The shadow of trust🌛

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ᴛᴇɪʟ 1
𝕊𝕚ℂ𝕙𝕥 𝔹𝔼ℕ:
Vier Wochen ist es jetzt schon her. Vier Wochen sind inzwischen schon vergangen, seitdem Leyla diesen Anderen geküsst hat. Genauer gesagt ihren beruflichen Partner, den ich niemals für sie werde sein können, Dr Stein aus der Sachsenklinik. Er ist eben ein Pinguin, während ich wohl noch lange ein kleiner Fisch, der Versager des JTK's sein werde. Sehnt sich Leyla etwa nach einem Mann auf Augenhöhe, der Zeit hat, interessiert und motivert ist, vorarbeitet, mit dem man gemeinsame Visionen haben kann um am besten, um es auf den Punkt zu bringen, gleich die ganze Welt zu retten kann und natürlich schon von Erfolg gezeichnet ist? Na klar, wie konnte ich so lange so blind durch mein Leben laufen. Wahrscheinlich bin ich für Leyla längst zu langweilig geworden. Mit mir kann man eben nicht über die komplexeste Vernetzung medizinischer Abläufe fachsimpeln und Karriere machen. Nein ganz im Gegenteil. In meinem Alltag geht es gerade um, in Leyla's Augen warscheinlich total langweilige Dinge, wie Windeln, Wäschewaschen, Einkaufslisten und wenn es dann ein bisschen medizinisch, aus Leylas Sicht also spannend wird, höchstens um die Assistenten bei irgendwelchen unspektakulären OP's. Nicht zu vergessen ist das Leben mit mir auch noch auf einer ganz anderen Ebene eingeschränkt. Während Leyla mit Dr. Stein auf der Gala warscheinlich Walzer, ChaChaCha und anderes getanzt hat, hätte sie mit mir an ihrer Seite sich nur eingeschränkt zur Musik bewegen können und auch sonnst sind viele, für die Meisten so normale Dinge, wie ein Besuch im Schwimmbad mit mir nicht unbedingt drin. Eine schwere Traurigkeit überkommt mich. Habe ich Leyla wirklich so wenig zu bieten? Bin ich ihr längst schon nicht mehr ausreichend? gut genug? Sind ihre Tochter Raya und ich, ihr Mann für sie inzwischen zu langweilig geworden und hat deshalb Martin geküsst, liebt ihn vielleicht sogar und will es mir gegenüber nur nicht zugeben? Dass ich ihr zu langweilig, zur Gewohnheit geworden bin, kann ich sogar irgendwo noch verstehen. Aber dass sie so wenig Interesse an unserem kleinen Engel, für den wir so lange gemeinsam gekämpft zu haben scheint, kann ich beim besten Willen nicht verstehen, macht mich wütend und traurig. Leyla hatte schon Mal ein kleines Kind, kennt dieses Gefühl also schon, aber für Raya ist es ihr erster Kontakt mit dieser Welt und sie hat es einfach nicht verdient so behandelt zu werden. Ihr Lachen ihr Weinen ist ein unbezahlbarer Zauber, für den ich unendlich dankbar bin.
Tief in meinem Herzen spüre ich, auch wenn die letzten Wochen und Monate in meinem Kopf etwas ganz anderes eingraviert haben, dass Lelya meine Frau, die ich eigentlich so sehr liebe, gerade nicht aus böser Absicht handelt. Vielleicht könnte gesagt werden, dass wir, wie es im Leben ja auch so oft ist, an einer Kreuzung falsch abgebogen sind. Fest steht, es gibt kein zurück mehr, auch wenn Leyla sich das so sehr wünscht. Ob wir zukünftig irgendwann als Familie gemeinsam wieder auf einem Weg schreiten werden, irgendeine Abzweigung kommt, die uns wieder vereint, ich weiß es nicht, das kann uns nur die Zukunft zeigen. Ich würde es mir sehr für uns wünschen, auch wenn ich leider noch nicht so richtig daran glauben kann.
Vor knapp drei Wochen hat sich Leyla auf den Weg gemacht, in die Schweiz auf die Hochzeit ihrer Nichte. Ich habe in ihren wunderschönen Augen gesehen, wie enttäuscht und traurig sie darüber war, dass ich sie nicht begleiten werde. Aber ich denke sie hat es verstanden. Zum einen hätte ich den Anblick zweier glücklich vereinten Menschen nicht ertragen, zum Anderen bin ich aber auch der festen Überzeugung, dass ein Urlaub zwischen uns nicht Wunderkleber für alle unsere Probleme und Wunden sein könnte.
Dieser verdammte Kuss ereignete sich vor vier Wochen. Für mich ist dieses traumatisierende Erlebnis nicht, wie Leyla vielleicht immernoch denkt, ein schlagartiger Kippunkt in unserer Beziehung, sondern die Auslebung einer schleichenden Entwicklung, welche jetzt eben in diesem Kuss gipfelte. Um unser Problem zu lösen müsste mehr passieren, als irgendwelche oberflächlichen Gespräche. Zu viel habe ich in der letzten Zeit in mich hinein gefressen. Kurz bevor Leyla fremd küsste, hatte ich ein spannendes Gespräch mit einem Patienten. Immer wieder erinnere ich mich an meine Worte zurück. „Ich denke die Zauberworte jeder Beziehung sind gegenseitiges Vertrauen und Verständnis". Der Kuss hat mich aber rückblickend schmerzlich gelehrt, dass Vertrauen und nicht alles ist. Wenn man vor lauter Vertrauen zu sehr den anderen Menschen, sein Wesen und seine Bedürfnisse aus den Augen verliert, ist das für eine Beziehung langfristig auch nicht gesund. Ich denke, dass Leyla und ich, oder doch besonders Leyla zu sehr auf unsere Beziehung vertraut hat. Wir haben nie aufgehört einander zu lieben, nein das haben wir ganz gewiss jetzt immer noch nicht, das Beyla-Band ist immernoch da. Aber Leyla hat meine ich irgendwann aufgehört sich zu fragen, was ich eigentlich möchte, sondern immer danach entschieden, was sie an meiner Stelle wollen würde. Wir sind eben verschieden. Unterschiedlicher, als wir vielleicht irgendwann Mal gedacht hatten. Und das ist ja eigentlich auch überhaupt nicht schlimm oder so. Bevor wir Eltern geworden sind haben wir alles immer zusmmen gemacht, waren zusammen im Kino, Einkaufen (...) haben zusammen über alles geredet. Nach der Geburt unseres größten Geschenkes hat dich unser Leben um 180° gedreht. Wir mussen uns aufteilen, plötzlich ging es nicht mehr darum gemeinsam frei zu haben sondern die Schichten so zu legen, dass immer einer bei Raya ist, während der andere Arbeitet.
Leyla hat relativ schnell nach der Geburt eine neue Aufgabe gefunden und angefangen neu zu fliegen. Und ich habe sie dabei unterstützt. Habe ihre Flügel wachsen lassen, auch wenn ich wusse, dass meine dabei immer kleiner werden. Im Vertrauen in unsere Beziehung, darauf, dass Leyla auch für mich dasein wird habe ich vergessen, dass Vertrauen nicht ausspahrt, dass man hätte trotzdem ehrlich miteinander sein müssen. In der letzten Zeit habe ich alles mit mir selbst ausgemacht und so dieses Kahrtenhaus selbst mit aufgebaut, indem ich genauso wenig wie Leyla mit mir, mit ihr geredet habe. Der Kuss hat unser Kartenhaus zum Einsatz gebracht. Wäre es nicht der Kuss gewesen, dann wäre früher oder später eben etwas anderes passiert. Er ist, wie ich schon zu Leyla gesagt hatte ein Symptom, eines für das ganze eingestürzte Kahrtenhaus. Dass es soweit kommen konnte ist natürlich nicht allein Leylas Schuld und doch ist sie es eben, die diesen Kuss begangen hat. Und damit hat sie mich sehr verletzt, auch wenn ich weiß, dass es nicht aus Liebe war, sondern eben ein Symptom, der Krankheit unserer Beziehung. Oder vielleicht ist es auch genau das, was es so schmerzhaft für mich macht. Denn das, was ich in letzter Zeit am Meisten gemacht habe ist, Lelya vertrauen zu schenken. Und wo viel Vertrauen ist, kann eben auch viel enttäuscht werden. Je höher die Leiter ist, desto tiefer kann man auch fallen.
Reden, das hätten wir tun sollen, noch vor meiner Prüfung. Aber dafür ist es zu spät. Ich hoffe Leyla fängt das auch bald an zu verstehen. Wir müssen etwas verändern, etwas was über bloße Worte hinaus geht. Und wir müssen uns Zeit nehmen als Paar wieder zueinander zu finden und neues Vertrauen aufzubauen. Die Zeit ohne Leyla hat mir unheimlich gut getan. Trotzdem bleibt die Ungewissheit. Denn ich hatte gehofft, bis Leyla zurück kommt zu wissen, was ich möchte, wie es mit uns weiter gehen sollte. Mein Herz liebt Leyla, ich liebe Leyla aber sicher sein kann ich mir trotzdem nicht, ich denke, es wird stark davon abhängen ob Lelya bereit ist, etwas zu verändern. Um ehrlich zu sein, weiß ich noch gar nicht, ob ich bereit bin, Leyla wieder unter die Augen zu treten. Vor diesem Moment kann ich mich aber nicht weiter flüchten, denn Leyla wird schon heute Abend wieder zurück in Erfurt sein. Diese Vorstellung löst in meinen Gedanken ein Gefühl von Panik aus, als ob ich eine wichtige Prüfung zu schrieben hätte.
Ob ich für Leylas Rückkehr etwas vorbereiten sollte? Etwas kochen ? Oder werde ich überhaupt Zuhause sein? Stimmt, das hatte mich Leyla schon gestern gefragt, oder bis jetzt wusste ich einfach noch nicht, wie ich auf ihre WhatsApp Nachricht antworten sollte. Wir hatten in den letzten Tagen öfters geschrieben. Meistens über belangsoses Zeug oder uns natürlich über Raya ausgetauscht. Unser Sonnenschein wird immer eine Verbindung zwischen uns sein. Bezüglich Lelya's letzter Nachricht, da wird sie sich wohl überraschen lassen müssen.
In einer normalen Beziehung hätte es sich ja so gehört, dass der Mann die Frau vom Flughafen abholt.
Aber von einem Mann, der selber kein Auto fahren darf, lässt es sich eben nur schwer abholen. Bevor ich wieder in Selbstzweifel verfalle, beschließe ich etwas zu kochen. Ob ich nachher beim Essen dabei sein werde weiß ich noch nicht, das werde ich noch spontan entscheiden, aber ich habe irgendwie das Bedürfnis, Leyla eine Freude machen zu wollen.

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Mit einem kurzen Feedback würdet ihr mir eine riesen Freude machen.
Es wird schon ganz bald weiter gehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 26, 2020 ⏰

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Beyla Oneshot'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt