Kapitel 1

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*Jenny POV*

Wo war ich? Sollte ich meine Augen öffnen? Ich traute mich nicht. Meine Hände waren mit Handschellen vor meinen Bauch gebunden worden und jemand hatte mir eine Decke übergelegt. Was sollte ich tun? Was war mir passiert. Ich hatte Angst. Große Angst.
Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte gegen die Helligkeit in dem Raum an.

Erschrocken und verwirrt blickte ich in das Gesicht eines Mannes, der mich grinsend, fast schon amüsiert, beobachtete. Er hatte kräftige Oberarme und ich vermutete, er konnte mich mit seinen bloßen Händen umbringen, was nicht gerade ermutigend war. Seine Augen blickten immer wieder auf und ab. Während er mich so musterte, sagte keiner von uns beiden irgendetwas. Die Stille, die zu dieser Zeit im Raum herrschte, war nicht besonders angenehm.

,,Na, auch endlich mal wach, hm?", brach der muskulös gebaute Mann endlich das Schweigen.

Ich nickte schüchtern. Was würde er mir nun tun? Ich hatte schreckliche Angst vor diesem Mann. Wie lange war ich wohl schon hier unten? Hatte er mich etwa die ganze Zeit beim Schlafen beobachtet?

,,Weißt du, was passiert ist?", fragte er mich und grinste dabei höhnisch, was mir Angst machte.

,,Nein", gab ich kleinlaut zu und merkte erst jetzt, wie trocken mein Mund war. Ich musste schlucken.

,,Soll ich es dir erzählen, oder willst dus lieber gar nicht wissen?", hackte er weiter nach und lachte.

Da ich mich nicht traute, besonders viel zu sagen, antwortete ich einfach leise: ,,Ja, bitte".

,,Gut", gab er zurück, ,,Ich habe dich schon länger auf deinem Arbeitsplatz beobachtet, und mir einen ganz genauen, perfekten Plan ausgedacht. Du hast diesen Paul geküsst, deswegen dachte ich, du wärst mein perfektes Opfer. Also habe ich gewartet, bis du endlich rausgekommen bist aus deinem Revier. Da du alleine warst, war es ein Kinderspiel, dich unbemerkt bis zu deinem Auto zu verfolgen und zu betäuben." Er legte eine Pause ein.

Warum war ich das perfekte Opfer für ihn, nur weil ich meinen Freund geküsst hatte? Ich traute mich nicht nachzufragen, und hoffte, er würde es mir einfach so erzählen. Da er jedoch schwieg und mich wieder eindringlich musterte, fragte ich ihn zitternd:
,,Und was wollen Sie von mir?"

Daraufhin sagte er schmunzelnd: ,,Von dir will ich gar nichts, du bist nur mein Druckmittel. Ich will nur was von deinem Paul."

Ich atmete innerlich ein wenig auf, da es nicht so klang, als würde er mir etwas Schlimmeres tun wollen, wie ich anfangs vermutet hatte, aber ich fürchtete mich dennoch. Und was wollte er bitte von Paul? Er hatte doch nichts Wertvolles...
,,Und was genau wollen Sie von Paul? Er hat doch gar nicht viel", meinte ich deshalb vorsichtig.

,,Joa, das stimmt schon. Dein Freund hat nicht so viel, das weiß ich schon. Aber er hat einen Freund, und dieser Freund hat etwas, das mir gehört. Und genau das wird dein Paul mir besorgen, wenn ihm etwas an dir liegt!", gab er böse grinsend zurück.

,,Welcher Freund?", wollte ich wissen. Paul hatte Freunde, die etwas mit Verbrechern zu tun hatten? Hilfe, wo sollte das nur hinführen?

Er schmunzelte nur, während er mir direkt in die Augen schaute.
,,Der Freund heißt Elyas. Elyas Apler. Den kennst du doch sicher, oder?", antwortete er mir verschmitzt. Ihm schien es zu gefallen, mir Angst zu machen, jedenfalls starrte er mich mit solch durchdringenden Blicken an, dass es mir jedes Mal eiskalt den Rücken herunter lief.

,,Ja", antwortete ich so leise, dass es fast schon ein Flüstern war. Elyas war Pauls bester Freund und ich fand ihn auch immer sehr nett. Was hatter er also mit meinem Kidnapper zu tun? Für mich machte das alles überhaupt keinen Sinn, ich hatte nur einzelne Puzzlesteine in meinem Kopf, die ich mühsam versuchte, zu ordnen.
,,Und... und was hat Elyas, was Sie haben wollen?"

,,Hm...", machte er und grinste mich weiter an. ,,Sagen wir mal so, er hat einen Stick, auf dem sich etwas befindet, dass ich unbedingt brauche." Dann machte er eine kurze Pause, bevor er hinzufügte:
,,Du kannst mich übrigens duzen, tu ich ja auch. Wenn du mich siezt, fühle ich mich schon so alt, weißt du."

,,Ok... danke", sagte ich leise.
Er wollte also irgendeinen Stick von Elyas... Interessant. Aber warum entführt er dann mich und nicht einfach seine Freundin Rhianna? Das wäre doch viel logischer gewesen?
,,Und warum machen ... machst du es so kompliziert?", fragte ich ihn. Es fühlte sich irgendwie falsch an, ihn zu duzen, da ich nicht einmal seinen Namen kannte, aber ich wollte mich nicht unbedingt mit ihm anlegen, weshalb ich es einfach tat.

,,Wie meinst du?", hackte er nach, da er wohl nicht verstanden hatte, was ich mit" kompliziert" gemeint hatte.

Also erklärte ich ihm schüchtern:
,,Naja, Elyas hat doch selber eine Freundin. Wieso haben ... ähm ... hast du nicht einfach sie entführt? Das wäre doch eigentlich logischer..."

,,Ah... du meinst, es wäre schlauer gewesen, dich und Paul da raus zu lassen? Ja, da hast du eigentlich schon recht... Aber ich habe einfach das Gefühl, dass dein Freund dich mehr liebt, als Elyas seine Freundin... und ich bin mir nicht sicher, ob die Rhianna ihm das wert wäre... Ich schätze, er hätte sie einfach mir überlassen und sich für den Stick entschieden. Aber ich denke nicht, dass Paul dich hängen lässt, also habe ich einfach dich genommen", erklärte er mir und lachte dieses Mal nicht mehr so ernst.

Was zum Teufel war denn auf diesem Stick, dass er Elyas wichtiger war als seine Freundin? Ich hoffte, Paul würde mir wirklich helfen... Da ich meinen Kidnapper nicht unnötig aufregen wollte, beschloss ich, lieber nicht mehr weiter nachzufragen, was sich auf diesem speziellen Stick befinden sollte. Stattdessen fragte ich:
,,Wie heißt du eigentlich?"

Er schaute mir in mein Gesicht, was mir sehr unangenehm war, bevor er antwortete.
,,Michi. Michael Silbergeld."
Nachdem er das gesagt hatte, stand er auf und verließ den Raum. Nun war ich also wieder alleine...





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