Wir können nur verlieren
Und manchmal verlieren wir uns selbst, nur um andere nicht zu verlieren. Wir machen uns etwas vor, um diejenigen um uns herum nicht zu verschrecken. Bloß nicht eifersüchtig sein, nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken oder Komplimente verteilen, flüstert die leise Stimme in meinem Kopf. Wir passen uns viel zu sehr an und zeigen dabei zu wenig die Person, die wir eigentlich sind und das, was wir eigentlich empfinden und Ausdrücken möchten. Ich will offen sein, ich will dir sagen, was ich empfinde, würde es am liebsten laut herausschreien. Manchmal bekomme ich das Gefühl, nicht das fühlen zu dürfen, was ich will, kann nur fühlen, was ich muss. Alles wird entweder heruntergeschraubt oder angezogen. Wir dürfen nicht fünf Nachrichten nacheinander schreiben, auch wenn wir es wollten. Dürfen nicht dreimal hintereinander nach einem Treffen fragen, weil die andere Person an der Reihe ist. Wer macht diese Regeln eigentlich und sind Regeln nicht dazu da, um gebrochen zu werden? Manchmal hinterfrage ich, ob es anders wäre, wenn all das davor nie passiert wäre. Wenn man nicht noch nach Jahren das Trauma verarbeiten müsste, was eigentlich nichts mit dem Hier und Jetzt zutun hat. Was wäre, wenn wir alle nicht so kaputt wären?