Erinnerungen

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Ich saß auf der Couch in meinem neuen Haus und blickte in die angrenzende Küche, in der noch das Geschirr vom Mittagessen stand. Gerade dachte ich an das letzte Mal, dass ich Josh, meinen besten Freund, gesehen hatte, zurück. Es war drei Wochen nach der letzten Premiere von 'Mockingjay 2'. Ich konnte ihm kaum mehr in die Augen sehen, denn darin sah ich, was mir niemals gehören würde. Josh. Seine Liebe. Er hatte eine Freundin, wahrscheinlich hat er sie immer noch. Ich war bei ihm, weil ich mich von ihm verabschieden wollte. Er dachte, es wäre nur ein Abschied für ein paar Monate, denn er hatte einen neuen Film zu drehen, doch es war ein Abschied für immer. Ich sagte ihm nichts davon, nichts von meinen Gefühlen für ihn, nichts von meinem Vorhaben, ihn nie wieder zu sehen. Er hätte das nicht gewollt, er hätte versucht, mich von meinen Plänen abzubringen, doch ich hatte meinen Entschluss bereits gefasst.
Ich nahm keine weiteren Filmprojekte mehr an, denn ich wollte eine Auszeit von dem ganzen Rummel um meine Person, und ich dachte, so ginge das am besten. Ich verbrachte ein paar Monate bei meiner Familie in Kentucky. Ihnen erzählte ich, warum ich meinen besten Freund und die Karriere vorerst aufgegeben habe. Sie fanden es nicht gut, dass ich auf Joshs Anrufe und Nachrichten nicht reagierte. Sie verstanden meine Entscheidung nicht.

"Mami?" Eine sanfte, verschlafene Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Es war die Stimme meiner zweijährigen Tochter Amy, die in der Tür stand. Amy hatte braune Haare und braune, funkelnde Augen, wie ihr Vater. "Hey Schatz, bist du schon wach?" Ich wusste, dass das eine dämliche Frage war, aber Amy wusste das noch nicht. Sie nickte und rieb sich die Augen. Sie hatte gerade einen Mittagsschlaf gehalten. Ich lächelte sie an und streckte meine Arme nach ihr aus. Langsam tapste sie auf mich zu. Als sie dann nahe genug war, packte ich sie sanft und setzte sie auf meinen Schoß. "Na, mein Engel, hast du gut geschlafen?" Wieder nickte Amy nur, dann kuschelte sie sich an meine Brust. "Mami, warum hat jeder einen Papa, nur ich nicht?" Diese Frage hörte ich in letzter Zeit oft. In der Krabbelstube, die meine Kleine seit kurzem besuchte, waren viele Kinder mit ihren Vätern. Auf diese Frage antwortete ich wie immer nur mit einem Seufzer. Ich weiß, ich sollte meiner Tochter irgendwann mal erklären, warum sie keinen Papa hatte, aber dieses "irgendwann" war nun mal noch nicht jetzt. "Gestern hab ich Oma schon gefragt, aber die hat gesagt, dass sie das auch nicht verstehen kann", hakte Amy nach. "Mein Schatz, du bist noch zu jung, um das zu verstehen. Wenn du größer bist, werde ich es dir erklären", versprach ich ihr, worauf sie mich mit großen Augen anschaute. Ich konnte nichts mehr hinzufügen, denn es klingelte an der Tür. Schnell hob ich Amy hoch und setzte sie allein auf die Couch. "Ich bin gleich wieder da, mein Schatz." Wieder nickte meine Tochter. Dann stand ich auf und ging zur Tür. Ich öffnete diese und erschrak, als ich sah, wer da stand.

Amy - eine JOSHIFER ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt