letalestrange_xo
„Man muss sich vorstellen, dass wir hungrig waren. Sieben von uns saßen auf einem Brett, und wir warteten. Nackt, mit nackten Füßen auf dem gefrorenen Boden, warteten wir, dass unsere Nummern aufgerufen würden. Die Nacht war endlos, und unsere Glieder zitterten. Aus dem Schornstein stieg ein dicker Rauch empor, und dieser Rauch war unsere Kameraden.“ ~ Primo Levi, Schriftsteller und Überlebender von Auschwitz Ja, dieses Zitat ist absolut schockierend - trotzdem fand ich es nicht angemessen, hier eine Triggerwarnung beizufügen. Denn das, was in Auschwitz und an vielen anderen Orten geschehen ist, waren reale Schicksale von realen Menschen. Menschen wie du und ich, die aber plötzlich nicht mehr als Menschen angesehen wurden. Die Welt war plötzlich so hasserfüllt, dass überhaupt nichts mehr einen Sinn gemacht hat und Menschen wie du und ich, Hand in Hand mit ihren kleinen Kindern, auf grausamste Art und Weise getötet wurden. Heute am 27. Januar, an dem wir diesen Menschen gedenken sollten, ist wieder ganz klar dieser Hass zu spüren. Wir leben in Zeiten, in denen es wieder okay scheint, andere menschenunwürdig zu behandeln, Nazi Parolen zu verkünden oder Symbole zu zeigen und Leuten ihre Identität und Heimat abzuerkennen. Deshalb hier keine Triggerwarnung, denn: wir müssen uns mit der Geschichte konfrontieren. Wir müssen wissen, was damals passiert ist, auch, wenn wir es nie verstehen können, weil es unbegreiflich grausam ist... Ich hatte in meinem Leben bereits 2 Mal die Ehre persönlich mit Zeitzeuginnen zu sprechen und ich kann nur jedem und jeder von euch raten, euch zu informieren und euch Geschichten anzuhören, zu lesen oder zu sehen. Denn nichts ist wichtiger, als uns zu erinnern. Wir dürfen nicht vergessen. Und wir sollten vorallem dafür sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.
-denebola-
@letalestrange_xo ich möchte ja nicht überdramatisch sein, aber jeden Tag seht es wahrscheinlicher aus, dass wir zurück zur Türkei ziehen müssen. Und dabei habe ich keine Ahnung was ich dort machen soll. Ist es zu komisch zu sagen, dass meine Heimat eben Deutschland ist und nicht das Herkunftland meiner Eltern? Ich weiß es nicht was ich machen soll, wenn die neue Regierung an die Macht kommt. Am Anfang hatte ich noch die Hoffnung, dass vlt Scholz wieder gewählt wird oder Habeck gewählt wird, aber jetzt joaa. Und irgendwie könnte ich das keinen sagen, weil man über mich lustig machen würde. Ich bin ja deutsch nach Staatsbürgerschaft, aber auch sas werden sie abnehmen. Ja anyway meine Verzweiflung hahah funny, right?
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letalestrange_xo
@-denebola- also ich finde das weder komisch, noch überdramatisch - Im Gegenteil: ich finde deine Sorgen und Gedanken da absolut logisch und verständlich. Und es ist einfach so unfassbar traurig, dass man anfangen muss, sich über sowas Gedanken zu machen. Man kann nicht dir oder anderen Menschen einfach die Heimat und ja damit irgendwo auch einen Teil der Identität aberkennen, nur weil zu dieser Identität vielleicht auch noch andere Dinge gehören, wie z.Bsp. die Heimat oder Kultur der Eltern. Und das schlimmste kommt ja sogar danach erst noch, wenn dieses Aberkennen dann ja noch Folgen nach sich zieht... Mir fehlen da auch langsam wirklich die Worte und es macht mich einfach wütend - vorallem, weil du ja auch Recht damit hast, dass sich viele vermutlich drüber lustig machen würden oder diese Sorgen übertrieben fänden. Wie sagt man so schön:"Der Weg ins Rechtsextreme ist gesäumt von Leuten, die dir sagen, dass du überreagierst". Ich hoffe einfach, dass bei der Bundestagswahl doch noch irgendein Wunder geschieht - aber diese Hoffnung wird leider echt immer kleiner...
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letalestrange_xo
@silverlexia Das stimmt genau...in der Uni reden wir immer über das "Overton Window", was basically einfach ein begrenztes Fenster ist, an Dingen, die politisch sagbar bzw akzeptiert sind, welches sich aber langsam verschieben kann...und ich finde, diese Verschiebung ist zurzeit einfach so extrem spürbar. Das finde ich echt so beängstigend. Noch beängstigender finde ich, wenn sogar Zeitzeug*innen sagen, dass es sich gerade so anfühlt wie damals, als es angefangen hat... In der Schule hatte ich damals neben Geschichte ein separates Fach nur zur Aufarbeitung der NS Zeit (das hieß "Projektkurs Auschwitz" und meiner Meinung nach sollte jede einzelne Schule das einführen) und da fand ich das alles extrem schockierend...aber trotzdem hatte ich immer das Gefühl, dass das ja eh nicht wieder passiert, weil wir ja alle draus gelernt haben und ja niemand eine Wiederholung wollen kann... But here we are mit der AfD und einer Grundstimmung in diesem Land, wo Leute so hasserfüllt sind, dass sie nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden können...
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