Mika sträubte sich. Sein Blick war dabei starr auf die Reflektion des Spiegels gerichtet, wodurch er beobachten konnte wie die durchsichtigen Tropfen seine sternensilbernen Haare hinab perlten.
Er hatte gerade frisch geduscht und schrubbte sich nun mit der Bürste die Zähne entlang. Aufgeschäumte Zahnpasta quoll dabei aus seinem Mund, während seine Gedanken schon längst nicht mehr im jetzt waren. Er dachte an seine Mission und dass heute der Neuzugang ausgerechnet in seine Crew kommen musste.
Schnaubend darüber spuckte er die milchige, aber auf der Zunge brennende Pasta aus. Verdammt! Sie kamen doch sowieso schon mit dem Vorrat an Nahrung nur knapp über die Grenze also warum zur Hölle schickte der Captain noch mehr Mitglieder in sein Shuttle?
Merkte er nicht, wie unfair das eigentlich war? Verärgert darüber spülte Mika auch noch den Rest in seinem Mund mit dem üblichen kalten Wasser aus nur um dann wieder ohne wirkliche konkrete Mimik wieder nach oben in sein Spiegelbild zu schauen.
Wie immer. Er sah neutral aus und bewegte wie gewöhnlich keinen Gesichtsmuskel mehr. Egal, ob er dabei traurig, wütend oder glücklich war. Er tat es nicht. Nein, er konnte es einfach nicht. Wie denn auch? Zu lange saß er hier schon fest. Zu lange wartete er nun darauf, dass er hier raus könnte. Raus in seine Freiheit. Weg von dem Shuttle, weg von der Luft hier, aber es ging nicht.
Denn bis auf stickige und tödliche Weltraumluft gab es nichts um sie herum.
Mika blinzelte einige Male, wodurch der Schein in seinen ebenso grauen Augen wie Haar, der vom grellen Badezimmer licht kam, stärker beleuchtet wurde. Wäre nicht sein kleiner Bruder Ray und sein bester Freund Leo, so hätte Mika sich wahrscheinlich schon längst umgebracht. Schließlich gab es bis auf die Verantwortung für Ray und die kleine Freude im Alltag mit Leo keinen weiteren Grund mehr für Mika überhaupt noch auch nur einen weiteren Zug dieser langsam immer weniger werdenden Luft im Space Shuttle zu atmen.
Immerhin gingen so allmählich die Lebensmittel aus, die andere Leute hier fingen an zu nerven, die immer gleichbleibenden Wände wurden öde und der Schmerz des Verlust der eigenen Eltern als auch die Sehnsucht nach dem alten Leben immer stärker.
Was Mika wohl nicht so alles tun würde, um auch nur für einen Tag wieder zurück in sein damalige Erinnerungen zu gelangen, wo alles noch normal war...
Gerade, wo es anfing schön zu werden und Mika aufgrund der hochkommenden Erinnerungen fast ein minimales Schmunzeln über die Lippen gekommen wäre, hörte er auch schon jemanden nach ihm rufen. Schnell setzte Mika wieder den neutralen Blick auf.
"Mika? Captain? Mika! Wo bist du?" klang es gedämpft von der anderen Seite der Tür, als auf einmal die Klinge runter gedrückt wurde und die Tür sich wie von selbst öffnete, wäre dahinter nicht noch eine bestimmte Person gewesen. "Ah Captain, hier bist du also. Ich hab dich schon überall gesucht."
Es war wie erwartet Joardens nervige Stimme, die Mika über den Korridor entlang gehört hatte. Sofort verfiel der grauhaarige ins Seufzen. Denn er wusste, wenn Joarden ihn rief, gab es meistens Probleme oder der Gesagte forderte etwas von ihm.
" Was gibt's?" Meinte Mika dann weniger enthusiastisch und rieb sich die müden Augen im Gesicht. Dabei blickte er zur elektrischen Heizung, wo sein grauer Anzug von gestern noch hing.
"Die Neulinge sind gleich da. Ihre Kapsel ist schon von der Lobby aus zu sehen." Erklärte Joarden und strich sich mit einer Hand über die dunkel blau-schwarzen Haare passend zu seinem dunkel blauen Anzug, wie sonst auch. Er war ins persönliche Badezimmer vom Captain eingetreten.
"Hmh." Mika griff desinteressiert nach seiner Ausrüstung, ehe er das schwere Teil mit einer geschickten Handbewegung über sein T-shirt sich stülpte. Dabei zog er zuerst die Beine in den Anzug, wobei er den Stoff bis hoch zur Brust zog, um dann mit dem silbernen Reißverschluss in der Mitte alles zu schließen. Am Ende warf er nur noch einen Blick in den Spiegel, woraufhin seine Augen die Joardens streiften. Der Blauhaarige war zwar ein wenig jünger wie der Führer des Shuttles, allerdings um ein Stück größer. Dabei war Mika selbst nicht gerade klein, nur Joarden ziemlich gewachsen. Beinahe so lang, wie die Tür, die er soeben geöffnet hatte, weshalb er auch mit geduckten Kopf rein kam.
"Außerdem musst du unbedingt die neue Wahre, die sie mitbringen aussortieren und in die Kühlabteilung einräumen. Davon mal abgesehen noch den Schacht frisch umlüften und die Nahrung wieder einordnen." setzte Joarden seine Standpauke fort, während Mika jedoch nicht einmal mit halben Ohr mehr zuhörte. Er war viel zu müde.
Aber nicht weil er zu wenig geschlafen hatte, sondern einfach weil ihn alles so erschöpfte. Das kalte und einsame Leben im All war es, dass ihn seit Jahren schon so plagte. Das, was ihn innerlich so zerstörte und Stück für Stück täglich immer mehr zerfraß. Was ihn seit der Kindheit die eigene Freiheit raubte, zwang schon früh als Kind Verantwortung zu übernehmen und ein trostloses Leben zu leben.
"Chef? Chef!" diesmal wedelte Joarden mit der Hand vor Mikas Gesicht herum, da er gemerkt hatte, dass der Captain mal wieder mit der Aufmerksamkeit woanders war. Es passierte oft, dass Mika in Gedanken verschwunden war, jedoch ignorierte Joarden es jedes Mal. Sowie auch der Rest der Crew, wenn Mika eine seiner Auslassungen hatte.
"Ich komme." antwortete der Anführer, ehe beide aus dem Badezimmer zur Lobby eilten.
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Among Us
FanfictionUmgeben von nichts als kalten und tötenden Weltraumgift befinden sich Mika und seine Crew, seit jenem Tag gefangen im Space Shuttle.Seither haben diese schon eine große Vielzahl an Hindernissen durchstanden und Probleme gelöst, jedoch wird ihre gesa...