2. Dezember - The Magic of Christmas - LariApril

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Diesen OS hat die liebe @LariApril beigesteuert. Vielen lieben Dank

Viel Spaß beim Lesen, meine Lieben

.-.-.-.

*Harrys POV*

Fröstelnd und schlecht gelaunt schlang ich meine viel zu dünne Jacke um meinen abgemagerten Oberkörper und lief durch die engen dunklen Gassen eines Londoner Vororts. Vorige Nacht waren diese mit dem ersten Schnee des Jahres bedeckt worden. Oh wie ich diese beschissene kalte Jahreszeit hasste! Nichts als Ärger, Kälte und Krankheit brachte sie einem!

Das war nicht immer so, im Gegenteil. Als Kind konnte ich es kaum erwarten, den ersten Spekulatius zu kaufen, die erste Tasse heiße Schokolade mit Sahne und Marshmallows zu trinken, die erste winterliche Dekoration im ganzen Haus zu verteilen und besonders die ersten Weihnachtsplätzchen und Lebkuchen zu backen. Stundenlang hatte ich mir die Nase am kühlen Fenster platt gedrückt und ungeduldig auf den ersten Schnee gewartet. Heute konnte ich darüber nur bitter lachen. Ach, wäre doch die Welt immer so einfach, fantasievoll und heile wie sie als Kind ist. Längst hatte mir das Leben die rosarote Brille der Kindheit abgezogen und mich mit einem harten Stoß in den eisigen Fluss der Wirklichkeit geworfen.

Seufzend schüttelte ich den Kopf und setzte meinen Weg mit schweren Schritten fort. Mit jedem Meter, den ich zurücklegte, wurde er immer beschwerlicher. Noch nie hatte ich eine Mahlzeit bei der Tafel zu mir nehmen müssen, doch seit mein Arschloch von Vermieter die Miete für meine eiskalte, heruntergekommene, dunkle Wohnung fast verdoppelt hatte, um mich zu vertreiben, konnte ich mir kaum die Haare auf dem Kopf leisten. Früher waren wir fast so etwas wie Freunde gewesen, er hatte mich bei sich aufgenommen nachdem mein Stiefvater mich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion 250 Kilometer von Zuhause entfernt ausgesetzt hatte. Damals wohnte er in meiner jetzigen Wohnung, allerdings hatte er das wohl vergessen, jetzt wo er eine reiche Frau geheiratet hatte, sich besseres leisten konnte und Besitzer des Wohnkomplexes war.

Schweren Herzens öffnete ich die gläserne Eingangstür zur Tafel. Ein Hauch warmer Luft umhüllte mich und ein leichter Duft von Zimt lag im Raum. Beschämt betrat ich das Gebäude und blickte mich um. Einige Leute saßen zusammen, aßen und lachten miteinander und im Hintergrund liefen leise die sanften Klänge traditioneller Weihnachtslieder. Niemand verurteilte mich, natürlich nicht, dass es peinlich war, sagte mir nur mein Kopf. Alle hier brauchten Hilfe und es war keine Schande diese anzunehmen.

»Hey, bist du heute das erste Mal hier?«, hörte ich eine Stimme rechts hinter mir. Ich drehte mich um und blickte in ein paar ozeanblaue Augen, die solche Wärme und Freude ausstrahlen, wie ich sie zuvor noch nie bei jemandem gesehen hatte. »Äh, ja. Woher...?«, fragte ich verwirrt. »Woher ich das weiß? Naja, ich habe dich hier noch nie gesehen und du wirkst auch ein bisschen unsicher. Keine Sorge, bei uns bist du gut aufgehoben. Hast du Hunger?«, entgegnete der junge Mann, der um einiges kleiner war als ich, und hörte fast nicht mehr auf zu reden. Ich nickte einfach nur etwas überfordert. »Na dann, komm mal mit. Wie heißt du eigentlich?« »Harry«, waren die ersten Worte, die meinen Mund verließen, als ich meine Stimme wiedererlangt hatte. »Das ist ein schöner Name, ich bin Louis und helfe hier schon seitdem ich 16 bin, also etwa 5 Jahre«, überflutete er mich erneut mit Worten, was mich ein bisschen zum Schmunzeln brachte. Währenddessen füllte er mir eine Kelle Kartoffel-Möhren-Eintopf in eine Schüssel und legte ein paar belegte Brote auf einen Teller. »Hier, iss erstmal das und später gibt es dann noch Schokoladen-Zimt-Pudding«, meinte er lächelnd und reichte mir das Tablett, auf welches er Teller und Schüssel gestellt hatte. »Danke«, flüsterte ich und wollte mich an einen Tisch in der hintersten Ecke des Raumes setzen. »Hey Junge, du kannst auch hier bei uns essen«, rief eine ältere Dame und winkte mich an den Tisch, den sie sich mit einigen anderen Frauen in ihrem Alter teilte. »Danke, das ist wirklich sehr lieb«, lächelte ich und setzte mich auf den Stuhl neben ihr.

Larry Christmas - Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt