Abandoned by joy

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Meine Augen folgten dem keinen grünen Ball, der sich immer wieder der Decke näherte und kurz bevor er sie berühren konnte, von der Gravitation erfasst, zurück nach unter stürzte. Nur Zentimeter bevor er mich im Gesicht traf, fing ich ihn auf und beförderte ihn abermals nach oben.
Ich lag auf meinem Bett und dacht nach. Über was, wusste ich nicht genau. Irgendwie über alles, aber gleichzeitig über nichts. Wie automatisch warf ich immer und immer wieder den Ball Richtung Decke, ich konzentrierte mich schon lange nicht mehr darauf.
Im immer gleichbleibenden Ablauf gefangen, bemerkte ich nicht, wie jemand mein Zimmer betrat. Erst als sich ein Arm in mein Sichtfeld schob und den Ball auffing, drehte ich entnervt meinen Kopf zu der Person, die sich als mein Bruder entpuppte und fragte wütend: "Was willst du hier?" "Es ist doch immer wieder schön nach einem harten Arbeitstag so herzlich empfangen zu werden.", antwortete mein Bruder mit vor Sarkasmus triefender Stimme. "Rede nicht so blöd. Was ist?", erwiderte ich und setzte mich in meinem Bett auf. "Papa meinte ich soll mal nach dir schauen, weil du den ganzen Tag nicht aus deinem Zimmer gekommen bist. Hast du die ganze Zeit mit dem Ball gespielt?", fragte er und beäugte den Ball in seiner Hand argwöhnisch. Ich riss ihm meinen Ball aus den Händen und fragte: "Hätte es denn einen Grund gegeben mein Zimmer zu verlassen?" "Hm, gutes Argument.", antwortete er und setzte sich neben mich auf mein Bett. "Aber mal ersthaft. Lass ihn nicht allein. Schließ ihn nicht aus deinem Leben aus. Es ist für uns alle schwer. Wir vermissen sie doch alle.", sagte er ohne mich anzuschauen. Und da waren sie wieder, die Gedanken, die ich so sehr zu unterdrücken versuchte. Zwei Wochen ist es nun her, dass meine Mutter einem Terroranschlag zum Opfer fiel. Es kam mir jedoch immer noch so vor, als wäre es erst gestern gewesen.

Wir waren alle zusammen auf dem Weihnachtsmarkt gewesen, wollten endlich mal wieder einen schönen Tag gemeinsam verbringen. Es hatte geschneit. Wunderschön hat es ausgesehen, wie die kleinen Eiskristalle vor mir auf den Boden fielen und erstaunlicherweise auch liegen bleiben. Mein Vater, mein Bruder und ich sind vorgegangen in Richtung eines Cafés, während meine Mutter sich noch einen der Stände anschauen wollte. Ich erinnerte mich noch daran, wie ich mit meinem Bruder über irgendeine Scheiße gelacht habe und ihm eine Hand voll Schnee ins Gesicht warf. So sorglos waren wir gewesen. Von den einen auf die andere Sekunde jedoch, sollte sich mein Leben für immer verändern.
Ein Schrei. Ich schnellte herum und keine Sekunde später explodierte ein Großteil des Weihnachtsmarkts. Menschen schrien, Feuer brach an sämtlichen Stellen aus, ich versuchte irgendwo im Rauch und Feuer Tumult meine Mutter ausfindig zu machen, doch vom Stand, an dem sie gerade noch gestanden hatte, war nichts mehr zu sehen. Im nächsten Moment wurde ich von meinem Bruder zu Boden gerissen.

Ein Schauer ließ meinen gesamten Körper erzittern, als sich der Augenblick vor meinem inneren Augen wiederholte. Vergeblich versuchte ich die Gedanken daran aus meinem Kopf zu bekommen. Ich zuckte zusammen, als mir mein Bruder eine Hand auf die Schulter legte. "Wir sind für dich da, Maurice. Wir müssen jetzt zusammen halten." Dann verließ er mein Zimmer.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 28, 2020 ⏰

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