Kapitel 5 - Der eiserne Phönix

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»Omashu scheint aus der Nähe ja noch größer zu sein, als von der Ferne«, sprach Auria begeistert, als sie an ihrem Zielpunkt angekommen sind. »Es ist so gigantisch!« Die drei brauchten einen halben Tag um mit den Sandbändigern zu reisen. Es war nicht gerade die schnellste und vor allem auch nicht die bequemste Art zu reisen, aber so konnten sie den schlimmsten Teil der Wüste innerhalb eines Tages durchqueren, anstatt wochenlang die Orientierung zu verlieren.
»Warte ab bis wir erst drinnen sind. Es ist nichts im Vergleich zu Ba Sing Se, aber verlaufen kann man sich trotzdem recht schnell«, sagte Chin, der nicht gerade glücklich wirkte wieder in seiner Heimatstadt zu sein. Angst war in seinem Ton versteckt. Malara bemerkte es ebenfalls, sie drehte sich zu Chin und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Ist alles okay?« Er blickte zu ihr herunter und nickte. Mit einem Lächeln sah er zu Auria. »Wir sind für eine Mission hier. Früher oder später hätte ich sowieso zurückkommen müssen«. Auria nickte. »Dann sollten wir nicht länger herumtrödeln«, sagte sie und bat Chin mit einer Handgeste, vorzugehen. Schließlich kannte er sich in Omashu am besten aus und wollte die Truppe zu einer besonderen Person bringen.
 »Wer ist das eigentlich, den wir treffen werden?«, fragte Auria, während sie auf die Tore von der großen Stadt zuliefen. »Ein guter alter Freund von mir. Er ist damals mit seiner Familie nach Omashu gekommen.« Sie wurde neugierig aus welchem Grund er damals nach Omashu gekommen ist und von woher er eigentlich stammte, aber sie war sich sicher, dass sie es später herausfinden wird. »Ich kann's kaum fassen, endlich mal in einer anderen Stadt des Erdkönigreichs zu sehen!«, sprach Malara mit einer puren Begeisterung. »Wart ihr nur in Ba Sing Se?«, fragte Chin, Auria nickte. »Es war die einzige Stadt die groß genug war, um sich zu verstecken. Auch als Avatar« Sie grinste bei dem Gedanken, dass die Welt weiterhin den Avatar nicht kannte. Vielleicht die Leute aus dem Wasserstamm, doch niemand kam damals auf die Idee, dass Auria die Welt oder eher gesagt, dass die Welt den Avatar kennenlernen sollte.
Es war kein langer Weg, bis sie die Tore erreicht haben. Zwei Soldaten standen davor. Auria fragte sich, ob das aus reinen Sicherheitsgründen aufgrund des Ordens war oder ob dies Alltag ist. »Euer Reisegrund?«, fragte einer von ihnen. »Ich bin Bewohner von Omashu und war aus Studienzwecken in Ba Sing Se. Ich möchte meine Mutter besuchen und habe gleichzeitig noch Besuch mitgebracht«, sprach Chin. Der Soldat nickte und bekam die Wohndaten von Chins Mutter, bevor die beiden die Truppe hineinließ.
 »Das ging ja einfach, ich dachte die würden uns vielleicht noch kontrollieren oder ausfragen«, sagte Auria, als die Tore sich hinter ihnen wieder geschlossen haben. Malaras Blick zeigte ebenfalls Verwunderung. »Die Soldaten standen schon immer hier, das ist nichts Neues. Sie wollen einfach nur Informationen haben, aus welchem Grund man sich in Omashu aufhalten möchte und vor allem, wie lange«
 »Kann man das denn nachverfolgen?«, fragte Malara.
»Theoretisch gesehen schon. Es ist sehr perplex, aber die Soldaten finden immer einen Weg damit man sich hier nicht illegal aufhalten kann. Habt ihr Hunger?« Auria nickte hastig. Ihr Bauch machte sich schon den ganzen Tag bemerkbar. Das ganze Laufen und herumreisen war definitiv nicht Aurias Stärke. Sie war es gewöhnt in ihrer kleinen Umgebung zu bleiben, selbst wenn es der Zonenwechsel in Ba Sing Se gewesen ist. Immerhin hatten sie den Bahnverkehr. »Es ist sowieso noch nicht spät genug, um mit meinem Freund zu reden. Lasst uns was essen gehen« Chin lächelte die Mädchen an, bevor er selbstbewusst durch die Straßen von Omashu entlang lief. Sie hatten noch genügend Münzen übrig, um in einem Restaurant was zu essen, dennoch mussten sie stets drauf aufpassen, dass sie sorgfältig damit umgingen. Sie sollten nicht plötzlich irgendwo im Nichts sein, in größter Hungersnot um dann sich nichts leisten zu können.
Auria war vieles gewohnt, doch das ständige hochlaufen aufgrund der Beschaffenheit der Stadt, strengte sie sehr an. »Für was sind eigentlich diese... Rutschen?«, fragte sie. »Man braucht doch eine Hilfe nach oben« Auria schnappte nach Luft, während sie versuchte weiterzureden. »Und nicht für nach unten?« Chin fing an zu lachen. »Leider ist das kein Personenverkehr, es ist für die Post gedacht", Auria riss ihre Augen auf und blieb stehen. »Für die Post?!«, rief sie verständnislos. »Die Bewohner aus Omashu sind eindeutig verrückt« Malara kicherte. »Dafür, dass wir wissen welche Rolle du als Person einnimmst, solltest du eigentlich die Ausdauer besitzen um so viele Stufen und Wege hochzulaufen«. Auria kniff ihre Augen zusammen und schaute ihre beste Freundin verärgert an. Natürlich besaß sie eine ausgezeichnete Ausdauer, schließlich wurde sie oft genug im Schwertkampf trainiert welches nicht nur Logik und Konzentration benötigte. »Dieses Mal muss ich Auria in Schutz nehmen«, sprach Chin und starrte Malara grinsend an. »Meine Luft neigt sich langsam auch zum Ende, aber keine Sorge, wir haben es bald geschafft«. Mit diesen Worten machte er sich wieder auf den Weg, was Auria zum seufzen brachte. Wer kann schon so bedeutsam sein, dass man sich diese Mühe machen musste?
Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sie endlich vor eine Art Kneipe ankamen. Das aus Erde erbaute Gebäude, welches einen außerordentlichen Ausblick auf die unteren Etagen besaß und so die Menschen erinnerte, wie viel Mühe sie sich machten hier heraufzuklettern, war von einem grünen Dach geziert und reihte sich perfekt in die Baustruktur der restlichen Häuser von Omashu ein. Draußen hingen einige Plakate die erkenntlich machten, dass sie geöffnet haben. Ebenfalls gab es ein weiteres wo für den „eisernen Phönix" geworben wurde. Auria konnte nichts mit dieser Information anfangen, sodass sie diese auch nicht weiter Beachtung schenkte. »Befindet sich dein Freund hier drinnen?«, fragte Malara, während Auria sich auf dem Weg zur Tür machte. Es war ihr egal wen sie hier antreffen wird oder auch nicht, ihr Magen knurrte nach dem ganzen Sport noch mehr. Sie ignorierte Chins Antwort und ging in das lärmbekräftigte Gebäude rein. Ihr Gesicht verzog sich selbsttätig, als sie nicht verstand um was es hier ging. »Ach ja, wie sehr ich das vermisst habe«, sprach Chin und ging voller Freude in das Innere des Geschehens. Auria blickte zu Malara, die genauso fragwürdig neben ihr zum Stehen gekommen ist. »Was ist hier los?«, fragte Auria. Links von ihnen war eine große Bar, hinter denen mehrere Menschen darum kämpften, jeden einzelnen Kunden mit jeglichen Getränken zu bedienen. Hinter ihnen liefen immer wieder Personen mit leeren aber auch mit gefüllten Tellern, die sie zu den umliegenden Tischen brachten. Zurzeit war der Bedarf nach Getränke höher, denn die Mehrzahl der Masse die sich hier getroffen hat, umringten... etwas. Durch das Stöhnen und dem Schreien bei denen sie versuchten, das zu unterdrücken, kam Auria auf den Gedanken das ein Kampf stattfinden musste. Die Kneipe war nicht klein, aber auch nicht groß. Chin versuchte sich durch die Menschenmenge zu drücken, um selber zu einem Zuschauer zu werden. Auria versuchte etwas zu erspähen indem sie auf ihre Zehenspitzen stand, doch sie scheiterte durch ihre Größe. Sie verdrehte die Augen und zog Malara mit sich zu einem freien Sitzplatz. »Wenigstens haben wir so einen freien Tisch«, sprach sie bevor sie die Essenskarte, die auf dem Tisch lag, durchstöberte. Sie zog ihren Kopf in den Nacken, als sie die ganzen Gerichte in ihrem Kopf vorstellte. »Wie viel darf ich bestellen?«, fragte sie ihre beste Freundin, die für das Geld in Verantwortung gestellt wurde. »Du weißt doch...« Auria beugte sich nach vorne. »Ich muss doch groß und stark werden«, flüsterte sie und konnte sich kein Grinsen verkneifen. Malara schnaubte und schüttelte den Kopf. »Vergiss es. Jeder bekommt nur ein Gericht und am besten auch nichts teures!« Trotz dass Auria ihre Antwort schon vorher gewusst hatte, lehnte sie sich enttäuscht zurück. Ihr Hunger war groß, doch gleichzeitig konnte sie Malara verstehen. Aus diesem Grund wurde sie auch dafür ausgewählt, sich um die Bilanz der Gruppe zu kümmern. Der Avatar bestellte sich ein einfaches Reis-Congee, während Malara für sich eine Nudelsuppe und für Chin gebratene Ente bestellte, wobei sie dieses Gericht dazu nutzen wollte um selber etwas von der Ente zu ergattern, während Chin sich dem Kampf widmete. Leider funktionierte dies nicht ganz, denn Chin bemerkte dass die beiden was zum Essen bestellte, sodass er rechtzeitig zum Tisch zurückkehrte.
 »Was passiert da?«, fragte Auria als sie sich mit ihren Stäbchen etwas von ihrem Reisbrei in den Mund schob. »Hier gibt es regelmäßig Kämpfe, dafür ist das Brocken bekannt. Heute ist der eiserne Phönix wieder am Zug, er ist seit Jahren die Person, die das ganze Geld gewinnt. Keiner konnte bisher gegen ihn gewinnen«, sprach Chin. Auria grinste und zeigte ihre Armmuskeln. »Vielleicht sollte ich es ja mal versuchen«, sagte sie wodurch sie ihre Freunde zum Lachen brachte. »Benutzen die denn nur ihre Fäuste?«
»Nein. Der eiserne Phönix ist vor allem dafür bekannt geworden, dass er in der Schwertkunst äußerst geschickt ist. Heute findet aber nur ein Faustkampf statt, beim Schwert kann man nämlich nicht erwarten dass der Gegenüber K.O. geschlagen wird. Das finden manche... langweilig« Auria zog ihre Augen zusammen. Wie konnten sie solche Gewalt denn unterhaltsam finden? Gerade wenn jemand zu Boden geschlagen wird, kann dies doch nicht zur eigenen Belustigung unternommen werden? Ihr Blick wendete sich zur bejubelten Menschenmasse, die ganz klar einen Favoriten besaßen. Der eiserne Phönix. Auria senkte ihren Kopf auf die andere Seite und versuchte sich diesen „eisernen Phönix" auszumalen. Wie er wohl aussehen mag? Sie stelle ihn sich groß, sehr groß, vor. Er muss wahrscheinlich Muskeln haben, die sein Körper noch gigantischer erscheinen ließen. Er war sicherlich alt, zumindest älter als sie es war. Auria kam durch Gebrüll wieder in die Realität zurück und widmete sich ihrem Essen. Nachdem die Gruppe wieder zu ihren Kräften gekommen ist, löste sich die Masse um die zwei Kämpfenden immer mehr auf. Anscheinend war der Kampf vorbei, sodass der Betrieb wieder in seine Normalität zurückkehren konnte. Auria sah wie mehrere Menschen aus der Taverne rausgingen, achtete dabei stets den eisernen Phönix aus ihren Gedanken erkennen zu können. »Da ist er! Kommt, steht auf!«, sprach Chin als eine männliche Gestalt herauslief. Auria und Malara rappelten sich auf und versuchten Chin nicht zu verlieren, der schon längst herauslief. 

The Ravan - The Rise of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt