Dieses Gedicht ist so cool!
von Franz Hodjak
Gedicht mit Taube
Das Wort Taube, das mir gerade einfällt,
weil es schon morgens regnet, bringt
dies Gedicht erst ins Rollen, ein Rollen, das
dem Geräusch der Kaffeemaschine gleicht und
die Gefahr in sich birgt, daß ich etwas
unter dem Wort Taube verstehe, was
es nicht gibt, und um das Wort Taube nicht
zu vergessen, streiche ich die Taube von der Liste
des Einkaufszettels und rücke die Taube
aus dem Mittelpunkt an den Rand, wo die
Taube nicht verschwinden wird, sondern
sich in eine Taube verwandelt, die
frei ist von dem, was ich von einer Taube
denke. Das Gleiche, denke ich, während die
Balkontür zu Gott klemmt, gilt
für eine Orange, doch weshalb sollte ich jetzt
eine Orange in eine Orange verwandeln, da
ich endlich eine Taube in eine Taube
verwandelt habe. Nun, da ich Zufälle
nicht ausschließe, die gewaltiger sind als
jedes Wort, das mir einfällt, akzeptiere
ich auch den geflochtenen Korbstuhl, was schon
gegen die Abgerundetheit eines Gedichts
spricht, und wenn mir beim Anblick
der Zigarette das Wort Mambo einfällt oder
das Wort Sandkasten oder das Wort Luise, sprengt
das jede Vorstellung von einer Taube, und ich
frage mich, weshalb müssen wir uns etwas
vorstellen, das endet, bevor es beginnt, vielleicht
sind wir doch keine Wunderkinder, sondern
Arschlöcher, die eine Taube brauchen, um das
zu sehen, was sie nicht begreifen.