Stille. Stille, in der sich das ein oder andere mal ein Tropfen dazu erbarmt, Laute von sich zu geben. Wie lange ich hier wohl schon bin oder wie lange ich noch hier sein werde. Sowas wissen nur die Götter. Nicht nur verschlingt dieser Ort jegliche Hoffnung und Träume. Nein! Zum gleichen Teil auch den Raum und die Zeit, die uns alle umgibt. Er hat es mir genommen! Mein Alter und meine Identität. Wer bin ich? – Der Fremde! Aber warum? Warum bin ich hier? Warum muss ich diese Grausamkeit erleben und in diesem stinkend schwarzen Gitterzoo, welcher von allen Gefängnis geschimpft wird, verrotten. Das einzige was ich machen kann, warten. Warten auf meinen Tod und zuschauen wie schon wieder ein Insasse der brutalen Knobelseuche zum Opfer gefallen ist. Dieses mal hat es Brick erwischt – Ein Mann, benannt nach seiner Leibspeise. Ziegelsteinen! – Armer, wenn auch komplett verrückter, Brick! So sehen hier alle Tage aus. Warten und hoffen das es dich nicht erwischt. Wenn trifft es wohl als nächsten? Takoma, den Mann mit der Maske aus den fernen Phymeria? Oder doch Jeronis, einen einfachen Folk, verhaftet wegen Missachtung von Befehlen? Brot essen, was eher vertrockneten Lappen ähnelt, und dann am Ende in einem Bett schlafen, das kaum besser ist als der nasse Boden. So sollte es auf jedenfalls sein. Heute war es jedoch anders. Durch die Kälte kam ein Lichtschein. Grell ,doch warm. Die grelle Kälte!
Eine metaphorische Metapher, doch gleichzeitig auch eine Verbildlichung der Geschehnisse. Nicht nur war dieser Tag bedeutend und emotional als Kerzenschein in der Dunkelheit meines Herzens und Verstandes zu deuten. Gleichzeitig wurde auch die Dunkelheit im Gefängnis durch das aufzerren der tonnenschweren Panzertür mit massig Sonnenstrahlen geflutet. So lange kein Licht. Es war überwältigend. Brand in den Augen, Schmerz. Doch Glück in der Seele. Jemand trat herein. Ein Mann. Groß gebaut, muskulös, furchteinflößend. Sein langer Mantel reichte bis zum Boden und küsste die feuchten Stellen der Steine, die zum Teil nur Wasser und Dreck, aber genauso gut auch aus Fäkalien und Urin bestanden. Trotz dessen war sein ganz majestätisch und nicht zu vergleichen mit den krummen Gestalten die in so einem Loch sonst so hausen. Ganz klar ein Adliger. Das war mein erster Gedanke bei ihm. Das Klimpern der Folter Diener war kaum zu überhören, wie sie auf kleinen Zehen und schnellen Schritten hinter dem Riesen trotteten. Wie kleine Minions liefen sie ihm nach. Sein Rang ist also hoch, was macht er dann hier? Kaum hatte ich darüber fertig nachgedacht hörte das Klimpern auch schon auf und ein lautes Quietschen begann. Sie haben die Zellen aufgesperrt. Warum? Wieder darüber grummeln konnte ich nicht, denn einige der Insassen sprinteten schon auf den Mann zu um ihre Freiheit zu erlangen. Keine Chance, wie will man gegen einen adligen und Riesen bestehen? So musste es also kommen. Er schlug die paar Häftlinge nieder und winkte zu uns anderen. Müde vom Leben und gesenkte Stimmung beherrschten unseren Gang, bis wir schlussendlich vor dem Mann standen. Was er sagte klang heroisch und beeindruckend, jedoch mit meiner Zunge schwer zu verstehen. Es war so eine komische adligen Zunge. Schön aber kompliziert! Die Bedeutung wusste ich aber sofort. Der Mann war Abraxas Deoxis, ein Adliger und Ritter. Leiter einer der berüchtigten Gilden von Eberhardt. Er wollte uns. Ja genau, uns! Verbrecher und Taugenichtse. Wir sollten Ritter werden und in Freiheit unsere Strafe in Pflicht für unser Land und das Volk, sowie den König abarbeiten. Freiheit, endlich Freiheit! Ich muss diese Chance nutzen. Egal ob ich ziegenscheiße essen muss oder Kinder ertränken. Egal was, um meine Freiheit zu erlangen mach ich allen. Auf keinen Fall will ich in diesem Loch bleiben und meine Meinung war kein Einzelfall. Für uns alle hieß es jetzt auf Wiedersehen Gefängnis und willkommen Ruhm. Doch wie sich das ganze entwickeln sollte, konnte keiner von uns narren auch nur ansatzweise erahnen.
Das erste mal wieder an der frischen Luft war echt befreiend. Wie ein Wirbelsturm der alles schlechte und verdreckte aus meinem Körper fegt.
Das ist Freiheit. Dieses Gefühl und auch diesen Gedanken hatte ich in diesem Zeitpunkt. Oh bin ich ein Narr! Nicht nur pflanzt es mir Übelkeit in meinen Magen. Wäre ich zu diesem Zeitpunkt in dem Keller gewesen, ich hätte mich selber angeschrien „Bleib hier du Idiot!“, oder sowas in der Art! Ihr fragt warum? Schon am gleichen Tag verließen wir die Stadt Gallus und begaben uns in Richtung Ditmarus, ein Vorgeschmack auf die Grauen, die Abraxas mit uns als seine Knappen vorhatte. Zwischen Kasernen um Kasernen, arme Menschen und Qualen der Unterschicht. Leiden das ich schon kannte doch so wie in der Hauptstadt von Varcalon ist es nirgendwo gestaucht. Ein Hauch, nur für einen Augenblick offenbarte sich das wirkliche Folkoland. Ritter, die in Seitengassen unschuldige, Frauen und Kinder, zu tote getreten haben. Oder? War es wirklich da? Habe ich es mir vielleicht nur eingebildet, weil mein verdrehter geist einen Grund dafür sucht nicht Abraxas beizutreten? Habe ich vorschnell gehandelt? Wie immer fliegen mir unzählige Gedanken durch den Kopf. Messerscharfe Scherben eines Weltbildes im Tornado meine verdrehten Psyche. Doch nach einer Ewigkeit in den untiefen meines Schlundes wurde ich befreit. Ein Lächeln! Das ist Takoma. Ein weiterer Insasse. Mein Zimmernachbar. Trotz seiner Lage war er immer positiv und ließ ein bezauberndes Lächeln unter seiner Maske hervorschwelgen, welches mich insofort aus dem Strudel meiner Selbstzweifel zog! Das ist wahrscheinlich die Phyletische art. Er ist ein kleiner Junge, mit fleischfarbenen Haar und wunderschönen, blauen Augen. Wie alt er ist kann ich nicht zuordnen, wahrscheinlich 12. Er könnte aber auch 30 sein. Recht verwirrend diese Südländer.
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Die Memoiren eines Fremden
FantasyAuch wenn sein Tod naht, ein Jahr bleibt ihm um Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart für immer zu verändern!