Rache

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Songfic von ca. 2010, 2020 generalüberholt

Text teilweise für die FF abgeändert.

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Die Gedanken, in schwarz-weiß,

spiegeln sich in der Vergangenheit.

Find' nur Frieden, wenn ich ihn anseh'

und ihn für euch sein Leben nehm'.


Dicke, schwere Wolken hingen am Himmel, verdunkelten den Tag und waren wie ein Spiegel seiner Seele.

Eine leichte Brise brachte das vertrocknete Gras zum Rascheln, nahm selbst die letzten, verfärbten Blätter von den Zweigen und ließ sie wie tot wirken – so wie er sich fühlte.

So wie der Wind das Herbstlaub von den Bäumen riss, so hatte das Schicksal sie von ihm gerissen. Sie waren nicht mehr als ein Blatt im Wind gewesen, in den Himmel getragen und für immer fort und nun unerreichbar.

Der Verrat hatte das Leben zweier Unschuldiger gekostet.

Der Verrat hatte alles verändert, das spürte er selbst durch den dichten, zotteligen Pelz.


Er sperrte dich in die Erde ein.

So dachte er 'muss es sein'.

Du ein Herz so zart und rein,

dort im Dunkeln - so allein.


Niemand beachtete den großen, schwarzen Hund, der wie ein Mensch den Gehweg hinabtrabte. Vorbei an unzähligen grinsenden Kürbissen, den die Dörfler auf den Schwellen ihrer Türen platziert hatten. Nur so war der Schmerz über ihren Verlust zu ertragen. Nur in der Gestalt eines Hundes konnte er diesen Schicksalsschlag verkraften. Die Trauer blieb, denn selbst in dieser Gestalt spürte er das klaffende Loch, dass das Ableben seines besten Freundes in sein Leben gerissen hatte.


Hör' deine Stimme wieder jede Nacht.

Deine Worte haben mich gemacht.

Tief im Innern bist du noch bei mir,

bist in Gedanken immer hier.


Der rabenschwarze Rüde bog ab. Mit der Leichtigkeit seiner Rasse war er über den kniehohen, schmiedeeisernen Zaun gehopst und folgte zielstrebig den schmalen Pfaden. Kein Knirschen verursachten die weichen Ballen auf dem Kies, kein Hecheln entkam seiner Kehle, kein Schnaufen seiner glänzenden Nase.

Als er in den Schatten eines blattlosen Baumes trat, verlangsamten sich seine Schritte. Zum ersten Mal hob er den Kopf. Zum ersten Mal nahm er seine Umgebung bewusst wahr. Dieser trostlose Ort, den er die letzten Tage täglich aufgesucht hatte. Diesen düsteren Ort, den er immer wieder aufsuchte und sich der Gefahr aussetzte, gefunden zu werden, weil man nach ihm suchte.

Sie suchten nach ihm, so wie er nach ihm suchte. Schon seit Tagen, unermüdlich und getrieben von einem einzigen Gedanken: Rache.


Lege meine Hand auf dein Grab,

so nah und fern ruhst du da.

Nur noch tiefe Leere ist in mir.

Wann bin ich wieder bei dir?

Lass sie raus!

Lass sie gehen!

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt