sun and moon

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Als Bilbo endlich seine Sachen zusammengepackt hatte, wollte er sich ohne große Reden wieder auf den Weg nach Hause machen. Die Schlacht der fünf Heere war gewonnen, Azog war besiegt und in Erebor war so langsam wieder Ruhe eingekehrt. Es ging allen Zwergen soweit gut, nur Fili, Kili und Thorin waren schwerer verletzt worden, doch auch ihre Wunden heilten.
Der Hobbit trat hinaus in die Sonne, wo er Balin stehen sah. Er beauftragte diesen, den anderen Zwergen von ihm ein „Auf Wiedersehen“ auszurichten, aber Balin lächelte ihn nur an und meinte, er solle es ihnen doch selbst sagen. Bilbo war zunächst etwas verwirrt, doch als er sich noch einmal umdrehte, standen dort die restlichen Zwerge versammelt. Alle bis auf Thorin, der sich noch immer von seinen Verletzungen erholen musste. Der Hobbit lächelte zwar, aber genau so einen Abschied hatte er vermeiden wollen, da er wusste, wie schwer es ihm fallen würde.

Er schwang also die obligatorische Abschiedsrede und versicherte den Zwergen, dass sie bei ihm in Beutelsend immer willkommen sein würden, bevor er sie alle wieder in den Berg gehen sah.
Da wollte er sich nun endlich auf den Weg machen und war froh, Thorin nicht auch noch begegnet zu sein - es war ihm schon schwer genug gefallen sich einzugestehen, dass er ihn von allen Zwergen wohl am meisten vermissen würde - aber nach ein paar Metern hörte er die vertraute Stimme des Königs hinter sich: „Master Baggins!“ und für einen kurzen Moment hätte Bilbo seine Entscheidung am liebsten doch noch geändert und wäre für immer bei seinen neugewonnenen Freunden im Berg geblieben. Aber seine Familie wartete auf ihn - ob er sie nun mochte oder nicht - und sein Haus wartete auf ihn und vor allem wartete sein geliebtes Auenland auf ihn.
Unter keinen Umständen konnte er also dort verweilen und-

„Du willst uns verlassen?“, fragte Thorin, sein enttäuschter Blick streifte den des Hobbits und dieser wusste nicht, was er sagen sollte. Auf der einen Seite wollte er natürlich zurück nach Hause, aber man konnte wohl kaum davon sprechen, dass er Thorin verlassen wollte. Er schaute also nur auf den Boden und nickte leicht, war zu ängstlich, dem Zwergenkönig in die Augen zu sehen, nachdem er zuvor schon Zeuge von dessen Enttäuschung geworden war. „Und du hattest offenbar nicht vor, dich von deinem Freund zu verabschieden.“, stellte Thorin fest und nun konnte Bilbo die Enttäuschung auch in seiner Stimme wahrnehmen. Der Hobbit wusste aber immer noch nicht, was er sagen sollte, er konnte ihm ja schlecht gestehen, dass er Angst gehabt hatte, doch nicht gehen zu können, sobald er ihm ins Gesicht sah. Oder doch? Nein.
„Ich... ähm... naja ich muss doch noch meinen Baum pflanzen.“, sagte Bilbo, um auf Thorins ursprüngliche Frage zu antworten, wollte aber zu seiner Feststellung nichts sagen, und selbst wenn, dann hätte er auch nicht gewusst, was.

Die ganze Zeit schaute der Hobbit dem König noch immer nicht ins Gesicht und Thorin ärgerte dies schrecklich. Erst wollte er sich nicht verabschieden und jetzt schaute er ihn noch nicht einmal an! „Dann war wohl nur ich es, der dachte, dies sei eine Freundschaft“, sagte er also und da schaute Bilbo ihm endlich in die Augen. „Das stimmt nicht!“, protestierte er und wollte gerade wieder ansetzen, um noch etwas zu sagen, aber Thorin unterbrach ihn: „Und warum bleibst du dann nicht hier?“
Da stockte Bilbo und rang mit sich selbst, sein Herz war hier verankert, bei Thorin, aber sein Kopf träumte von den grünen Wiesen im Auenland.
„Komm mit mir!“, bat er Thorin dann, obwohl er wusste, dass es kompletter Schwachsinn war. Thorin war der König unter dem Berg, niemals würde er seine Heimat, sein Königreich für einen einfachen Hobbit aufgeben. Genau das gab er Bilbo auch mit seinem entgeisterten Blick zu verstehen. „Siehst du...“, begann der Hobbit also traurig, „du hast deine Heimat und ich habe meine. So einfach ist es.“

Aber Thorin protestierte, wollte nicht, dass Bilbo ging: „Das ist doch etwas völlig anderes. Ich bin König, du bist...“
„Ein Niemand“, beendete dieser seinen Satz - ihm war nicht einmal bewusst, was für ein Held er in Thorins Augen war - während er ihm traurig lächelnd entgegensah. „Du hast es erfasst. Wenn du die Sonne und den Mond haben willst, musst du nur hinausgehen und auf die Sterne schießen. Aber wir haben es nicht alle so leicht. Was hält mich also noch hier?“
Aber Thorin verstand nicht, was er ihm sagen wollte. „Sonne und Mond? Ich brauche die Sonne und den Mond nicht! Ich brauche einen Freund wie dich.“ Einen Freund, der tat, was getan werden musste, ganz egal, was daraus resultieren könnte. Einen Freund, der das Loch in Thorins Herz füllte, dass die Drachenkrankheit dort hineinzureißen versuchte. Bilbo hatte es schon einmal geschafft, also hoffte Thorin nur, dass er es wieder tun würde, wenn er selbst erneut zu schwach war, um dagegen anzukämpfen.

„Du hast deinen Berg wieder, dein ganzes Gold, sogar den Arkenstein. Du hast 12 Freunde, die meinen Platz einnehmen könnten. Vielleicht brauchst du die Sonne und den Mond nicht, aber ich will endlich wieder ohne Angst zu den Sternen aufblicken können, Thorin. Und das kann ich hier nicht. Ich brauche... mein eigenes Bett, meinen Tee am Nachmittag,... meine Ruhe. Ich brauche einfach meine Ruhe nach allem, was geschehen ist.“
„Wenn es das ist, was du willst, Meisterdieb. Dann werde ich dich nicht aufhalten“, antwortete Thorin darauf sichtlich gekränkt.
„Meine Arbeit ist getan, das Abenteuer ist vorbei. Du brauchst mich nicht mehr.“ Fast hätte Bilbos Zunge schneller gehandelt als sein Gehirn und er hätte hinzugefügt, dass er ihn auch nicht mehr brauchte, aber das wäre eine Lüge gewesen. Er hatte noch nie jemanden so gebraucht wie Thorin.

Und deswegen fiel es ihm auch so unglaublich schwer, sich zunächst selbst einzugestehen, dass ihr Abenteuer nun hier und heute ein Ende fand. Dass er keinen weiteren Tag hier und keinen weiteren Blick Thorins aushalten konnte. Der König hätte nur ein einziges Wort sagen müssen, um Bilbo zum bleiben zu überreden, aber er tat es nicht und so drehte der Hobbit ihm den Rücken zu und entfernte sich ohne ein weiteres Wort vom Berg, weil er jedes einzelne nur noch mehr bereut hätte als das davor.
Doch da war es. Das eine Wort, das alles für ihn hätte ändern können. Hinter sich hörte der Hobbit seinen eigenen Namen. Und er drehte sich um, Tränen in den Augen, aber Thorin hielt nur ein Taschentuch in die Luft. „Das kannst du vielleicht noch brauchen.“
Der König hatte schon damit abgeschlossen, dass Bilbo ihn verließ. Und er hatte keine Ahnung, was es für eine Wirkung auf den Hobbit hatte, als er endlich seinen Vornamen sagte.

Und obwohl Bilbo sich geschworen hatte, dass er alles tun würde, wenn Thorin auch nur einmal seinen richtigen Namen benutzte, lief er zurück, nahm das Taschentuch, umarmte Thorin so fest er konnte und ließ dann endgültig doch diesen Ort und diesen Zwerg hinter sich. Dieses Abenteuer mochte vorüber sein, aber er freute sich nun, da er mit Thorin abschließen konnte, auf sein nächstes und noch viele weitere.

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