Chapter four

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Joyce POV


Glücklicherweise ist der Abstand zwischen dem Badezimmerfenster und dem Boden nicht sehr hoch, sodass ich problemlos auf dem Boden aufkomme. Ohne zu zögern laufe ich sofort los, ich habe zwar keine Ahnung wohin, aber Hauptsache weg von dem Haus und dem Keller, in dem ich die letzten Stunden verbracht habe. In meiner ganzen Hektik und dem Gedanken der Flucht, habe ich kein bisschen auf das Wetter geachtet, was vermutlich besser so ist, denn hätte ich von vornherein den strömenden Regen gesehen, hätte ich doppelt so lange überlegt, ob ich wirklich aus dem Fenster klettern soll oder nicht. Schon nachdem ich ein paar Meter gelaufen bin, spüre ich die Nässe vom Regen nahezu auf meinem ganzen Körper. Meine Schuhe habe ich nicht mehr, stattdessen laufe ich mit nackten Füßen über den nassen Asphalt, was zum einen aufgrund des harten, etwas unebenen Material schmerzt und zum anderen ziemlich unangenehm ist - wer läuft schon gerne mit nackten Füßen im Regen? Genau, niemand und ich bin da auch keine Ausnahme.

Bereits nach ein paar hundert Metern sehe ich, dass sich der Weg vor mir in zwei teilt. Entweder ich laufe weiter gerade aus, oder nach rechts. Zögernd bleibe ich stehen. Ich habe keine Ahnung, welcher von den beiden Wegen der richtige ist. Wenn ich Glück habe, führen beide zu einer anderen Straße, oder zu einem anderen Haus, wenn ich Pech habe, führt einer, oder sogar beide in eine Sackgasse. Mit pochendem Herzen schaue ich mir die Wege an. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, wo sie hinführen könnten, also muss ich blind eine Entscheidung treffen und das am Besten so schnell wie möglich. Sicherlich wird Harry schnell mein Fehlen bemerken und versuchen mich zu finden. Es wäre besser wenn ich mich bis dahin für einen Weg entschieden hätte, sodass er nicht mehr sieht, wo ich hin laufe. Genau in dem Moment höre ich, wie er meinen Namen ruft. Erschrocken drehe ich mich um und sehe, wie Harry in der geöffneten Türe seines Hauses steht und ohne zu zögern die Stufen vor seinem Haus herunter läuft. Sofort drehe mich um und laufe einfach los, ohne weiter darüber nach zu denken, schlage ich den Weg nach rechts ein. Mittlerweile ist mir egal wohin er führt, Hauptsache ich laufe weiter  und somit weg von meinem Verfolger. "Joyce!", ertönt es zum zweiten Mal hinter mir, was nur dazu führt, dass ich noch schneller laufe. Ich ignoriere den Schmerz an meinen Füßen und den Regen, der stätig auf meine Haut fällt. Die Bäume an den Seiten des Weges werden immer mehr und ähneln schließlich einem Wald. "Stop running away!" Harrys Stimme ist mittlerweile lauter geworden, da er schon einiges an Abstand zwischen uns aufgeholt hat. Ich laufe zwar schnell, doch leider läuft er um einiges schneller. Früher oder später wird er mich einholen und ein kurzer Blick über meine Schulter verrät mir, dass früher wohl eher zutreffen wird. Anstatt dem Weg weiter zu folgen, renne ich einfach nach Rechts in den Wald. Wenn ich Glück habe, wird es Harry schwerer fallen, mir zu folgen, da die Bäume mir zumindest ein bisschen Deckung geben werden. Das hier ist vermutlich die einzige Chance zur Flucht und wenn sie mir jetzt nicht gelingt, dann vermutlich niemals.

Jetzt, wo ich dem Weg nicht mehr folge, ist der Boden unebener, ziemlich schlammig und überseht von Blättern und kleinen Ästen. Ich ignoriere den Schmerz, der durch diese bei jedem Schritt aufs Neue ausgelöst wird. Bei einem weiteren Blick über meine Schulter bemerke ich, dass von Harry weit und breit nichts zu sehen ist, weshalb ich inne halte und stehen bleibe. Außer meinem eigenen Atem, der stoßartig über meine Lippen kommt, höre ich nichts. Habe ich es geschafft? Ist es mir tatsächlich gelungen ihn abzuschütteln? Eine Welle der Erleichterung und der Hoffnung überkommt mich. Der Impuls in den Wald zu rennen, hat mich tatsächlich gerettet. Dennoch ist mir bewusst, dass ich weiter laufen muss. Nur weil ich Harry nicht sehe, heißt das nicht, dass er die Verfolgung aufgegeben hat. Ich setze einen schmerzenden Fuß vor den anderen und kämpfe mich langsamer als zuvor durch den Wald, der mir endlos zu sein schien. Weder rechts noch links, weder vorne noch hinten, scheinen die Bäume ein Ende zu nehmen. Das Knacksen, welches durch die Stille hallt, hätte etwas gruseliges, wenn ich nicht wüsste, dass ich diejenige bin, die es verursacht. Zumindest denke ich, dass ich es bin. So lange, bis mir auffällt, dass es viel zu laut ist, um nur von einer Person verursacht zu werden. Genau in dem Moment, in dem ich mich umdrehen will, höre ich wieder meinen Namen, diesmal lauter als die letzten Male, und als ich hinter mich schaue, sehe ich, dass Harry keine 5 Meter mehr von mir entfernt ist. Bei dem Versuch noch schneller zu rennen, setze ich meinen linken Fuß falsch auf, stolpere und befinde mich wenige Sekunden später auf dem Waldboden.


Harrys POV

Sie läuft um einiges schneller, als ich erwartet habe. Eigentlich habe ich gedacht ich würde sie ziemlich schnell einholen, allerdings ist das nicht der Fall. Dass sie schließlich stolpert hätte mich erleichtern sollen, immerhin hat sie jetzt keine Chance mehr wegzulaufen, doch zu sehen, wie sie auf den Boden fällt, führt dazu, dass mein Herz einen kurzen Aussetzter hat. Kaum dass ich neben ihr zum Stehen komme, knie ich mich neben sie und drehe sie um, sodass ich ihr Gesicht sehen kann. Währenddessen bete ich, dass sie nicht auf einem Stein gelandet ist, weil ich den Anblick sicherlich nicht aushalten werde. Glücklicherweise sieht sie nicht verletzt aus, zumindest nicht stark. "Are you alright?" Vermutlich klinge ich bei meiner Frage besorgter, als ich sollte. Zuerst sieht Joyce mich an als wäre ich ein Außerirdischer, weswegen ich einfach mal davon ausgehe, dass sie gerade einen Schock erlitten hat, weshalb mich ihr "Don't touch me!" - Gekreische ziemlich erschreckt. Im Ernst, sie tut gerade fast so als würde ich sie vergewaltigen, obwohl ich sie lediglich umgedreht habe und meine Hand nun auf ihrer Schulter ruht, um sie leicht auf den Boen zu drücken.  Und ich werde sie ganz sicher nicht los lassen, sonst versucht sie wieder nur weg zu laufen. Dass ich sie weiterhin festhalte führt dazu, dass sie weiter kreischt und langsam fange ich an, über fordert mit der Situation zu sein. "Joyce, calm down.", versuche ich sie zu beruhigen, aber natürlich bringt das nichts, stattdessen versucht sie nun, noch immer kreischend, meine Hand von ihrer Schulter zu lösen, weshalb sich mein Griff nur verstärkt. Das wiederum führt dazu, dass sie anfängt, mit ihren kleinen Händen auf mich einzutrommeln. "Joyce!", fahre ich sie etwas lauter als zuvor an und umfasse mit meinen Händen ihre zwei Handgelenke und halte sie so von ihren Versuchen mir weh zu tun ab: "I said calm down." Meine Stimme ist deutlich lauter und wütender als zuvor und Joyce Gekreische hört endlich auf. Stattdessen sieht sie mich mit angsterfüllten Augen an. Dass sie Angst vor mir hat, wollte ich eigentlich nicht erreichen, aber scheinbar bin ich grade lauter geworden, als ich geplant habe. Ohne ein weiteres Wort richte ich mich auf und ziehe sie mit mir nach oben. Kaum dass sie steht, versucht sie ihre Hände aus meinem Griff zu befreien. Langsam fange ich an, meine Beherrschung zu verlieren und mein Griff verstärkt sich. "Stop it now!" Vor Wut verspannt sich mein Kiefer und ich schreie mehr, als dass ich sie freundlich auffordere aufzuhören. Dabei wende ich scheinbar auch mehr Kraft auf, um sie fest zu halten. So viel Kraft, dass sie kurz vor Schmerz aufschreit, woraufhin ich sofort meinen Griff lockere, da ich nie vor hatte ihr Schmerzen zu zu fügen. Ein paar Mal atme ich ein und aus, um mich wieder zu beruhigen, dann sehe ich sie an. "Are you able to walk?" Ich habe keine Ahnung, ob sie sich bei ihrem Sturz irgendetwas verstaucht oder gar gebrochen hat, doch da sie auf meine Frage hin nickt, gehe ich davon aus, dass alles okay ist. Nachdem wir ein paar Schritte gegangen sind, fällt mir auf, dass das nicht der Fall sein kann, da sie humpelt und ihr bei jedem Schritt mehr Tränen in die Augen steigen. Seufzend drehe ich mich zu ihr um und ohne ein Wort lege ich eine meiner Hände an ihren Rücken und die andere an ihre Kniekehle, ehe ich sie hoch hebe und so zurück zum Haus trage. Noch immer regnet es, allerdings bin ich schon so nass, dass ich die Tropfen kaum noch auf meiner Haut spüre. Toll, wenn wir Glück haben, kriegen wir beide eine Lungenentzündung und das nur weil sie versuchen musste, wegzulaufen.


Passend zum Valentinstag gibts das nächste Update. Sorry, dass das letzte so ewig her ist.

Danke an die Leute die kommentiert und abgestimmt haben, ihr habt mich dazu motiviert, weiter zu schreiben ♥

xx Claire

Abduction • Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt