Chapter 1

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Meine Oma starb an einem Donnerstag. Am Freitag waren wir bereits in Ottawa und am Montag stand meine ganze Welt bereits Kopf.
Das ist die Kurzfassung von dem was vor drei Jahren passierte. Ihr wollt die Langfassung?

Wir wohnten in einer kleinen Stadt namens Burlington in Ontario, Kanada. Noch nie was davon gehört?
Vielleicht kennt ihr ja Hamilton oder Toronto. Unsere Nachbarn am Lake Ontario. Jedenfalls, meine Großeltern, also die Eltern meine Mutter wohnten in Ottawa.

Meine Oma war im Sommer krank geworden, aber die Ärzte hatten Hoffnung, dass sie es schaffte. Naja sagen wir so, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie ist zusammen mit meiner Oma gegangen. Nach kurzer Krankheit ist sie eingeschlafen und an einem besseren Ort wieder aufgewacht.

Es war der erste Tod in meiner Familie mit dem ich konfrontiert wurde. Vorher kannte ich das alles nur aus dem fernsehen wo immer alles sehr dramatisch und überzogen ist, aber für mich war der Tod etwas leises.

Ich konnte meine Oma nicht oft sehen, trotzdem stand ich ihr sehr nah. Wahrscheinlich war auch de Entfernung der Grund warum ich eine Weile brauchte ihren Tod zu realisieren. Ich hatte sie schließlich noch nie oft gesehen.

Wir fuhren sofort nach Ottawa, nach ihrem Tod und meine Mutter war am Boden zerstört da sie sich nicht hatte von ihrer eigenen Mutter verabschieden können. Ich begriff das alles noch nicht so ganz, aber ich dachte daran wie es wäre wenn meine Mutter auf einmal nicht mehr da wäre und das half mir zu realisieren, wie sie sich fühlen musste. Ich tröstete mehr sie, als das ich selber trauerte.

Ich glaube der erste Moment wo ich die Trauer richtig begriff und was sie auch mit mir machte, war an der Beerdigung, als all die, teilweise fremden Menschen, auf einem zukamen und ihr Mitleid aussprachen und ich meine Oma sah, wie sie weggetragen wurde. Es war das erste mal das ich wirklich richtig weinte über den Tod meiner Oma.

Mein Opa tat mir am meisten leid neben meiner Mutter. Er war schon seit einer Weile nicht mehr der Alte. Sprechen und sich anstrengen fiel ihm schon seit fast zwei Jahren schwer, aber seine tränen auf der Beerdigung und in den tagen nach der Beerdigung sprachen lauter als Worte es je konnten. Meine Oma stand ihm 50 Jahre bei, sie haben alles miteinander gemacht und waren auch in ihren letzten Jahren noch sehr verliebt und meine Oma half ihm durchs Leben.

In einem guten Moment, wo er noch viel Energie hatte, hatte er mir mal erklärt: „Deine Oma ist die Welt für mich. Wir haben alles in den letzten 50 Jahren zusammen erlebt und standen immer beieinander. So haben wir es uns geschworen. In guten und in schlechten Tagen. Das bedeutet der Schwur bei einer Heirat und ich werde diesem Schwur treu bleiben bis zu unserem Tod und darüber hinaus. Das bedeutet Liebe für mich und deine Großmutter macht es mir schon immer einfach sie zu lieben, denn auch der Wahnsinn genauso wie die schönen Momente gehören dazu."

Ich hatte ihre Liebe schon als kleines Kind bewundert und wünsche mir bis heute so eine Beziehung zu führen wie die beiden. Meine Mutter sagte mir, dass es ihrem Vater das Herz brach, dass er in den letzten Wochen seiner Frau nicht so helfen konnte, wie sie ihm immer half, da er selber zu schwach dafür war.

Ich glaube ich trauerte gar nicht um meiner Willen sondern mit meiner Mutter und meinem Opa. Wie sehr ich meine Oma vermisste merkte ich erst, absichern sie nicht mehr anrufen konnte für einen guten rat oder wenn etwas passierte was ich ihr unbedingt erzählen wollte. Erst da bemerkte ich das Loch was sie hinterlassen hatte.

Nach dem Tod meiner Oma und nachdem der ganze Trubel um die Beerdigung vorbei war und alles geklärt war, wollten meine Eltern mit mir und meinem großen Bruder Leo reden. Wir waren zu dem Zeitpunkt immerfort in Ottawa, meine Mutter wollte meinen Opa noch nicht alleine lassen.

„Ihr wisst Opa war noch nie alleine. Oma hat ihm bei allem geholfen, gerade jetzt wo er viel nicht mehr alleine machen kann. Opa kann einfach nicht mehr alleine leben...", meine Mutter stockte und mein Vater redete weiter.

„Wir haben die letzten Tage sehr intensiv und lange darüber nachgedacht, aber euer Opa kann nicht alleine sein. Er braucht Unterstützung im Alltag und auch wird es ihm gut tun Gesellschaft zu haben, anstatt alleine sitzen zu müssen."

Ich verstand zu dem Zeitpunkt nicht ganz was uns unsere Eltern sagen wollten und mein Bruder fragte: „Und was bedeutet das? Schickt ihr Opa ins Heim?"

Meine Eltern guckten erst sich und dann uns ernst an. „Nein, wir haben uns entschieden, dass wir ihn unterstützen werden. Ein Heim ist und wäre sehr teuer und außerdem wäre Opa quasi wieder alleine weil er niemanden vertrauten um sich hätte."

Leo sprang auf und ich erschrak. „Ihr wollt hierher ziehen?! Was ist mit unserem Leben zuhause?" jetzt realisierte ich um was es ging wo mein Bruder es aussprach.

„Leo, wir wissen, dass das schwer für euch ist, aber es ist doch nicht für immer", versuchte meine Mutter, meinen Bruder zu besänftigen.

„Nein ihr schleppt uns also immer hin und her oder wie? Wenn Opa tot ist, sollen wir also wieder zurück als wäre nichts gewesen?"

Darauf sagten meine Eltern nichts und ich sagte zum ersten mal was. „Wir ziehen also weg? Hierher?" ich wollte es verstehen und versuchte zu realisieren, dass ich hier ein komplett neues Leben müsste aufbauen. Nur für wie lange?

Dieses Mal antwortete mein Vater. „Wir werden hier sein, solange euer Großvater Hilfe braucht. Wir wissen selbst nicht wie lange das ist, aber es ist der beste Ausweg, egal ob für uns oder für ihn. Wir können hier an einer anderen Außenstelle unserer Firma arbeiten. Ihr könnt hier zur Schule gehen. Lilie, du würdest einfach deine Middle School hier beenden und dann auf die High School wechseln und Leo wird sein freshman year auf einer High School hier anfangen."

Ihr müsst euch vorstellen diese Worte waren wie ein Schlag für eine 14 und einen 15 jährigen. Alle Freunde und alles bekannte hinter sich lassen weil die Eltern wegziehen wollten. Egal wie viel Leo und ich uns dagegen sträubten, wir konnten nichts ändern. Wir würden an Ende des Sommers in Ottawa bei meinem Großvater leben und nicht mehr in Burlington.

Hello Love

Das erste Kapitel! Ich würd mich freuen wenn du der Geschichte eine Chance gibst und gemeinsam mit mir Elisabeth und ihr Leben kennenlernst.
Ich hoffe dir wird die Story genauso ans Herz wachsen wie mir :)

Read you soon 🤫

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