Ashley
„Wo sind meine Ohrringe?" rief Dasom durch den Raum.
Ich zuckte zusammen, vor allem, da ich ihre Stimme noch nie so laut gehört hatte. Bisher hatte sie, zumindest wenn ich mit ihr geredet hatte, immer so leise gesprochen, dass ich sie fast nicht verstanden hatte.
Als ich mich an ihr vorbeischieben wollte, packte sie mich an der Schulter und hielt mich fest.„Ashley?" erwartungsvoll sah sie mich an.
Ich wandte mich aus ihrer Umklammerung, und verdrehte die Augen.
„Sehe ich vielleicht aus wie eine Bedienstete?"Mit erhobener Augenbraue sah sie mich von oben bis unten an.
„Weiß nicht." meinte sie dann, als sie mir wieder in die Augen blickte.Ich lachte kurz auf.
Was bildet sie sich ein?
„Jetzt hör mal zu. Meine Familie hat wahrscheinlich mehr Einfluss auf den König, als du jemals haben wirst. Mit dem Prinzen verheiratet zu sein macht dich noch lange nicht zur Königin. Und die Ohrringe, die du verlegt hast, gehören Ihrer Majestät Bora, und sind sogar teuer als alles, was ich besitze, also wenn ich du wäre, würde ich schleunigst mit dem Suchen anfangen."Panik blitzte in ihren Augen auf.
„Ich würde dir ja bei der Suche helfen, aber als Bedienstete muss ich leider los zu Zuny." erklärte ich lächelnd.„Was ist passiert?" fragte Zuny stockend, da ihr Korsett gerade enger geschnürt wurde.
„Dasom hat die Ohrringe verloren."Sojung schnaubte.
„Oh oh. Na hoffentlich werden sie noch rechtzeitig gefunden. Es wäre nicht gerecht, wenn der Tag deswegen ruiniert wird."Sie hatte recht, wie geplant, sollten sowohl Dasom als auch Zuny heute beide heiraten.
Begründet worden war es damit, dass man beide Hochzeiten so bald wie möglich abhalten sollte, aber es stressig für die Gäste werden würde, die eine lange Reise hatten, und diese zweimal machen müssten.
Außerdem war es einfacher gewesen, einen Termin zu finden, anstelle von zwei.Natürlich würde Dasoms Feier ein wenig prächtiger ausfallen, was man zum einem an ihrem Kleid, als aber eben auch an ihrem Schmuck merkte.
Ich selber hatte die weitere Gelegenheit gern genutzt, um mich in Schale zu werfen.
In den letzten Monaten hatte es unzählige Anlässe dazu gegeben, und mir graute es davor, irgendwann in der Zukunft auch nur einige Wochen ohne dir Vorfreude auf einen Ball leben zu müssen.Heute war jeder eingeladen , der sich ein Ballkleid leisten konnte, und die die es nicht konnten, würden außerhalb der Palastmauern gewiss auch feiern.
Ich persönlich war schon gespannt darauf, wirklich alle adeligen Familien kennenzulernen, vor allem Zunys, die den Norden mit etwas Glück einmal im Jahr verließen.
Die Töchter der meisten Familien waren momentan in dem Klavierzimmer über dem Ballsaal, um den beiden Bräuten beim ankleiden behilflich zu sein.
Eine von ihnen, Eunha, steckte jetzt ihren Kopf zur Tür hinein.
„Da draußen wartet jemand vor dem Tor. Sie wollen mit Dasom sprechen."Sojung, Zuny und ich sagen uns verwundert an.
„Ich mach das schon." rief ich durch den Raum, bevor Dasom etwas sagen konnte.Eunha führte mich die Flure entlang bis zu einem der kleineren Tore des Palastes.
Ich befahl den Wachen, die Wartenden hinein zu bringen.Es war eine vollkommen verdreckte Familie mit zwei kleinen Kindern, die jetzt in den Hinterhof getrottet kam.
Eunha schlug sich die Hand vor den Mund, und schien einen Würgereiz unterdrückt zu müssen.Ein silberner Ring funkelte an ihrer Hand.
Sie war eine entfernte Cousine von Zuny, und war in einem dunklen Violett gekleidet.Der Vater, ein buckeliger Mann mit verschwitztem Gesicht, verbeugte sich, und der Rest tat es ihm gleich.
Die Frau kam mir irgendwie bekannt vor, ihre schmutzigen, blonden Locken und vollen Lippen erinnerten mich an jemanden.„Bitte?" seufzte ich, da ich eigentlich zurück zur Vorbereitung wollte.
„Wir..." druckste der Mann herum.
Eunha verdrehte die Augen.
„Geht's noch langsamer?"Er zuckte zusammen, und richtete sich auf.
„Wir wollen zu Dasom. Sie heiratet doch heute, nicht wahr?"
Verwundert hob ich meine Augenbrauen.
„Wie steht ihr zu ihr?"„Nun ja..."
Seine Frau unterbrach ihn.
„Ich bin ihre Mutter."Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ihre Tochter war ihr wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten.
„Ist das so?" fragte Eunha jetzt gelangweilt.
Ich dagegen fand das ganze ziemlich spannend.
Hatte Sojung nicht gesagt , dass Dasom keine Familie mehr hätte?„Das geht nicht." meinte ich deshalb.
„Dasom hat erzählt, sie hätte keine Verwandten mehr. Also gehen sie lieber, bevor ich euch wegen Schwindel verhaften lasse."Die blonde Frau zappelte, als die Wachen sie ergriffen.
„Bitte, dass muss ein Missverständnis sein! Lasst mich bitte mit meiner Tochter reden!"Ich drehte mich um, und winkte sie weg.
Meine Begleiterin kam neben mich geeilt, und wir liefen die Treppen wieder hinauf.
„Meinst du, das waren wirklich ihre Eltern?"Ich bewegte meinen verspannten Hals, als ich nachdachte.
„Keine Ahnung." antwortete ich dann.
„Ich weiß nur nicht, wer eher lügen sollte:
Dasom, die behauptete, keine Verwandtschaft zu haben, oder irgendeine dahergelaufene arme Frau."Mit diesen Worten drückte ich die Tür zum Saal wieder auf.
Sofort lagen alle Augen auf uns.
„Und?" durchbrach jemand die Stille, während wir zurück zu Zuny liefen.Ich schaute Dasom in die Augen.
„Es war eine Familie. Eine Familie, die behauptete, die von Dasom zu sein."Sie riss die Augen auf, und ich blickte stumm zurück.
Anscheinend schien sie die vermissten Ohrringe gefunden zu haben, denn jetzt kam sie zu uns hinüber.Als ich probeweise einen von Zunys Ringen anprobierte, tippte das blonde Mädchen mir auf die Schulter.
„Können wir reden?"„Nicht hier." mischte Sojung sich ein, und zog uns beide ein Stück zur Seite.
„Ging es ihnen gut?" fragte Dasom mich flüsternd und sichtlich besorgt.
„Du kennst sie?" erkundigte ich mich.
„Du hast gelogen?" zischte Sojung.Es kam keine Antwort, Dasom sah schweigend zu Boden.
Meine Freundin seufzte.
„Jetzt hör mir mal zu. Es ist deine Sache, wenn du deinen Bekannten verschweigst, dass du den Prinzen heiratest. Aber sobald jemand am Palasttor steht, ist es meine Sache. Vor allem, wenn laut deiner eigenen Aussage nicht existieren sollten."Noch immer wurde nichts erwidert, jedoch kam eine Dienerin herein.
„Die Zeremonie kann beginnen. Sind die Bräute bereit?"
Zuny erhob sich, und auch in Dasom kam endlich leben.„Noch ein kleiner Rat." zischte ich ihr im vorbeigehen zu, und hob ihr Kinn mit meinem Finger an.
„Nach deiner Hochzeit solltest du dir angewöhnen, Leuten in die Augen zu schauen, wenn sie mit dir sprechen."
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Die Damen des Adels
FanfictionEine deutsche Ladies' Code Fanfiction. Zuny , die zukünftige Königin, muss um ihren Platz fürchten, als ihr Verlobter ein neues Mädchen trifft . Idol auf dem Cover: Sojung / Ladies Code; Soloist (Stay here Photoshoot)