not a happy end

25 3 2
                                    

Sie scrollte durch tumblr, favorisierte, retweetete und zweifelte immer mehr an sich selbst. "Have you ever been too sad to cry? You just sit there and wonder how sad you are." Sie las diese Sprüche, sah bilder und beschloss, es wieder zu tun. Sie ging also zu ihrem Nachttisch und kramte die versteckten Klingen heraus, holte sich Taschenrücher und setzte sich auf den kahlen Boden, der wie Eis an ihren nackten Füßen fror.

Geleitet von ihren Gedanken und der Wut,  welche sich in ihr aufstaute, zog sie ihre Ärmel nach oben und striff mit ihren zarten, zerbrechlichen Fingern über ihre vernarbten Unterarme. "One little cut here, one little cut there. No one will see, no one will care.", flüsterte sie und setzte langsam die Klinge an. Beim ersten schnitt zuckte sie noch kurz zusammen, lehnte sich aber zurück und tupfte die kleinen Bläschen aus Blut von der frischen Wunde.

Sie schaute auf ihr Handy, während sie das mittlerweile rot gewordene Taschentuch gegen ihren Arm presste.

Wegen wem war sie noch hier? Ihr Herz war kalt, ihre Seele allein und ihre Zukunft aussichtslos. Sie hatte eine schöne Figur, um die sie viele beneideten, doch ihr war es nicht bewusst.

Sie aß kaum und aß sie, brach sie es.

Sie schlief kaum und schlief  sie, träumte sie ihren Suizid.

Sie sprach mit niemandem und sprach sie, verstand sie keiner.

Sie sah nie auf und sah sie auf, sah jeder die Trauer in ihren Augen.

Sie lächelte nie und lächelte sie, dann nur zur Schau.

Wieso tat sie dies?

Sie tat es, weil sie zerbrach. Die anderen hatten es verursacht. Sie sagten, sie sei fett. Sie sagten, sie sei dumm. Sie glaubte ihnen. Sie wollte nur gefallen.

Sie wollte ihm gefallen.

Die Klinge striff ein letztes Mal durch ihre Haut. Ein letztes Mal tupfte sie das Blut ab. Ein letztes Mal sah sie in den Spiegel. Sie trat ihn ein, nahm eine Scherbe, ging ins Bad, legte sich in die Dusche.

"Liegt im Blut in der Dusche, tot mit 14." Sagte sie und setzte ein letztes Mal an.

Die Eltern weinten, die Klassenkameraden weinten, auch er weinte.

Die Leute, deren Schuld es war, weinten. Sie zerbrachen an der Schuld, machten sich Vorwürfe. Und das zurecht. Es tut ihnen leid. 

Doch es tut ihnen zu spät leid.

das EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt