Trümmerland

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Es ist dunkel, Staub rieselt von der Decke auf mich hinab. Mein Hals kratz vom ständigen Geschreie und Schluchzen der letzten Tage. Plötzlich springt die Tür auf und ein Mann mit blutüberströmtem Gesicht kommt in den Raum gestürmt. Für den Bruchteil einer Sekunde dringt spärliches Licht in unser Versteck und ich erkenne, dass genau vor mir Menschen liegen, welche keinen Mucks von sich geben, und blicke in die verängstigten Gesichter der Personen um mich herum. Einige von ihnen halten tröstend ihre Kinder im Arm, andere haben sich das Weiß in ihren Augen blutig geweint. Von draußen nehme ich den ohrenbetäubenden Lärm von Gewehrmunition und explodierende Granaten wahr. Der Mann, welcher nun inmitten des Raums steht, schreit mit gehetzter und verängstigt bebender Stimme: "Schnell raus hier! Alle schnell raus hier! Los, lauft! Sie kommen!" Ich höre meine Mutter meinen Namen rufen. Panik steigt in mir auf und ich beginne zu rennen. "Einfach geradeaus, einfach immer weiter geradeaus. Bloß weg von hier, so weit wie möglich weg von hier", denke ich. Ich laufe an zerstörten Gebäuden vorbei, bahne mir einen Weg durch Trümmerteile und steige über blutige Körper, welche reglos am Boden liegen. " Einfach weg von hier. So schnell wie möglich, weit weg von hier." Ich halte nach meiner Mutter Ausschau, finde sie aber nicht. Verzweiflung kommt in mir auf und ich beginne, mich zu fragen, warum das alles. Ich könnte einfach hier und jetzt auf der Straße stehen bleiben; und alles hätte ein Ende. Die Schmerzen, der Lärm und die Verzweiflung würden aufhören. Hinter mir wird es immer lauter. Ich vernehme Schreie, es sind die gebrochenen Stimmen von Müttern, die ihre Kinder rufen, in der Hoffnung, eine Antwort zu bekommen. Geschosse explodieren und ich merke mit Erschrecken, dass etwas näher kommt. Etwas Großes. Plötzlich vernehme ich einen ohrenbetäubenden Lärm direkt neben mir und ein blendend grelles Licht. Ein letztes Mal dringen die Rufe meiner Mutter zu mir durch und dann, dann ist alles Schwarz und ich höre nichts mehr.

Derzeit leben rund 420 Millionen Kinder in Kriegs- oder Konfliktgebieten. Sie leiden an Angst, Hunger, Krankheiten, sind für ihr Leben lang traumatisiert, oder haben ihre Eltern verloren. Tausende von ihnen sterben jedes Jahr, werden verschleppt, verletzt, rekrutiert, oder sexuell missbraucht. Hunderttausende sterben an den Folgen des Kriegs. Dazu gehören unteranderem: Unterernährung, fehlendes Trinkwasser, und/oder mangelhafter, medizinischer Versorgung .( https://www.tdh.de/waswir-tun/arbeitsfelder/kinder-im-krieg)

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