmer hier, in dem ich auf einem bunten weichen Teppich lag, es war so kindisch eingerichtet, dass man meinen könnte, hier würde ein fünfjähriges Kind drinnen leben.
Sie hatte schon immer so eine Vorliebe für kindische Dekorationen gehabt.
Dies erinnerte mich jetzt an die Zeit, als Sie tatsächlich noch ein unschuldiges und glückliches Kind war. Sorgenfrei und neugierig. Sie wollte immer die Welt sehen, dass wollte Sie bis zu ihrem letzten Atemzug.
Ich sah an den Wänden Bilder von ihr und ihren Freundinnen, Urlaubsbilder und sonstiges.
Alles mögliche hatte Sie fotografiert. Sie hatte es geliebt und wurde immer besser.
Die Sonne schien durch das Fenster und blendete mich. Ich blinzelte ein paar mal und sah wie das Zimmer leuchtete von den ganzen hellen Farben hier. So wunderschön hell und bunt. Jetzt konnte ich die Farben für einen kurzen Augenblick sehen. Mir kamen allerdings die Tränen in die Augen und meine Sicht verschwamm.
So hell und bunt, wie das Zimmer hier gerade, so war es schon lange nicht mehr in ihrer Seele.
Und ich wusste es. Ich wusste, dass es finster in ihr aussah. Nur so finster, dass selbst Sie nichts mehr sah, das wusste ich nicht.
Ich schloss erneut die Augen und das atmen fiel mir schwer. Es fiel mir unglaublich schwer, es tat schon in der Brust weh. Oder war es Herzschmerz den ich da fühlte? Aber wenigstens atmete ich noch. Auch, wenn es gerade schwer ist, ich atme und mein Herz schlug.„Hey.“ Hörte ich jemanden.
Verwirrt öffnete ich die Augen und sah in ihr wunderschönes Gesicht, welches einem Engel glich. Sie lächelte und ich konnte nur zurück lächeln.
Nach einem Moment der Stille konnte ich antworten. „Hey.“
Und sie strahle mich an.
Ich sah Sie an und fragte: „Warum konnte ich nicht für dich da sein?“
„Es ist jetzt besser, alles ist besser.“ Sie neigte sich etwas zur Zimmertür. Wollte sie schon gehen? Aber ich habe Sie doch erst jetzt wieder gesehen, sie kann doch jetzt nicht einfach gehen.
Ich setzte mich schnell auf um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
„Komm doch mit mir.“ Sagte sie. „Komm, es ist alles besser jetzt.“
Ich schüttelte nur den Kopf. „Nein, ich kann nicht. Ich würde dir so gerne folgen…“ ich atmete durch und die Tränen wärmten meine Wangen. „Aber du bist einen Weg gegangen auf dem ich dir nicht folgen kann.“ Sagte ich und die Luft zum atmen blieb mir kurz weg.
Sie sah mich mitfühlend an und nickte. „Ich habe dich lieb!“ Sagte Sie noch, bevor sie das Zimmer verließ und ich wusste, ich würde Sie für eine lange Zeit nicht mehr wieder sehen.Ich erinnerte mich an die letzte Nacht, in der Sie zu mir gekommen ist und mir sagte 'Sie fühle sich nicht gut', Sie hätte Panik und ich nicht verstand was los war.
Ich erinnerte mich an ihre panischen Atemzüge und die Tränen in ihren Augen.Mir wurde schlecht und wieder konnte ich nicht gut atmen. Ich sah mich noch ein letztes mal hier um. Ein letztes mal würde ich mich hier dran erinnern, das wusste ich. Ich sah in diesem Zimmer, wo nur der Wodka und die Tablettenschachteln darauf deuteten, dass dieses Zimmer keinem Kleinkind gehörte. Und wie auf dem Schreibtisch ein Brief lag. Ich wusste das dieser Brief für meine Frau und mich geschrieben wurde, kurz bevor sie panisch zu mir kam.
Ich stand auf, ignoriere den Brief, welchen ich kurz bevor ich auf dem Boden zusammen gebrochen war, gelesen hatte und ging aus dem Zimmer.
Ich ging den Flur entlang, hörte hinter mir wie die Tür ins schloss fiel und ging in mein Schlafzimmer. Jetzt gehörte es mir alleine. Jetzt war ich ganz alleine hier in diesem großen Haus, welches für eine ganze Familie gedacht war.
Ich setze mich auf mein Bett, mein Bett welches jetzt nur noch mir gehörte.
Ich stieß mit der Schulter gegen ihre Füße. Ihre Füße, ihrem Köper der immer noch hier hing. Immer noch an dieser Lampe die zu viel Gewicht aushalten konnte. Ich schaute mit roten Augen langsam nach oben und erblickte die weiß/bläuliche Hand, an welcher noch immer der Ehering war. Sie konnte meiner Tochter auf ihrem Weg folgen und ich war hier. Alleine in diesem viel zu großen Haus und wusste nicht mehr weiter. Ich wollte auch nichts mehr wissen. Ich legte mich zurück, schloss die Augen um nicht mehr nachdenken zu müssen. Ich wollte meine Augen auch nicht wieder aufmachen, denn ich wusste, sobald ich sie aufmachen würde, würde ich dieses leblose und blaue Gesicht meiner Ehefrau sehen müssen.
Also ließ ich meine Augen geschlossen und fiel in eine langen traumlosen Schlaf…----
Hier möchte ich noch erwähnen; wenn du gerade durch eine schwere Zeit gehst, dann kannst dich an mich wenden oder, noch besser, an jemand professionellen. ♡
#staystrong
DU LIEST GERADE
How to live with this?
Short StoryEine Kurzgeschichte; aus der Sicht eines Vaters der einen Verlust hinnehmen muss. - Diese Geschichte handelt von/um Suizid, daher eine Wahrnung an alle, die es eventuell negativ beeinflussen könnte. (Btw, die Geschichte ist aus Langeweile entstanden...