Was hatte Mike sich nur gedacht? Was zum Teufel war in ihn gefahren, einen Anhalter mitzunehmen? Das hatte er noch nie getan! Warum jetzt?
Und warum konnte es nicht wenigstens ein schweigsamer Kerl sein, der unablässig in sein Handy starrte oder schlief? Nein, er erwischte gerade diese tollpatschige Frau. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, was er sich mit seiner spontanen Aktion aufgehalst hatte. Er hatte exakt die Person neben sich sitzen, die durch ihre ungeschickte Art vorhin in seinen Fokus geraten war.
Als wenn das nicht schlimm genug war und nicht vollkommen ausreichen würde, hatte sie unglaublich faszinierende Augen, die ihn aus einem wunderschönen Gesicht anblickten. Diese strahlenden Iriden sahen ihn direkt an und ließen ihn seinen Entschluss bereuen. Auf so etwas oder besser gesagt, auf so jemanden war er schlichtweg nicht vorbereitet.
Er betrachtete sie trotz allem neugierig. Ihre Pupillen waren nicht bloß braun. Wenn man genauer hinsah, konnte man blau, grau und grün darin ausmachen. Es war eine Mischung aus all diesen Farben. Zusammen ergab es eine funkelnde Mischung aus Nachthimmel, Saphir und Dschungel. Zumindest kamen ihm diese Wörter in den Sinn.
Ihre langen Haare hatten die gleiche Farbe wie seine kastanienbraun, sie waren zusätzlich von einigen goldenen Strähnen durchzogen. Ihre Mähne war leicht gewellt, sah weich und geschmeidig aus, nicht so strubbelig wie sein Haarschopf. Durch die herabgezogene Mütze war es chaotisch und wirr. Dann fielen ihm auf ihrer Stupsnase und ihren Wangenknochen die feinen Sommersprossen auf.
All diese kleinen Dinge hatte er vorhin in dem Schnellrestaurant von Weitem nicht erkannt.
Manchmal hasste er seinen Blick für Details. Diesen besaß er schon immer, sein Hobby hatte ihn noch verschärft und ließ sich im Alltag kaum abstellen.
Erst als er all seine abstrusen Gedanken geordnet hatte, wurde ihm bewusst, dass sie ihn wartend anblickte. Als Nächstes begriff er, dass er endlich sprechen sollte. Er blickte auf ihren Arm, den sie ihm noch immer entgegenstreckte. Er wandte sich ihr zu und nahm seine Finger vom Lenkrad, das er fest umklammert hatte.
Mike ergriff Lauras Hand, bewegte sie auf und ab und versuchte sich an einem Lächeln.
Reden! Worte benutzen! Er sollte antworten, mit ihr sprechen. Er räusperte sich vorsorglich, denn er traute seiner Stimme nicht, zumal sein Hals sich trocken und rau anfühlte. Die Anwesenheit seiner Beifahrerin nervte und verwirrte ihn gleichermaßen. Auf jeden Fall war er mit der Situation, in die er sich hineinmanövriert hatte, überfordert. Dass Laura attraktiv war, verbesserte seine Grundstimmung nicht wirklich.
»Hallo Laura, ich bin Mike. Schön, dass du bei mir bist!«
Was? Kacke! Was redete er da?
»Ähm, ich meine, ich freue mich, dich kennenzulernen.«
Ja, das war besser. Einerseits wahr und andererseits ... nun, im Grunde wollte er niemanden kennenlernen und nur mit Ruhe bis in den Norden Deutschlands fahren.
»Freut mich auch Mike«, erwiderte sein Fahrgast amüsiert. Man sah deutlich, dass sie sich ein Lachen verkneifen musste. Sie dachte sich ihren Teil, fand es aber amüsant, dass er so einen Unsinn redete.
Lauras Stimme war nicht hell, sie ging eher in Richtung Altstimmlage oder als hätte sie als Baby Wodka statt Milch bekommen. Trotzdem war sie sehr melodisch.
Sie lächelte ihn an.
»Ich habe ehrlich gesagt mit einem alten Knacker gerechnet, nicht mit einem Mann in deinem Alter. Du fährst eine historische Karre, voll altmodisch.« Sie deutete auf den Innenraum und das gesamte Auto.
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Ein Trip quer durch das Chaos - Die etwas andere Lovestory (Teil 1)
RomanceAlle Jahre wieder ... Der chaotische 32-jährige Mike ist leidenschaftlicher Künstler und genießt seine Freiheit weit entfernt von seinen konservativen und verklemmten Eltern. Kurz vor den Feiertagen macht er sich mit seinem Oldtimer auf den Weg, um...