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„Schatz, ich muss los." Boerne küsste ihn auf Stirn. „Ich hab' dir Frühstück hingestellt. Deine hässliche Tasse steht auch schon unter dem Kaffeeautomaten."

Bevor Thiel überhaupt wusste, in welchem Jahrhundert er sich befand war Boerne auch schon mit einem „Ich liebe dich." aus der Tür.

Schlaftrunken setzte er sich im Bett auf und rieb sich die Augen. Es war spät geworden am vergangenen Abend.

Nach einem gemeinsamen Essen bei ihrem Lieblingsitaliener hatten sie zuhause noch eine Flasche Wein getrunken und lange geredet. Hatten die letzten beiden Jahre Revue passieren lassen und waren darüber auf dem Sofa eingeschlafen.

Mitten in der Nacht hatte Boerne ihn geweckt und ihn hinter sich her ins Schlafzimmer gezogen. Schnell hatten sie sich beide ihrer Kleidung entledigt, waren unter die Decke gekrochen und, wie an fast jedem Tag in den vergangenen zwei Jahren, im Arm des anderen eingeschlafen.

Seit Boerne damals mit der Kassette vor seiner Tür gestanden und ihn nach einem Bleistift gefragt hatte, war vieles anderes geworden. Besser geworden.

Seit zwei Jahren waren sie ein Paar, seit zwei Jahren holten sie all das nach, was sie in den Jahren davor verpasst hatten und besser konnte kaum sein.

Boerne war das fehlende Teil zu seinem Lebenspuzzle, machte ihn glücklich und vollkommen. Und Thiel wusste, dass es Boerne ebenso ging.

Ihr Umfeld hatte die Änderung ihres Beziehungsstatus, aus der sie von vorneherein kein Geheimnis gemacht hatten, aufgenommen als sei es selbstverständlich, der ein oder andere hatte sogar durchblicken lassen, dass das ja nun vollkommen überfällig war.

Langsam erhob sich der Hauptkommissar aus dem Bett und tappte barfuß in die Küche.

Tatsächlich stand seine Sankt Pauli Tasse, die Boerne nach wie vor nicht mochte, unter der Kaffeemaschine und auf dem Tisch stand ein einsamer Teller neben einer Brötchentüte und einem Glas seiner Lieblingsmarmelade.

Es war sein freier Tag und eigentlich hätte er ihn gern mit Boerne verbracht, aber der hatte wider Erwarten am Abend einen Anruf von Alberich erhalten, die im Institut offenbar in Arbeit erstickte.

„Ich bin am Mittag zurück, dann können wir noch was machen, ok", hatte Boerne entschuldigend gesagt, nachdem er aufgelegt hatte. Dabei wusste er doch genau, dass Thiel Verständnis dafür hatte. Jeder von ihnen hatte einen Job, der oft einen Einsatz über das normale Maß hinaus forderte und keiner war dem anderen böse, wenn das mal wieder der Fall war.

Thiel drückte auf den Knopf der Kaffeemaschine und sofort erfüllte der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee die Küche.

Mit der Tasse setzte er sich an den Tisch und schnitt sich ein Brötchen auf. Als er es gerade mit Marmelade bestrichen hatte, fiel sein Blick auf einen kleinen, rechteckigen Gegenstand, der auf dem Tisch lag.

Auch wenn dieser Gegenstand von einem dunkelroten Papier verhüllt wurde, wusste Thiel genau, um was es sich handelte.

Vor zwei Jahren hatte er selbst ein solches Päckchen vor Boernes Tür gelegt. Rückblickend die beste Entscheidung, die er je getroffen hatte.

Er öffnete das Papier und nahm die Kassette in die Hand, schob sich dann eine Brötchenhälfte in den Mund und schloss die andere Hand um die Kaffeetasse. Anschließend ging er ins Wohnzimmer.

Der alte Kassettenspieler stand im Regal. Benutzt hatten sie ihn nie, aber Boerne wollte ihn nicht wieder in den Keller stellen, nachdem dieses Gerät einen maßgeblichen Beitrag zu ihrem gemeinsamen Glück geleistet hatte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 30, 2020 ⏰

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