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“Niemand hatte sich je die Zeit genommen, den Scheffel ausfindig zu machen, unter dem mein Licht stand; der Scheffel war der Satz selbst, der Scheffel waren die Wände, gegen die nachts die Aschenbecher flogen, der Scheffel war ´Sei still´ und ´Sprich lauter´, zwei Forderungen, die ich gleichzeitig erfüllen sollte. Paradox oder nicht, schlussendlich war es meine eigene Schuld, dass ich ihnen nicht Folge leisten konnte. Ich hatte die Verantwortung für mein Licht zu tragen, ich war es gewesen, die es versteckt hatte unter einem der alten Lampenschirme meines Großvaters. Die Bedeutung dieses Sprichworts war mir gewaltsam entrissen worden. Ich konnte es nicht hören, ohne vor Wut die Fingernägel in meine Handflächen zu bohren. Halb erstickt war dieses Licht jetzt, aber nicht totzukriegen.” (S. 167) - (Deniz Ohde, Streulicht)
Diese Stelle beschreibt viele meiner Gefühle gut, denn ich bin es gewohnt gefragt zu werden, wieso ich mein Potenzial nicht ausschöpfen würde. Ich stelle mein Licht angeblich unter einen Scheffel, verstecke mein wahres Talent, nur weil ich nicht an mich selbst glauben würde. Die vierzehn Punkte in einer Klausur könnten ja fünfzehn Punkte sein, da habe ich mein Potenzial wohl nicht ausgenutzt und mich wieder ausgebremst. Viele Menschen in meinem Umfeld sagen mir, dass ich doch zu so viel mehr in der Lage wäre und wollen deswegen Verantwortung für mein Leben übernehmen, so als hätte ich nicht das Wissen und die Reife, das selbst zu tun, selbst darüber zu entscheiden.