~Amy ist deine Tochter~
Diese Worte schienen im Raum nachzuhallen. In Joshs Augen konnte ich etwas aufblitzen sehen, doch was es war, wusste ich nicht. War es Freude? Wut? War es vielleicht eine Mischung aus beidem? Freude, dass er Vater war, Wut, dass er nichts davon wusste? Sein Blick verunsicherte mich. Ich sah ihn fragend an. "Wow... Das muss ich erst mal sacken lassen", war alles, was er sagen konnte. Ich verstand ihn. Man erfährt schließlich nicht alle Tage, dass man Vater ist. "Wenn du erst mal in Ruhe darüber nachdenken willst, verstehe ich das natürlich. Wenn du nichts mit ihr zu tun haben willst, dann sagen wir ihr einfach nichts davon." In meinem Ton schwang Bedrücktheit mit. "Nein! Natürlich will ich ihr Vater sein! Das ist, was ich mir so oft gewünscht habe. Ich, der Vater deiner Kinder. Als ich Amy gesehen habe, dachte ich zuerst, ich bin zu spät, du bist bereits mit einem Anderen glücklich. Das hätte allerdings jemand sein müssen, der mir ähnlich sieht" Ich seufzte. "Ich wollte nie mit jemand anderem glücklich werden. Ich wollte nur mit dir glücklich werden! Ich liebe dich noch immer, Josh!" Er sah mich ungläubig an. "Hätte ich schon viel früher nach dir gesucht, wären wir dann jetzt eine glückliche Familie?" Er klang wehmütig. "Ich weiß es nicht. Schon möglich" Ich blickte bedrückt zu Boden. "Jennifer, ich möchte für unsere Tochter da sein! Ich möchte für dich da sein! Für immer" Seine Worte berührten mich so sehr. Ich hatte gehofft, dass er uns nicht alleine lässt. Auch wenn ich das alles weiterhin hinbekommen hätte, es war doch schön, jemanden zu haben.
Als ich aus dem Fenster sah, bemerkte ich, dass es bereits dämmerte. "Ich mach jetzt Abendessen. Möchtest du mit uns essen?" Ich hoffte, er würde zusagen. "Klar, gerne!" Josh lächelte mich an und ich lächelte zurück. Dann ging ich in die Küche und begann zu kochen. "Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte mich Josh. "Naja, du könntest ja schon mal den Tisch decken." Ich zeigte ihm alles und er deckte dann den Tisch. Als ich fertig mit kochen war, bat ich Josh, dass er Amy aus ihrem Zimmer holt. Das tat er natürlich sofort. Zwei Minuten später, das Essen stand schon auf dem Tisch, kam Josh mit Amy an der Hand die Treppe herunter. Dieser Anblick war einfach zum Dahinschmelzen! Ich musste einfach grinsen. Es war so schön, dass sich Amy mit ihrem Papa so gut verstand, ohne dass sie wusste, dass er ihr Papa war.
Beim Essen redeten wir nicht viel. Mir fiel aber auf, dass Amy ziemlich glücklich aussah. Josh sah sie die ganze Zeit mindestens genauso glücklich an, aber das schien sich nicht zu bemerken.
Nach dem Essen war es für meine kleine Maus an der Zeit, schlafen zu gehen. "Ich will aber noch nicht ins Bett!", jammerte sie mit ihrer hohen Stimme. "Aber du musst morgen Früh in die Krabbelstube! Es sind doch eh nurmehr ein paar Monate, die du dort hingehst, danach kommst du in den Kindergarten." Es half nichts, Amy jammerte weiter. "Bitte Mami, bitte!" Ich kniete vor ihr und schüttelte den Kopf. "Sonst machst du doch auch nicht so einen Aufstand, wenn du ins Bett musst." "Aber sonst haben wir auch nicht Besuch!" Ach daran lag es also! Ich sah zu Josh, der lächelnd neben mir hockte. "Mein Schatz, Josh kommt doch wieder", versuchte ich sie zu beruhigen. Jetzt sah sie mich mit großen Augen an. Hatte sie gerade eine Idee? Amy war für ihr Alter sehr clever. Wenn sie etwas nicht bekam, dann hatte sie eine Idee, wie sie doch noch das beste draus machen konnte. Schon drehte sie sich zu Josh. "Bringst du mich ins Bett?" Ach DAS war ihr Plan! Ich musste lächeln, und auch Joshs Gesicht erhellte sich augenblicklich. Er war sichtlich erfreut über dieses Angebot. Mit einem fragenden Blick sah er mich an, und als ich ihm zunickte, sagte er:"Sehr gerne!" Jetzt freute sich Amy, das sah man ihr an.
Die beiden gingen nach oben und ich hörte, wie Amy Josh im Bad den Ablauf des ins-Bett-Bringens erklärte. Ich machte derweilen den Abwasch. Dabei musste ich dauernd darüber nachdenken, wie wir Amy am besten sagen sollten, dass Josh ihr Vater ist.Nach einer Viertelstunde ging ich nach oben in Amys Zimmer, um ihr noch Gute Nacht zu sagen. Als ich zur Tür rein kam, saß Josh auf Amys Bettkante und las ihr gerade das Ende ihrer Lieblings-Gutenachtgeschichte vor. Als er fertig gelesen hatte, strich er ihr mit der Hand über das Haar und wünschte ihr eine gute Nacht. Dann kam ich ans Bett und gab Amy einen Gutenachtkuss. "Schlaf gut, mein Schatz", sagte ich sanft. Dann verließen Josh und ich ihr Zimmer und ich ließ die Tür einen Spalt breit offen, damit es nicht ganz dunkel war.
"Ich sollte jetzt langsam gehen", meinte Josh, als wir wieder unten waren. "Wo wohnst du, während du hier bist?", wollte ich von ihm wissen. "Ich wohne in einem Hotel etwa zwanzig Minuten von hier", er machte eine kurze Pause, als müsste er überlegen, ob er Folgendes sagen sollte, "Ich drehe gerade einen Film hier in der Nähe. Wir sind gestern angekommen, und nach dem Wochenende gehts dann los mit dem Drehen. Deine Adresse hab ich seit ungefähr einem Monat, aber ich hab mich nie getraut, einfach herzukommen. Jetzt, wo ich sowieso in der Gegend bin, dachte ich, ich sollte mich melden." Er lächelte sanft. Ich liebte dieses Lächeln so sehr! Jedes Mal, wenn Josh lächelte, hatte ich so ein wunderbares Gefühl im Bauch.
Ich lächelte zurück. "Es war gut, dass du gekommen bist." "Finde ich auch. Kann ich morgen wieder kommen?" Bei dem Gedanken, ihn wieder zu sehen, bekam ich wieder dieses Gefühl. "Klar! Um zwölf komme ich mit Amy von der Krabbelstube nachhause." Wir waren bereits bei der Haustüre angelangt. "Ich werde da sein." Wieder schenkte er mir sein wundervolles Josh-Lächeln, dann ging er aus der Tür und stieg in sein Auto. Als er wegfuhr, winkte ich ihm noch nach.Den Rest des Abends verbrachte ich damit, fernzusehen, bevor ich um 22:30 Uhr ins Bett ging.
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