Kapitel 1

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Wir sitzen da. Hand in Hand. Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bäumen. Die Vögel zwitschern und alles ist friedlich. Ich sehe ihn an und es kribbelt. Mein Herz macht einen Sprung und ich grinse ihn breit an. Er grinst zurück und kommt mir langsam näher. Unsere Lippen sind nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich spüre seinen Atem und sehe in seine blauen Augen. Der Moment scheint perfekt.

Doch etwas lenkt mich ab. Etwas was hinter ihm geschieht.,,Katniss!" Ich höre verzweifelte Rufe meiner Schwester. Sie steht da. Gefesselt. Sie hat blutüberströmte Arme und sieht mich an. In ihrem Blick erkenne ich ihre Schmerzen.,,Katniss!" ,schreit sie wieder. Ihre Stimme zerreißt mich fast. Und jetzt steht Rue hinter ihr. Sie versucht Prim zu befreien. Dich hinter ihr steht er. Den Mann den ich über alles hasse. Der Mann der mein Leben zerstört hat. Der Mann den ich umgebracht habe.

Er hält Pfeil und Bogen in den Händen und zielt auf Rue. Mir laufen Tränen die Wangen hinunter.,,Nein!" Ich schreie aus meinem tiefstem Inneren.,,Hallo kleine Katniss." Er sieht mich angeekelt an und lässt Pfeil und Bogen wieder sinken. Ich atme auf.  ,,Was willst du?",frage ich.,,Das was du mir genommen hast."

,,Was habe ich dir schon genommen? Du hattest nichts!"

,,Doch. Macht."

Ich schnaube verächtlich.

,,Bleib lieber stehen,sonst wirds hier ungemütlich. Und zwar nicht nur für dich!" Ich sehe ihn an. Hass erfüllt mich und ich will nur eines, seinen Tod.,,Ach Katniss", er seufzt angestrengt, ,, ,ich dachte du hättest mich langsam verstanden..."  Er hebt Pfeil und Bogen und richtet sie auf Prim und Rue.,,Warum?" ,,Weil du,kleine Katniss, mein Leben zerstört hast!" Er spannt die Sehne und lässt den Pfeil und die Sehne los. Ich weiß was das bedeutet. Jemand muss sterben. Ich höre eine kurzen Schrei. Es ist Rue. Jetzt liegt sie regungslos am Boden. Dafür wird er bezahlen! Wieder spannt er den Bogen und wieder lässt er Sehne und Pfeil los. Dieses Mal auf Prim gerichtet. Ich kann nur da stehen und nichts tun. Der Schock ist zu groß. Ich sehe Prim wie sie da sitzt und sich nicht mehr bewegt. Ihre Augen sind weit aufgerissen. Aber sie sind leer. Keine einzige Rührung

ist in ihnen zu sehen. Sie ist tot. Meinetwegen. Wie schon so viele andere.

Ich laufe los. Blind. Auf ihn zu. Er macht keine Anstalten sich zu bewegen. Nein. Er steht da,seelenruhig und siegessicher. Ich reisse ihm Pfeil und Bogen aus der Hand. Nehme sie und ziele auf ihn. Gleich ist er tot. Doch ich kann nicht loslassen. Aber warum? Ich habe doch schon so viele umgebracht...  ,,Komm schon Katniss. Sei wie ich. Bring Leute um. Ohne mit der Wimper zu zucken!" Nein!.Das will ich nicht. Ich will nicht so sein wie er.

Ich stürme wieder auf ihn los. Kurz bevor ich ihn zu fassen kriege ist er weg. Einfach so. Ich hasse ihn. Ich hasse Snow.

Jemand umarmt mich von hinten. Ich sacke zu Boden. Ich kann nicht mehr. Er setzt sich neben mich. Er lächelt mich an.,,Du liebst mich. Wahr oder nicht wahr?" ,,Wahr!",gebe ich zurück. Er lächelt mitleidig und kommt mir immer näher. Ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. Und dann küsst er mich. Endlich. Der Kuss ist anders. Es liegt Leidenschaft und Gefühl in ihm. Es ist wie in der Arena, am Strand und am Baum. Nur nich intensiver. Ich schließe meine Augen und alles in mir beginnt zu kribbeln. Ein lächeln huscht über mein Gesicht. Doch plötzlich bekomme ich keine Luft mehr.

Es ist als ob mir jemand den Hals zuschnürt. Seine Lippen sind weg. Ich öffne meine Augen und sehe in seine hasserfüllten Augen. Seine Hände drücken immer mehr zu. Ich bekomme keine Luft mehr und unsere Umgebung verändert sich. Wir sind im Krankenhaus-Zimmer in dem ich ihn begrüßen wollte. Er will mich umbringen.

Snow hat es geschafft. Er hat mich gebrochen. Endgültig.

,,Du liebst mich. Wahr oder nicht wahr?",frage ich ihn mit meiner letzten Luft.,,Nicht wahr!",schreit er. Ich bin gebrochen. Zu hundert Prozent. Denn ich habe ihn verloren. Meinen Peeta.

Ich schreie und sitze kerzengerade in meinem Bett. Schweißgebadet sitze ich da. Tränen laufen mir über meine Wangen. Sie hören nicht auf. Ein Albtraum. Schonwieder. Jede Nacht suchen sie mich heim. Meine Erinnerungen. An Dad,die Arena,Prim,Peeta und die Rebellion. Wir haben es geschafft. Aber wie Haymitch schon sagte: "Es gibt keine Gewinner. Nur Überlebende."

Er hat Recht.

Plötzlich wird meine Tür aufgerissen. Peeta steht da.,,Was ist los?",fragt er.,,Nur ein Albtraum." ,,Alles wieder okay?"

Ich nicke. Er dreht sich um und will wieder gehen.,,Peeta?" Er dreht sich hoffnungsvoll wieder um.,,Kannst du bei mir bleiben?"  Er kommt auf mich zu und legt sich zu mir. Ich zittere noch immer und lege meinen Kopf an seine Brust.,,Immer.",sagt er leise und legt seinen Arm um meine Schulter.

Ich reisse meine Augen auf. Mein Kissen ist nass von meinen Tränen. Ich setze mich auf und fahre mit meinen Händen durch meine Haare. Er wird nie wieder bei mir sein...,denke ich. Ich bin alleine im Haus der Sieger. Ich sehe zu meinem Wecker. Es ist schon halb acht. Ich schlage die Decke zurück. Ich tapse langsam zum Badezimmer. Aber überall verstecken sie sich.Die Erinnerungen. Ich sehe Prim wie sie freudig ins Badezimmer läuft. Ich schüttele meinen Kopf um die Gedanken los zu werden. Es gelingt mir auch kurz. Jetzt stehe ich vor dem Spiegel und sehe in mein Gesicht. Die eine Seite sieht normal,makellos aus.Doch die andere ist von Narben geprägt. Ich fahre mit meinen Fingerspitzen über die unzähligen Narben. Den Narben die ich Gale und Beetee verdanke.Ich kann es noch immer nicht glauben das Gales "harmlosen" Pläne meine Schwester umgebracht und mich zerstört haben. Nein. Es war nicht Gale. Es war auch sonst keiner meiner Freunde. Es war das Kapitol. Es war Snow. Er hatte mein Leben zerstört. Er hatte mir erst Peeta und dann Prim genommen. Er hatte mich, Katniss Everdeen, die emotionslose kleine Zicke, gebrochen. Und jetzt sah ich die Katniss vor der zweiten Arena im Spiegel. Wie sie dastand und sich im ebenfalls im Spiegel betrachtete. Meine Gedanken schweifen ab. Ich sitze im Sand am Strand der Arena. Peeta gibt mir eine Perle. Und dann das Medaillon. Er spricht davon das ich gebraucht werde.,,Und was ist mit dir?" ,frage ich ihn.,,Niemand braucht mich.",sagt er trotzig.

,,Doch." Er sieht mich erwartungsvoll an.,,Ich brauche dich." Und dann küssen wir uns.

Schnell schüttel ich wieder den Kopf und somit die Gedanken weg. Ich steige schnell unter die Dusche und genieße das Wasser. Ich denke wieder über den Moment nach. Da war ein Gefühl,was ich mir vorher nie eingestehen wollte. Ehrlichkeit,Verletzlichkeit, Liebe...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 09, 2015 ⏰

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