Friendzone

Kapitel 5

Noah hält sein Wort, denn die nächsten Tage versucht er tatsächlich, Clara so gut es geht von Eden fernzuhalten. Und ich merke, dass das alles andere als leicht für ihn ist, schließlich steht er zwischen den Fronten. Eden ist meine engste Freundin und wir verbringen eigentlich die ganze Zeit mit Noah zusammen, doch Clara ist logischerweise auch immer mit Noah und demnach ist es ziemlich schwer für ihn.

Umso mehr schätze ich auch, was Noah tut. Und so langsam zeigt es seine Wirkung, denn Eden geht es wieder gut und ich merke, dass sie nicht mehr schlecht auf Clara zu sprechen ist. Zumindest nicht was das Stipendium angeht.

Ich seufze, während ich mich in der Cafeteria an unserem Stammtisch niederlasse und auf die anderen warte. Es ist noch ziemlich leer, doch das wird sich sicher gleich verändern. Ich habe Noah vorhin geschrieben, dass er Clara wieder mitbringen kann und freue mich, endlich wieder in Ruhe Zeit mit allen verbringen zu können. Ich habe Clara zwar nicht unbedingt vermisst, aber ich bin erleichtert, dass Noah nun nicht mehr das Problem hat, sich immer in zwei Hälften teilen zu müssen.

Summend streife ich mir meinen Rücksack ab und will gerade meine Schokolade rausholen, als die Tür der Cafeteria aufgestoßen wird und Miles auf mich zugesteuert kommt. Ich muss prompt lächeln, als ich mich an heute Morgen zurückerinnere. Da habe ich den taffen Miles doch glatt rot werden sehen, als Alisa nach seiner Hand gegriffen hat.

Ich muss mich zurückhalten, um keinen süßen (für Miles wohl eher sauren) Kommentar abzulassen, der mir auf der Zunge brennt und einfach nur raus will.

Als Miles sich mir nähert und mein Grinsen bemerkt, wird sein Blick dunkler.

Okay, ich halt's nicht mehr aus.

"Wie gehts meinem Turteltäubchen denn heute?", frage ich dümmlich grinsend, als er sich zu mir setzt und bekomme damit prompt einen Klaps auf den Hinterkopf verpasst.

Ich funkle Miles empört an. "Was sollte das?"

"Sorry, meine Hand ist ausgerutscht." Miles lächelt künstlich und gibt mir dann einen deutlichen Blick, der mich nur dazu bringt, die Augen zu rollen, letztlich aber doch nachzugeben. Och Mann, es hätte so spaßig werden können... Ich hab ja noch nicht einmal angefangen, über seine rosaroten Wangen zu reden...

"Ich brauche was zum Essen", bemerkt Miles, als er sein Handy rauskamst und kurz einen Blick draufwirft.

"Wo ist Noah?", frage ich, ohne auf seine Worte einzugehen, da ich es nicht mehr aushalte. Ich hasse es, wenn er mich warten lässt. Was machen die denn auch so lange? Unsere Vorlesungen enden doch zur gleichen Zeit, und doch bin ich hier alleine.

Na gut, Miles ist auch hier, aber er nervt. Er lässt mich ja noch nicht einmal etwas zu heute Morgen sagen. Dabei hätte er es verdient, nachdem er Noah die Sache mit meinem peinlichen Vortrag verraten hat.

Miles zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, müsstest du das nicht wissen."

"Momentan habe ich echt keinen Überblick mehr", gestehe ich nur und lehne mich erschöpft zurück. Ich krame meine Tafel Schokolade raus und übergebe Miles die Hälfte, als er die Hand ausstreckt.

"Ah, du meinst wegen der Sache mit Eden und Clara." Miles verzieht das Gesicht und zeigt damit zumindest ein bisschen Verständnis, ehe er in die Schokolade reinbeißt, "Aber das ist doch Schnee von gestern. Die beiden sollen sich mal ein bisschen entspannen."