Easton
Als ich aufwachte, schien die rote Morgensonne durch mein Zimmerfenster. Ich stöhnte und vergrub den Kopf unter meinem Kopfkissen, wo alles schön warm und dunkel war. Doch kaum versuchte ich wieder einzuschlafen, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Ich holte meinen Kopf wieder hervor, blinzelte den Lichtstrahlen entgegen und fragte mich, wie es sein konnte, dass die Sonne schon schien.
Ich tastete nach meinem Handy, aber das Display ließ sich nicht einschalten, was dafür sorgte, dass mein Herz einen Satz machte. Sofort zuckte mein Blick zu der Uhr über meinem Türrahmen. Ich musste mir den Sand aus den Augen reiben, um zu erkennen, dass wir bereits kurz vor halb zehn hatten.
»Nein, nein, nein!« Ich sprang aus dem Bett, schnappte mir meine Arbeitskleidung, schlüpfte halb in die Jeans und scannte dabei den Raum nach meinem verdammten Ladekabel ab. Wie hatte das nur passieren können?
Ich fand das Kabel auf dem Boden hinter dem Schreibtisch. Samt Handy schmiss ich es in meinen Rucksack, um dieses später auf der Arbeit an die Steckdose zu hängen. Ich griff nach meiner Jacke, war fast fertig, da fiel mir die Kamera ein. Auch die packte ich schnell noch ein.
Die Arbeit fing heute erst um zwölf an. Im Grunde genommen hatte ich noch genügend Zeit, da der Weg maximal dreißig Minuten in Anspruch nahm, aber wenn ich einen entspannten Start in den Tag haben wollte, musste ich so früh wie möglich aus dem Haus sein. Und vielleicht schaffte ich es sogar noch, Abby zu sehen? Nein, stopp. Woher kam der Gedanke plötzlich? Roxy. Ich wollte zu Roxy, bevor die Arbeit begann.
Ich verließ mein Zimmer, sprintete die Treppe hinunter, bemerkte auf halbem Weg, dass ich mir nicht die Zähne geputzt hatte, und rannte noch einmal zurück. Ich donnerte mir eine Ladung Wasser ins Gesicht, versprühte Deo wie ein Verrückter und kümmerte mich um meine Mundhygiene, und das alles in unter zwei Minuten. Ich hoffte inständig, dass Roxy das nicht bemerkte, und machte mich wieder auf den Weg nach unten.
Mit der Hand in den Haaren, die in alle Himmelsrichtungen abstanden, machte ich mich daran, nun endlich das Haus zu verlassen. Ich schaffte es aber nicht über den Flur hinaus. Meine Mom stand vor dem Spiegel am Eingangsbereich und zog sich gerade ihre Jacke über.
»Morgen, Sonnenschein«, grüßte sie mich mit einem Lächeln, als sie mich hinter sich im Spiegel bemerkte.
Wie ich es hasste, wenn sie mich so nannte. Als wäre ich eins der Neugeborenen von der Geburtsstation, auf der sie arbeitete.
»Morgen«, erwiderte ich leise. Unauffällig ließ ich meinen Blick zur Küche wandern, aus der jeden Moment auch noch Dad schreiten könnte. Aber es konnte auch sein, dass er bereits vor der Tür stand und eine rauchte, bevor er zur Arbeit ging. Meine Eile war total für die Katz gewesen. Ich hätte gleich im Bett bleiben können. Blöder Handy-Akku.
Als mein Magen knurrte, nahm ich das als Zeichen. Also ließ ich meinen Rucksack am Treppenabsatz liegen, schritt in die Küche, bereute es aber sofort. Denn dort saß Dad am Frühstückstisch, trank frischgebrühten Kaffee und sah jetzt von der Zeitung auf.
»Morgen, Junge«, grüßte er mich mit derselben rauen Stimme von heute Nacht.
Ich nickte kurz und schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, hinunter. Weil ich nicht einfach kehrtmachen konnte, schnappte ich mir eine Banane aus der Obstschüssel neben dem Kühlschrank. In meinem Rücken spürte ich Dads Blick, was mich noch nervöser machte.
»Nächste Woche ist wieder ein Spiel«, sagte er plötzlich und raschelte mit der Zeitung.
Ich wollte mich nicht umdrehen, ihm in die Augen blicken und anlügen, aber ich hatte keine andere Wahl. Denn auf einmal stellte Mom sich in den Türrahmen. Als ahnte sie, dass ich sonst wieder die Fliege machen würde.
DU LIEST GERADE
Girl on Ice [XXL-Leseprobe]
Romance**Auf Schlittschuhen ins Glück** Die siebzehnjährige Abby hat allem Anschein nach das perfekte Leben: Sie ist nicht nur eine begabte Eiskunstläuferin, sondern auch ein Social-Media-Star und wird von der ganzen Welt geliebt. Beim alljährlichen Winter...