9. Kapitel - Lars

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Die Luft war schwül, als ich aus dem Haus, hinaus ins Freie trat.
Die Straße, in der sich mein Haus befindet, ist wie ausgestorben. Nur ins manchen Häuser brennt schon Licht. Auf den Weg zur Schule begegnen mir nur ein paar Erwachsene, die anscheinend schon früh zur Arbeit müssen. 
Auf dem Parkplatz meiner Schule steht noch kein einziges Auto. Ich bin wohl ziemlich früh dran - viel zu früh.
Auch auf dem Schulhof ist keine Menschenseele und bei den Fahrradständern steht nur das kaputte Fahrrad, dass schon seit Ewigkeiten hier zu stehen scheint. Ich seufze und gehe zum Eingang und rüttele an der Tür. Abgeschlossen. Mist! 
Ich ziehe meinen Rucksack aus und setzte mich neben die Eingangstür. Hoffentlich kommt bald mal jemand, sonst bin ich am Ende noch ein Eisblock. 
Früher bin ich immer zu spät statt zu früh zur Schule gekommen. Louis hat mich deswegen immer aufgezogen, weil ich wirklich zu allem zu spät kam. Sei es ein Zahnarzttermin oder eine Geburtstagsparty, man musste immer damit rechnen, dass ich zu spät kommen würde. 
Aber es scheint so, als ob der Umzug meine schlechten Gewohnheiten ändern würde - naja, zumindest ein wenig. 
Ich vermisse meine Freunde, obwohl ich erst letztens mit ihnen geskypt habe. Ich vermisse sogar ein wenig meine Lehrer, komisch aber wahr. 
Und ich vermisse Mila, obwohl wir vor meinem Umzug kaum noch miteinander geredet haben. Ich würde gern mal wieder ihr Lachen hören. Mila hat ein wunderbares Lachen. 
Matteo hat sie echt nicht verdient, aber ich darf mich da einfach nicht da einmischen. Zwar waren Mila und ich mal zusammen, doch diese Geschichte gehört der Vergangenheit. 
Die Vergangenheit besitzt viele Geschichten. Die Zukunft hat auch ein paar Geschichten, die sie allerdings später kurz der Gegenwart gibt und dann der Vergangenheit. 
Die Gegenwart besitzt ihre Geschichten nicht lange eigentlich nur eine Nanosekunde, dann muss sie sie direkt schon weitergeben an die Vergangenheit. Wäre die Gegenwart ein Mensch, wäre sie vermutlich jemand, der nicht lange an einer Sache festhält und jemand, der ständig seine Hobbys wechselt. Bestimmt wäre die Gegenwart als Mensch, nach einem Tag mit einem zwanzigtausend Seiten dicken Buch fertig, wenn es wirklich solche dicken Bücher gibt, wer weiß. 
Ich weiß nicht, ob Mila und Matteo eine Zukunft haben. Ich hoffe es, für Mila, obwohl ich finde, dass Matteo Mila nicht im geringsten Sinne verdient hat. Aber ich wünsche alle meinen Freunden immer das Beste und eigentlich allen anderen Menschen auch. Es gibt niemanden auf dieser Welt, der nicht ein gutes Leben verdient hat. 
Es gibt niemanden, der nicht die Liebe verdient hat.
Jeder sollte Gutes in seinem Leben erfahren. dürfen, doch ich bin nicht das Leben. Wenn ich das Leben wäre, wäre die gesamte Welt einfach perfekt. Niemand müsste leiden. Niemals. 
Und dementsprechend wären auch alle Menschen gut. Sie würden einander niemals verletzten. Sie würden einander niemals bestehlen. Kurz gesagt, sie würden einander nichts Bösen zufügen. Aber das Leben sieht das nicht vor. Das Leben ist unberechenbar. Es nimmt dir Menschen, die dir viel bedeutet haben. Es katapultiert im wieder in ungewollte Katastrophen. Es fügt dir so viel Leid zu. 
Aber trotzdem schaffst du es immer wieder aufzustehen. Trotzdem sagts du an manchen Tagen, dass das ein guter Tag war. Trotzdem liebst du das Leben immer wieder. Und trotzdem lebst du immer wieder. 
Klar, es gibt schlechte Tage, in denen das Leben dir so viel nimmt, aber dafür gibt es Tage, an denen es dir um so mehr gibt. 

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Wie findest du das neue Cover? Und was sagst du zu Lars Einstellung zu allem? 

Niemals... VielleichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt