[04]

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Minho PoV

Ich lag gemeinsam mit Jisung in meinem Bett. Unsere Atmung war noch immer viel zu schnell, doch wir waren beide zufrieden. Ich hatte es ziemlich genossen, mit Jisung zu schlafen. Nicht nur weil es sich einfach gut anfühlte, sondern auch weil ich so seine ehrlichsten Emotionen sehen konnte. Es war einfach keine Emotionen zu zeigen, wenn man in Gewohnten Situationen war, aber in neuen Situationen war es deutlich schwieriger.

"Du wirst mich wegschicken, oder?", fragte der Junge neben mir.

"Nein, werde ich nicht."

"Aber das machst du normalerweise. Das hab ich von den anderen in unserer Klasse mitbekommen. Sie reden viel über dich."

"Ich weiß. Ich will aber, dass du bleibst."

"Wieso?"

"Weil ich bei dir nichts an Interesse vorgespielt hab im Gegensatz zu den anderen. Du bist tatsächlich interessant."

Er wurde wieder ein wenig rot um die Nase und ich legte vorsichtig meine Arme um ihn, um ihn an mich zu ziehen.

"Wenn du willst, kannst du gehen, aber du musst nicht. Ich fände es schöner, wenn du noch bei mir bleibst."

"Hab keine Lust aufzustehen, also bleibe ich hier."

"Nicht weil du es bei mir magst?"

"Wie kommst du darauf, dass ich es bei dir mag?", fragte er eher scherzhaft und kuschelte sich ein wenig an meinen Oberkörper.

"Naja, du bist relativ offen mit deinen Gefühlen, wolltest mit mir schlafen und bist noch nicht weg gerannt, also... Ich glaube es gefällt dir, bei mir zu sein."

"Ja, ein wenig."

"Lass uns schlafen, okay? Ich bin ziemlich müde und du vermutlich auch."

"Schon wieder? Haben wir nicht gerade...?"

"Ich meinte nicht das schlafen.", lachte ich, weshalb er wieder ein wenig schüchtern aussah. Er war echt einfacher in Verlegenheit zu bringen, als man denken würde, wenn man ihn zum ersten Mal sah.

"Oh... Wo soll ich schlafen?", fragte er unsicher. Was war mit dem ausdruckslosen, unverwundbaren Jisung passiert?

"Wie wäre es mit in meinen Armen?", schlug ich vor. "Denkst du ernsthaft, dass ich dich aus dem Bett werfe, nachdem ich mit dir schlafe und dich auf der Couch pennen lasse?"

"Hätte ja sein können..."

"Jisung, ich bin zwar ein Arsch, aber kein Monster. Das war dein erstes Mal und ich will, dass du dich wohlfühlt, okay? Kein negativer Beigeschmack, kein gar nichts. Einfach ein möglichst schönes erstes Mal."

"Du bist kein Arsch. Ein Arsch würde nicht so denken. Eigentlich würde ein Arsch gar nicht denken, weil nur das Gehirn denkt und ein Arsch kein Gehirn ist und-"

Ich unterbrach ihn einfach mit einem Kuss.

"Schlaf lieber, Kleiner. Zu viel denken ist nicht gut. Träum was schönes."

"Du auch.", sagte er, schloss die Augen und kuschelte sich näher an mich. Dann schliefen wir beide ein.

Geweckt wurden wir beide durch den überraschten Schrei meiner jüngeren Schwester. Jisung war automatisch ein Stück von mir weg gerückt und hatte die Decke weiter über seinen Oberkörper gezogen.

"Hast du nicht gelernt, wie man anklopft?", fragte ich verschlafen und zog Jisung wieder näher an mich.

"Was macht er in deinem Bett?", fragte sie schockiert. Normalerweise achtete ich sehr darauf, dass sie nicht mitbekam, dass ich mit jemandem schlief, da sie sich mit ihren fast 17 Jahren daran kein Vorbild nehmen sollte. Deshalb ging ich meistens auch zu der Person, mit der ich etwas hatte. Außerdem wollte ich nicht, dass sie sich für mich schämen musste.

"Bis eben noch schlafen.", nuschelte Jisung, was mich leicht lachen ließ.

"Ihr seid zusammen, oder?", fragte sie und klang irgendwie ein wenig verletzt. "Deshalb bist du auch so oft nicht zu Hause..."

"Darum geht es jetzt nicht. Was willst du in meinem Zimmer?"

"Mama und Papa meinten, dass ich dir bescheid geben soll, dass sie noch länger wegbleiben und erst morgen wieder kommen. Deshalb sollst auch einkaufen gehen, damit wir was anderes als Brot zum Essen haben."

"Ich mach uns Ramen, okay?"

"Geht klar. Isst dein Freund mit?"

"Haben wir noch nicht besprochen. Siehst du dann später."

"Okay."

Sie ging wieder und ließ uns alleine.

"Jisung, ich hab eine Bitte an dich."

"Es ist okay, Minho. Ich hab nicht erwartet, dass du mich noch länger hier behalten willst. Danke, dass ich hier noch übernachten durfte."

"Langsam, langsam. Ich war noch nicht fertig. Du darfst bleiben, solange du willst. Duschen, essen, was auch immer du willst. Nur... Können wir vor meiner Schwester so tun, als wären wir ein Paar?"

"Wieso solltest du das wollen?", fragte er vorsichtig.

"Pass auf, es ist so, dass wir häufig alleine hier sind, deshalb stehen wir uns recht nah und sie hat mich schon immer als eine Art Vorbild gesehen. Ich will nicht, dass das zerstört wird, wenn sie raus findet, dass ihr Bruder oft mit jemand anderem schläft. Aber wenn sie denkt, dass ich bei dir war, dann... dann... muss sie sich nicht für mich schämen, verstehst du?"

"Das verstehe ich. Ich hab einen kleinen Bruder, also weiß ich, wie das ist."

"Danke, Jisung. Aber mach nichts, wobei du dich unwohl fühlst."

"Mach ich nicht, keine Sorge. Weißt du, meine Eltern denken, dass ich das ganze Wochenende bei Hyunjin verbringe...", grinste er.

"Achja? Ist das so?", grinste ich zurück.

"Jap. Aber Hyunjin kann überhaupt nicht. Der ist nämlich sehr wahrscheinlich noch bei Seungmin. Und nach Hause kann ich  nicht. Sonst bin ich ganz alleine."

"Was könnte man denn da bloß machen...?"

"Ich weiß auch nicht."

Wir mussten beide anfangen zu lachen.

"Na los, ab unter die Dusche mit dir.", lachte ich.

"Aber ich hab nichts zum Anziehen."

"Ich gebe dir was. Dann lege ich dir auch gleich ein Handtuch mit raus. Oder ich gehe zuerst duschen, du suchst dir selbst was aus und ich mache uns Frühstück, während du duscht. Wie klingt das?"

"Klingt gut."

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Cry, Baby || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt