„Hör verdammt nochmal auf jeden, der dir annähernd etwas bedeutet, wegzustoßen!" Die Worte gingen an mir vorbei, als wären sie nicht für mich bestimmt. Und ganz ehrlich? Genauso fühlte es sich auch an. Seit einer halben Stunde versuchte ich krampfhaft die Worte meines Freundes zu ignorieren und mich stattdessen auf meine Bewerbungsunterlagen vor mir zu konzentrieren. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie Aspen sich frustriert auf den Stuhl neben mir fallen ließ. Mit einer Hand ging er sich erst durch die Haare, danach wischte er über sein Gesicht und kneifte sich in die Nasenwurzel. Das tat er immer sobald er mit mir an seine Grenzen kommt. „Eve, ich rede mit dir. Hörst du mir überhaupt zu?" Irritiert füllte ich die letzten Spalten des Formulars aus und schaute hoch. „Du weißt wie wichtig es mir ist. Das wusstest du damals, als wir uns kennengelernt haben und das weißt du auch heute noch." Seine braunen Augen funkelten vor Enttäuschung und Frust und hinterließen ein kleines Fünkchen Schmerz in der letzten Ecke meines Herzens. In sekundenschnelle baute ich die Schutzmauer, die ich über zwei Jahre habe immer weiter einreißen lassen, wieder auf. Ließ ihn nicht weiter an mich heran. Diesmal ging es um mich, nicht um ihn.Seit ich denken kann war es mein Traum auf die Lacewell University zu gehen; ein unbeschwertes, sorgenfreies und mit Kunst Erfülltes Leben zu führen. Genau wie meine Mutter es getan hat, bevor sie sich in meinen Vater verliebt und ihre Karriere an den Nagel gehängt hat. Seit dem Tod meiner Mutter vor fünf Jahren hatte ich dieses Ziel nicht aus den Augen verloren und habe mich für die besten Noten durch die Highschool gequält.
„Also gehst du?" Seine Brauen zogen sich zusammen und hinterließen eine kleine Furche, da wo eben noch seine Hand war. Ich schaute hinunter auf die Papiere, auf die ich so viele Jahre gewartet hatte. Sie endlich ausfüllen zu können, ließ mein Herz schneller schlagen und meine Nervosität steigen. Mit zittriger Hand griff ich nach dem schweren Kugelschreiber, blätterte zur letzten Seite des Formulars und schaute langsam hoch. Mein Blick wanderte über ein paar Buchstaben des Schreibens, den dunklen Holztisch hoch zu dem kleinen Kaffeefleck auf Aspens Hemd. Dann endlich traf mein Blick seinen.
Ich muss gehen. Ich muss, ich muss, ich muss.
„Ich werde gehen." Ich glaubte einen Hauch Verletzbarkeit in Aspens Augen erkennen zu können, doch dann stieß ich nur noch auf kalte Enttäuschung. Die zusammengezogenen Brauen zogen sich aus Verwunderung nach oben und die kleine Furche dazwischen verschwand.
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Almost Mine
Romance„Die Emotionen sprudelten über, meine Gefühle explodierten und ich spürte einen Knall nach dem nächsten. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als im Besitz von Hermines verdammten Zeitumkehrer zu sein, um die letzten Sekunden immer u...