Kapitel 15. Das Relikt und der Segen des Todes

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Nachdem Bela dieses bedeutungsschwere Wort aussprach, wollte Colin sich wieder aus Rage auf ihn stürzen. Ihm einfach die Visage polieren, damit der Schwarzschopf die harten Fakten verdrängen konnte. Ich musste aber zugeben, dass mein Vetter sich nicht von seiner besten Seite zeigte. Das hämisch provozierende Grinsen, das er meinem Nachbarn zuwarf, war alles andere als beruhigend. Doch bevor Colin etwas weiteres Dummes tat, hielt ich ihn zurück, dass in seinem desolaten Zustand ein leichteres war.

Valeria: Colin wenn du dich nicht gleich wieder beruhigst, schiebe ich dich in deine Wohnung zurück!
Konfrontierte ich ihn bestimmend mit seiner unmöglichen Art.

Colin: Ich werde definitiv solang nicht in meine Wohnung gehen, wenn ich weiß, dass du sowas wie den da im Haus hast! Nur über meine Leiche! Ich will mit in die Wohnung!
Entgegnete mein Nachbar mir.

Bela: Mir egal! Nu-mi pasă!
Kratzte sich mein Vetter an seinem Zottelkopf und zuckte gleichgültig mit seinen Schultern. 

Valeria: Dann benehmt euch beide, wenn wir drin bei mir sind.
Drohte ich ihnen beiden mit einem fuchtelnden Finger.

Nachdem ich Colin an die Wand anlehnen ließ, machte ich mich endlich an meiner Haustür zu schaffen. Völlig entnervt wollen die ersten Versuche nicht so recht gelingen, Colin wollte mir schon seine Hilfe anbieten, bis ein verheißungsvolles Klicken uns die Tür öffnete. Wortlos gingen wir bis zum Wohnzimmer durch und ließ die Männer auf meiner Couch platznehmen. Ich verschwand derweil in mein Schlafzimmer und holte die 3 Einbände. Nicht mal 10 Sekunden verstrichen und schon hörte ich hinter meinen Rücken die beiden weiter miteinander giftig zanken. So schnell degenerierten sich erwachsene Männer zu kleinen Kinder!

Colin: Das ist jetzt nicht dein Ernst!?
Hörte ich Colin hinter mir aus dem Wohnzimmer empört rufen.

Als ich wieder in die Stube ging, sah ich wie mein Vetter einen schlichten Flachmann in seinen Händen hielt und daraus trank. Colin saß mit Abstand zu ihm und vergrub entgeistert sein Gesicht in den Händen.

Bela: Ei bine Vali! Vrei și tu o băutură?!
(Na Vali! Willst du auch einen Schluck?!)
Und schüttelte herlockend mit dem kleinen silberfarbenen Fläschchen zwischen seinen Fingern.

Völlig sprachlos und entsetzt starte ich meinen Vetter mit offenen Mund an.
Valeria: Într-adevăr, Bela! Probabil că nu ești serios!?
(Tatsächlich, Bela! Nicht dein Ernst!?)
Gluckste ich völlig verdattert rum und schlug mir die Einbände vor die Stirn.

Da kammen mir wieder die warnenden Worte meines Vaters in den Sinn, es mit einem Alkoholiker zu tun gehabt zu haben. Wie es aussah, änderte sich in den ganzen Jahren garnichts daran.

Als Bela die Bücher in seine Blickrichtung bekam, schlug seine Aufmerksamkeit aus. Mit fast schon übertriebener feierlicher Ehrerweisung nahm er die ledergebundene Einbänder entgegen, als ich ihm sie überreichte. Fast schon wie in einem alten Fotoalbum blätterte er in den Journalen herum. Als würde er schöne alte Erinnerungen mit ihnen verbinden. Schwärmerisch strich er über einzelne Absätze und murmelte sie vor sich hin. Als müsste Bela sich noch einmal vergewissern, dass er einen Teil der Sprache beherrschte.
Nach den Tagebücher wand sich mein Vetter den makaberen Schinken mit dem Schädelschloß zu.

Colin: Das hat keinen Zweck. Das Schloß ist zu!
Warnte er Bela vor einer herben Entäuschung.

Doch er grinste den jungen Mann schelmisch an und strich demonstrativ über das Schloß, auf das es unter seiner Berührung sich löste.

Bela: DU wirst es auch nicht auf bekommen. Du gehörst nicht zur Ardelean Blutlinie!
Funkelte er Colin verschwörerisch an, bevor er durch die ersten Seiten blätterte.

Ungläubig fragend schaute Colin mich an, worauf ich trocken mit meinen Schultern zuckte.
Valeria:
Wird wohl stimmen, da außer mir, vielleicht nur noch mein Vater darin geblättert haben könnte. Meine Mutter hat das Buch nie wirklich zu Gesicht bekommen.

Nachdem mein Vetter eine gefühlte stille Ewigkeit, Seite für Seite blätterte, Absätze wie Mantren vor sich hin nuschelte und augenscheinlich vor neuen Offenbarungen saß, wandt er sich uns andächtig zu.
Bela:
Wisst ihr was das hier ist, was ich in der Hand halte?!
Und wedelte damit lobpreisend in den Händen, als hielt er das Evangelium.

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