Ich habe mich für Drarry entschieden.
Ich hoffe es gefällt dir
Mit qualvollen Schritten machte ich mich langsam auf den Weg zu den großen Steinmauern, die rund um Hogwarts hervorstachen. Die Idee, dass ich eine kleine Nachtwanderung durch den verbotenen Wald machen könnte, erwies sich als sehr miserabel. Warum habe ich das getan? Diese Frage plagte mich schon seit Stunden, Minuten. Mein Zeitgefühl war wie weggeblasen.
Vielleicht hatte ich aber auch nur den Drang verspürt, anderen etwas zu beweisen, denn ich wollte, dass man in mir etwas anderes sah als, die Vergangenheit. Wenn man mich anschaute, sah man nämlich nur eines: Einen Jungen, der Harry Potter sieben Jahre lang das Leben zur Hölle gemacht hatte und dass ich auf der Seite des dunklen Lord stand, blieb natürlich auch nicht vergessen. Wenn ich durch die langen Gänge von Hogwarts schlich, schauten mich alle Schüler mit einem so angewiderten Blick an, dass mir schlecht wurde.
Kein einziger Schüler, nicht mal meine ehemaligen Freunde, versuchten mich zu verstehen. Ich bereute zwar jede einzelne Tat, die ich Harry und der ganzen Zauberergemeinschaft angetan habe, doch hätte ich eine Wahl gehabt, hätte ich mich, ohne zu zögern, für die richtige Seite entschieden. Jedoch war mir klar, dass Voldemort ohne mit der Wimper zu zucken, meine Eltern kaltblütig ermordet hätte, wenn ich nicht Folge geleistet hätte.
Mittlerweile kam ich den großen Türen von Hogwarts immer näher und näher. Ein warmes Gefühl umschloss mich, als man den Abstand mittlerweile in Zentimetern messen konnte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich jedoch nicht, dass ich diese Türen nie erreichen würde. Vor lauter Vorfreude übersah ich einen spitzen Stein, der aus dem Boden herausragte. Bevor ich wusste, wie mir geschah, lag ich auch schon bäuchlings auf dem Boden. Ich hatte mir heftig den Kopf gestoßen. Bevor ich jedoch in die Welt der Träume hinabglitt, konnte ich Schritte wahrnehmen, die immer lauter wurden.
Harrys PoV:
Mit angezogenen Beinen saß ich am Fensterbrett des Gryffindor Gemeinschaftsraumes. Alle anderen Gryffindor waren zu der Halloween-Party in die große Halle gegangen. Jeder Versuch mich dazu zu überreden mitzugehen, schlug fehl, denn ich war alles andere als in Party-Laune. Seit ein paar Wochen fühlte es sich so an, als würde etwas in meinen Herzen fehlen und bevor ich nicht herausgefunden habe, was es ist, konnte ich nicht glücklich sein.
Eine Gestalt, draußen in der Dunkelheit, brachte mich wieder zurück in die Realität. Ich blinzelte ein paarmal, um mich zu vergewissern, dass mein Gehirn mich nicht hinter das Licht führte. Nein, da draußen befand eine Gestalt und wenn mich mein Verstand nicht täuschte, war diese Person niemand anderer als Draco Malfoy. Vor ein paar Jahren wäre es mir sicherlich egal gewesen, was mit ihm passierte, aber der Krieg hat mich verändert.
Als Harry auf seine tickende Wanduhr blickte, nahm er vor Schock seine Hand vor den Mund. Es war schon zwei Uhr in der Nacht und die einzigen zwei Frage, die ihn gerade beschäftigten, waren: „Was machte Draco so spät noch draußen? Und Ging es ihm gut?". Ohne lange darüber nachzudenken schlich er sich aus dem Gemeinschaftsraum hinaus und tapste so leise er konnte auf Zehenspitzen Richtung Ländereien.
Draußen angekommen musste er schmerzlich feststellen, dass es mittlerweile ziemlich kalt geworden ist und er bereute es, keine Jacke mitgenommen zu haben. Als er jedoch in weiter Ferne eine Gestalt wahrnahm, vergaß er die Kälte völlig, denn das einzige Gefühl, was Harry gerade spürte, war die Sorge um seinen ehemaligen Erzfeind. Wenn man ihm vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass er sich eines Tages Sorgen um Draco Malfoy machen würde, hätte er wahrscheinlich lauthals losgeprustet.
Letzten Endes rannte der Gryffindor, so schnell ihn seine Beine nur trugen konnten, Richtung Malfoy, doch leider war er zu spät. Er konnte nur noch sehen, wie der Slytherin von einer Windböe umgerissen wurde und hart mit seinen Kopf auf dem Boden aufschlug. Dieser Anblick ließ Harry nur noch schneller laufen. Dabei ignorierte er seine vor Kälte pochenden Hände und Füße, die er kaum noch spürte. Er konnte selbst kaum begreifen, warum er sich so große Sorgen um jemanden machte, den er nicht ausstehen konnte.
Als er bei Draco ankam, war dieser mittlerweile bewusstlos. Ohne lange darüber nachzudenken, hob er den Slytherin im Braut-Style hoch und machte sich auf den Weg zum Krankenflügel. Dabei achtet er darauf, den kürzesten Weg zu nehmen, denn selbst ohne Krankenpfleger-Ausbildung, wusste Harry, dass Draco nicht lange so durchhalten würde.
Draco PoV:
Ich lag in meinem weichen Boxspringbett und meine Mutter, die mich über alles liebte, stand daneben und musterte mich von oben bis unten. Seit Minuten starrte sie mich schon mit einem durchdringenden Blick an, als würde sie über etwas nachdenken. Als ich mich jedoch leicht räusperte, zuckte sie merklich zusammen und befand sich daraufhin wieder in der Realität.„Mom, ist alles okay? Du wirkst beunruhigt.", sagte ich so leise, dass man es fast schon als flüstern bezeichnen könnte. „Ja, alles bestens. Magst du nicht mit den anderen Kindern draußen im Laub spielen?", fragte sie und setzte ein künstliches Lächeln auf. Daraufhin verdüsterte sich meine Miene und ich antwortete: „Mom, ich bin 12 und mittlerweile zu alt, um draußen im Laub zu spielen". „Man ist nie zu alt, um wild durch einen Laubhaufen zu springen.", war ihre Antwort und mit diesen Satz verlässt sie das Zimmer, ohne mich auch noch eines Blickes zu würdigen.
Ruckartig schreckte ich hoch und dachte über meinen Traum nach. Bis jetzt hatte ich immer noch nicht herausgefunden, was mit meiner Mutter damals gewesen war. Immer, wenn ich das Thema angesprochen habe, wurde sie wütend und schrie mich an. Aus diesem Grund habe ich das Thema unterlassen, obwohl es mich immer noch belastet.
Erst jetzt konnte ich erkennen, dass ich nicht im Slytherin Schlafsaal lag. Verwirrt sah ich mich um und schließlich konnte ich die vielen Krankenbetten des Krankenflügels erkennen. Zuerst war ich verwirrt, aber langsam kamen die Erinnerungen von gestern zurück. Erschrocken über meine dumme Tat, atmete ich tief ein und versuchte das Geschehene aus meinem Gedächtnis zu verbannen.
Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. Dieses Geräusch machte mir wieder einmal klar, dass ich ganz alleine bin und mich niemand freiwillig besuchen würde.
Mit mühe versuchte ich den aufkommenden Hoffnungsschimmer zu unterdrücken, denn ich war mir fast sicher, dass dieses Räuspern von keiner anderen Person als Madame Pomfrey stammen kann. Aus diesem Grund erwiderte ich: „Was auch immer sie machen müssen, sie können es auch später erledigen. Ich möchte ein wenig allein sein."
„Ehrlich gesagt muss ich nicht viel erledigen.", kam plötzlich eine allzu bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Mein Kopf schnellte zur Seite und begann den Schüler zu mustern, der hier gerade vor mir saß. Harry Potter? Ich hätte mit jedem anderen gerechnet als ihm. Wahrscheinlich ist er bloß hier, um sich über meine Situation lustig zu machen.
Harrys PoV:
Seit Stunden saß ich schon an Dracos Bett und musterte ihn. Was war plötzlich mit mir los? Warum interessiert es mich überhaupt, wie es ihm geht? Wieso machte ich mir um einen Menschen sorgen, der mich sieben Jahre lange nur runtergemacht hat? Je mehr ich darüber nachdachte, desto verwirrter wurde ich.
Eine Stimme brachte mich wieder zurück in die Wirklichkeit. „Was auch immer sie machen müssen, sie können es auch später erledigen. Ich möchte ein wenig allein sein". Mein Kopf drehte sich zu Draco zurück und ich musste grinsen, als ich in das verwirrte Gesicht des blonden blickte. Doch hinter dieser Fassade, konnte Harry noch was anderes erkennen. Tiefe Trauer.
Als Draco mich schließlich ausmachte, konnte man reine Verwirrung in seinen Augen spiegeln sehen. Ich konnte ihn ja auch verstehen. Ich wäre auch verwirrt, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. „Du fragst dich sicher, warum ich hier bin. Ich hab' dich gefunden und es schien mir falsch, einfach zu verschwinden. Ich wollte wenigstens warten, bis du aufwachst.", flüsterte ich schließlich.
Gerade öffnete Draco seinen Mund, um etwas darauf zu erwidern, als ein komisches Geräusch von oben erklang. Ruckartig schnellte mein Kopf nach oben und als ich sah, was dieses Geräusch verursachte hatte, musste ich tief schlucken. Ein Mistelzweig! Ich wusste was das bedeutete. Man ist so lange mit einen unsichtbaren Band verbunden, bis die betroffenen sich geküsst haben.
Ein Blick zu Draco sagte mir, dass er den Mistelzweig auch schon entdeckt hatte. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. „Also, Draco, wir haben keine Wahl, oder?", brach ich schließlich die peinliche Stille zwischen uns. Draco antwortete aber nicht. Er packte mich am T-Shirt und zog mich zu sich runter. „Wusstest du, dass ich das schon immer mal tun wollte?", flüsterte er mir ins Ohr. Er küsste mich innig, ich erwiderte und ich würde lügen, wenn ich nicht sagte, dass es der beste Kuss meines Lebens war.