Auf meinem Schulweg begleiten mich mindestens drei meiner Freunde. Manchmal, wenn keiner in der Nähe ist, spreche ich leise zu ihnen. Rabe, Federkiel, Fingerhut, Tod und die anderen. Es kommt immer darauf an, wie ich mich fühle. Die Kinder in meiner Klasse haben schon fast vergessen, was ich ihnen einst erzählte, von den Zwergen und Elfen, von den Lichtern und Engeln. Meine Klassenlehrerin hat es von meiner Psychotherapeutin schon vorweg gesagt bekommen. Sie redet manchmal wirres Zeug. Oder sieht Gestalten. Aber keine Sorge, sie tut keiner Fliege was. Sie ist nicht gemeingefährlich.
Ich glaube nicht, dass diese Worte meine eher ängstliche Klassenlehrerin beruhigt hat. Mit Spinnern wollte sie es lieber nicht zu tun bekommen. Ich kann sie ja verstehen, aber ich finde es schon ziemlich nervend, wenn sie mich immer gleich so skeptisch anschaut, wenn ich mal das Gesicht verziehe. Sie scheint täglich mit einem Attentat meinerseits zu rechnen. Aber Frau Winkeln hat vollkommen recht. Ich mag Menschen. Ich würde niemals so verwirrt sein, dass ich jemandem etwas zu leide tun könnte.
Manchmal habe ich meine Anfälle, da habe ich das Gefühl, dass ich plötzlich überschwappe. Meine ganzen Gefühle und Gedanken scheinen mich zu überfallen. Sehr unangenehm, aber leider mindestens einmal im Monat zu erwarten.
Aber eigendlich will ich überhaupt nicht über meine Phantasie, oder wie auch immer man das nennen will, reden, sondern über mich und Nikolaus. Wir haben uns das erste mal im Park getroffen. Ich hatte mich hingesetzt, um die Tauben zu beobachten, er hatte stillschweigend neben mir Platz genommen. Erst hatte ich eine Weile geschwiegen, weil er sich ja zu mir gesetzt hatte und nicht ich nichts ihm. Er schien etwas von mir zu wollen. Beschreiben will ich ihn lieber nicht, denn ihr könnt es euch wahrscheinlich bestimmt gut selber denken. Außerdem finde ich äußerst schwierig, jemanden so zu beschreiben, wie er aussieht. Entweder mache ich etwas ganz und richtig oder gar nicht.
Jedenfalls saßen wir dann also geschlagene 5 Minuten nebeneinander und schieben auf irgendetwas zu warten. Ich zählte alle gelben Wolken, die vorüberzogen und wartete. Er sah auf seine Hände und schien sich eine Begrüßung zurechtzulegen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus.
"Guten Tag. Darf ich fragen, warum du da sitzt?"Ich kam mir ziemlich blöd vor. Hätte ich mir mal so viel Zeit genommen wie er, um die richtigen Worte zu finden.
"Die Sonne scheint so schön in diese Ecke."
"Findest du?"
"Ja."
"Aber da rechts scheint die Sonne doch genauso schön."
"Das mag vielleicht sein, aber da rechts sitzt kein nettes Mädchen, mit dem man sich ein wenig unterhalten kann." Ich war gemeint. Verblüfft sah ich ihn an.
"Du weißt doch gar nicht, ob ich nett bin."
" Da hast du natürlicht recht. Darüber habe ich im ehrlich zu sein gar nicht nachgedacht. Also dann; bis später mal." Mit diesen Worten stand er auf und ging. Und ließ ein ziemlich überraschtes Mädchen auf der Wiese zurück.
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Er kam, um mir das Leben zu erklären
ParanormalDies ist meine erste Geschichte. Bitte seid ehrlich, was den Inhalt, das Niveau und die Qualität betrifft. ich freue mich über jeden Kritikpunkt.