POV. Bjarne:
Schmerzerfüllt lief ich in mein Zimmer. Mir tat alles wieder so unglaublich weh. Es ist nicht das erste mal, dass mir alles wehtut. Meine Eltern schlagen mich schon seit Jahren. Ich habe nie was dagegen unternommen, in der Angst, es könnte schlimmer werden. Sie könnten es herausfinden und es vielleicht noch weiter treiben. Mit meinen Eltern war noch nie leicht zu reden. Immer wenn ich mit Problemen ankam oder einfach nur reden wollte, waren sie entweder nie da, oder hatten mir gesagt, dass sie beschäftigt wären und ich nicht so wichtig sei. Mit der Zeit gewöhnt man sich dran und es kommt einem nicht mehr so schlimm wie vorher vor. Das Gefühl nie geliebt zu werden wird nie weggehen, aber es wird leichter damit zu leben.
Normalerweise beschäftigen sich Leute in meinem Alter mit ihren Freunden oder irgendwelchen Freizeitaktivitäten wie Fußball oder Hockey. Ein großer Teil meiner Stufe spielt Fußball und ein paar Hockey. Die die sich zu gut für sowas finden hängen in ihren Cliquen ab. Man mag jetzt vielleicht denken, ich bin auch nur ein Teenager, aber das stimmt nicht ganz. Ich bin zwar ein Teenager, aber mit einem gewaltigen Unterschied, nämlich dass ich keine Freunde hab. Und das sage ich jetzt nicht nur so, es ist wirklich so. Ich hab keinen zu dem ich gehen kann wenn ich mal reden will oder mich auskotzen will. Keiner der mir sagt, dass alles wieder gut wird. Keiner der mir sagt, komm wir schaffen das zusammen. Ich bin ganz alleine auf mich gestellt.
Morgen ist es soweit. Wir werden wieder umziehen. Zwar weiß ich nicht als was mein Vater arbeitet, aber er arbeitet mal hier und mal da, was für uns heißt, dass wir alle zwei Jahre umziehen müssen. In keiner Stadt waren wir bis jetzt länger als zwei Jahre. Noch nie ging ich länger als zwei Jahre auf eine Schule. Wenn man dauerhaft um die halbe Weltgeschichte reist, kann man sich nie wirklich Freunde aneignen. Viele fanden mich auch einfach doof oder langweilig, weil ich die meiste Zeit alleine verbrachte und las. Ich liebte Bücher über alles. Dank ihnen, konnte ich der Realität wenigstens für ein paar Momente entkommen. Die ganzen Wesen, welche es dort so einfach zu scheinen haben. Sie wirkten alle so glücklich und vollständig. So sorgenlos und voller Freude. Warum kann ich nicht so leben? Warum hab ich dieses Leben bekommen? Das frage ich mich schon lange, konnte aber bis jetzt noch keine Antwort finden.
Ich hatte keine Geschwister oder Verwandte und wenn doch, wusste ich von denen nichts. Ich weiß nur, dass ich einen Onkel habe, der allerdings sehr weit weg wohnt. Wo genau weiß ich nicht, aber das brauche ich auch nicht, da ich froh bin, dass ich nur meine Mutter und meinen Vater kennen durfte. Ich will mir wirklich nicht vorstellen, wie der andere Teil meiner Familie aussah.
Gedankenverloren saß ich an meinem Schreibtisch und blickte auf die leere Tischplatte. Erst fuhr ich die Linien auf der Platte nach und nach in meinem Kopf nach und dann alles wieder in die andere Richtung. Als würde ich das Muster nachzeichnen wollen. Natürlich war das ziemlich langweilig, aber immer wenn ich das tat, konnte ich perfekt nachdenken. So konnte ich meinen Gedanken, fast so ähnlich wie beim lesen, freien Lauf lassen. Aus der realen Welt entschwinden und in die fiktionale Welt eintauchen. Dort, wo alle außerirdischen Wesen hausten, dort wo das unmögliche möglich ist, konnte ich zuhause sein. Konnte ich endlich mal ich selber sein. So sein wie ich bin ohne mich verstellen zu müssen.
Leise vernahm ich Stimmen aus der unteren Etage. Es war mein Vater, der mich zum Essen gerufen hatte. Sofern man es Essen nennen konnte. Für mich wurde immer nur Tiefkühlessen gekauft, aber für sich und meinen Vater, kochte meine Mutter immer ein Drei Gänge Menü. Alles was mein Vater essen wollte oder worauf er Lust hatte, bekam er gekocht oder gebacken. Ich war trotz der ganzen Fertigprodukte erstaunlich dünn, wobei das durch meine Essstörung zustande kam. Teilweise hungerte ich Tagelang, in der Hoffnung niemals übergewichtig zu werden. Meine Eltern verteufelten übergewichtige Menschen. Mir war das allerdings relativ egal welche Körperform jemand hatte oder wie die Person aussah. Ich brauchte keinen perfekt aussehenden Kumpel oder das schönste Mädchen der Schule. Trotz dem Grund das ich nicht oberflächlich bin, wollte keiner was mit mir zutun haben. Verstehen konnte ich das schon irgendwo, aber es auch zu zeigen ist auch nicht wirklich besser. In solchen Momenten wünschte ich mir die Leute wären einfach scheinhaft nett zu mir. So würde ich wenigstens in der Illusion leben, dass ich wenigstens kein kompletter Abschaum bin. Besser als dauernd gemobbt zu werden, dauernd verprügelt zu werden oder beleidigt und gedemütigt werden, wäre es auf jeden Fall. Wahrscheinlich wäre ich so auch mit weniger körperlichem wie auch seelischem Schmerz davon gekommen.
Nach einer Zeit stand ich schließlich auf und ging runter in die Küche um mir etwas Essen zu nehmen. Als ich auf die Uhr sah, welche direkt wenn man die Treppe hinuntergeht sieht, staunte ich ein wenig. Fast drei Stunden habe ich am Ende in meinem Zimmer gehockt und über alles nachgedacht. Vielleicht sollte ich wenigstens mal gucken, dass ich wenigstens einmal am Tag rausgehe und spazieren gehe, um aus meinem Umfeld mal eine wenn auch nur kurze, Auszeit zu bekommen. Eventuell kann ich mich dann auch mal irgendwo in ein Cafe oder ähnliches verkriechen und einen Kaffee trinken. Beim Thema Kaffee und Essen, fiel mir wieder ein, dass ich immernoch mit dem Teller in der Hand in der Küche stand. Mein Vater schnauzte mich natürlich auch wieder von der Seite an, dass ich mich doch bitte einmal beeile soll damit er mit meiner Mutter "Zeit für sich hat". Schlussendlich packte ich mir ein paar Pommes auf meinen Teller, spritzte noch ein wenig Ketchup drauf und verschwand ganz fix wieder in mein Zimmer, in welchem ich mich nun an meinen Tisch setzte und anfing zu essen.
//Also uhm hallu ^^ Vielen Dank fürs lesen. Das bedeutet mir wirklich viel. Ich hoffe sehr dass es dir gefallen hat, wenn ja, könntest du mir das ja mit einem positivem Kommentar zeigen. Verbesserungsvorschläge wären auch ganz nett. Wir sehen uns hoffentlich bald wieder :3//
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Beaten up
General Fiction⚠(!TRIGGERWARNING!)⚠ Eine Geschichte, in der der Hauptcharakter, viel Leid ertragen muss. Liebe kennt er nicht. Er wurde nie gemocht und war immer alleine. Vor kurzer Zeit hat er allerdings zwei Menschen kennengelernt, die ihm noch einiges zeigen we...