Diagnose

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Diesmal eine Szene aus dem Erwachsenenleben.

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Ich schloss die Tür auf, sah mich um. Das Penthouse lag im Dunklen, kein Laut war zu hören. Leise ließ ich die Tür ins Schloss fallen, entledigte mich meines Mantels und der Tasche. Wo war Derek, er müsste doch eigentlich schon längst Zuhause sein...? Grübelnd ging ich ins Schlafzimmer, schälte mich aus dem Anzug heraus und zog Jogginghose und Shirt an. Gerade hatte ich das Licht ausgemacht, als sich in der gesamten Wohnung die Lampen leicht erhellten und eine angenehme, warme Atmosphäre erzeugten. "Überraschung !", kam es von Derek, welcher vor mir am Esstisch stand. Ich lächelte und lief zu ihm, nahm ihn in meine Arme und küsste ihn dankbar und zärtlich. "Danke....", hauchte ich gegen seine Lippen und lächelte noch immer, fügte hinzu: "Hallo, mein Engel.. Wie war dein Tag?" "Ganz gut, aber..." Er befreite sich aus meiner Umarmung, deutete auf den Tisch. "Das ist für dich, Jannik... Als kleines Dankeschön für all die wundervollen Jahre, die ich mit dir verbringen durfte und hoffentlich noch verbringen darf..." Er sah mich erwartungsvoll lächelnd an. Ich hatte Tränen in den Augen, nickte. "Danke...", kam es leise über meine Lippen. Ich war kaum fähig, meine Glückseligkeit in Worte fassen zu können, also setzte ich mich hin, genoss das Essen mit ihm. Danach lehnte ich mich zurück, sah ihn verliebt an. "Ich hab ja morgen den Termin in der Uniklinik, weil meine Ergebnisse da sind, wegen den häufigen Kopfschmerzen und dem Schwindel... Möchtest dann mit, das ist um sechs....", fragte ich ihn. Er sah mir in die Augen, nickte. Dabei kaute er an seiner Unterlippe. Ich sah ihn an, stand auf und räumte das Besteck ab. Währenddessen hörte ich ihn aufstehen und rumwerkeln, ließ ihn aber machen. Schließlich war ich fertig, ging ins Schlafzimmer. Dort lag er nun Boxershorts, grinste mich an. Ich schüttelte nur den Kopf. "Ich bin so kaputt... Und hab schon wieder Kopfschmerzen...", offenbarte ich ihm. Er aber deutete nur aufs Bett und lächelte. Also zog ich mich aus, ließ mich ins Bett fallen. Sofort roch ich Lavendel und spürte die Anspannung des Tages von mir abfallen. Er wusste eben, was mir gut tat. Ein Brummen entfuhr mir und ich hörte ihn lachen, fühlte die Wärme seiner Hände an meinen Schultern, dann etwas kaltes. Öl. Er wollte mich massieren. "Womit hab ich dich wundervollen Menschen nur verdient...?", fragte ich mich und hörte sein leises, tiefes Lachen an meinem Ohr. Seine in Öl befeuchteten Fingerspitzen berührten auch kurz meine Stirn, sowie meine Schläfen und einige Stellen im Nacken. Sofort verflogen die Kopfschmerzen und als er die Massage begann, vergaß ich mich, schloss die Augen und driftete mit den Gedanken ab in eine Art Trancezustand. "Aufwachen, Großer..", nahm ich Dereks heiseres flüstern an meinem Ohr wahr, blinzelte. "Hm?" Er lachte mir ins Gesicht, küsste mich sanft, deckte uns zu. "Schlaf gut, Jannik...", kam es über seine Lippen, als er seinen Arm um mich legte und meine Stirn küsste. Als Antwort schmiegte ich mich an ihn, legte ebenfalls einen Arm um ihn und küsste seine nackte Brust. Sein Herzschlag war ruhig und regelmäßig, er beruhigte mich und ließ mich entspannt einschlafen.

Ich saß im Warteraum, mein linkes Bein zuckte schnell auf und ab. Ich sah auf die Uhr neben der Anzeigetafel. Zwanzig nach sechs und noch immer keine Spur von Derek. Langsam machte ich mir Sorgen, die jedoch unbegründet waren, da er gerade durch die Tür auf mich zuschritt. Mit einem Lächeln und einem leisen "Hey..", begrüßte er mich. Ich griff nach seiner Hand, war komischerweise nervös. "Alles gut bei dir?", fragte er mich leise, strich beruhigend über meinen Handrücken. Ich nickte nur, wusste, dass er meine Anspannung spüren konnte. Schließlich erschien meine Nummer, ich erhob mich zusammen mit ihm und ging in das Büro des Doktors. "Hallo, Herr Falke", begrüßte mein Arzt mich. "Hallo, Dr. Kandlisk", erwiderte ich mit einem Handschlag. "Derek Falke, ich bin Janniks Mann", stellte Derek sich ihm vor und wir setzten uns. "Herr Falke, ihre Ergebnisse sind da...", eröffnete Kandlisk das Gespräch. "Und.." Er hielt einen Moment inne, sah mir tief in die Augen und kurz zu meinem Mann. "Es ist so.. Sie haben einen Tumor, Herr Falke. Einen bösartigen, aber nicht sonderlich ausgeprägten." Überrascht und schockiert sah ich ihn an. Ich war nicht in der Lage, das Ausmaß des eben Gesagten zu begreifen. "Welche Maßnahmen kann man ergreifen?", schaltete sich Derek ein, ließ mich aus meiner Fassungslosigkeit zurückkehren. "Eine Operation wäre sinnvoll, durch dieses nicht weit ausgeprägte Stadium könnte er sich noch vollständig entfernen lassen...", teilte der Arzt mehr Derek als mir mit. "Wann?", fragte ich leise. Ich wusste, wie Menschen mit einem zu spät erkanntem Hirntumor starben und wollte mir meine Zeit gegebenenfalls schon einteilen. "Die Operation kann schon am Freitag stattfinden. Alles weitere, also Rehabilitationsmaßnahmen und Medikation, werden wir nach der Operation mit Ihnen klären, wenn das für Sie in Ordnung ist, Herr Falke. Und... Natürlich werden wir dafür sorgen, dass Herr Derek Falke immer in ihrer Nähe ist", fügte er hinzu. Ich nickte nur, konnte es noch immer nicht begreifen. Ich spürte, wie Derek mir hinaushalf, mich stützte und wie er nach Hause fuhr und mich ins Bett legte und sich zu mir.

Lost Path - VerlorenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt