Kapitel 2

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*Michi POV*

Ich hatte Jenny wieder allein gelassen. Warum? Das wusste ich selbst nicht genau. Ich konnte spüren, dass sie sich vor mir fürchtete. Das wollte ich eigentlich gar nicht. Sie hatte mit der Sache schließlich nichts zu tun, war nur mein Druckmittel. Freiwillig würde Elyas den Stick sicher nie hergeben... In meiner Küche nahm ich mir ein Glas, hielt es unter meinen Wasserhahn und trank es aus.  Nachdenklich stützte ich mich auf meine Küchentecke und dachte über mein weiteres Vorgehen nach.

Ich hatte alles perfekt durchdacht. Jenny kam aus meinem kleinen Verlies im Keller niemals alleine raus, sie konnte von mir aus schreien, so laut sie wollte, der Raum war nämlich schalldicht. Es war immer mein eigenes kleines Geheimversteck gewesen, niemand außer mir wusste, dass dieser Raum überhaupt existierte. Dank meinem Job als Bauarbeiter war es ein Kinderspiel für mich, ein solch geheimes Zimmer zu errichten. Von außen sah man keine Tür, die hatte ich schön getarnt. Sie konnte sich nur mithilfe meiner Karte öffnen, weshalb ich mir auch keine Sorgen um einen möglichen Fluchtversuch von Jenny machte.
Auch an die Fenster hatte ich gedacht. Diese konnte man nur mit einem Schlüssel öffnen, was damals, als der Raum noch mir allein gehörte, zwar sehr nervtötend, nun jedoch extrem praktisch war. Außerdem konnte Jenny nicht von diesem Bett, auf welches ich sie gelegt hatte, aufstehen, ohne, dass ich davon mitbekam. Mithilfe eines speziellen Sensors ging nämlich ein Alarm los, sobald jemand anderes als ich den Boden berührte. Zusätzlich bekam ich eine Nachricht auf mein Handy, wo ich dann sehen konnte, was Jenny da unten so trieb. Im Zimmer hatte ich nämlich extra für sie zwei Kameras angebracht, womit ich sie Tag und Nacht beobachten konnte, wenn ich wollte. Auf meinem Handy konnte ich auch eine Bombe aktivieren, die ich fein säuberlich an das Fenster angebracht hatte, nur, um auf Nummer Sicher zu gehen,  falls Jenny wirklich fliehen wollte. Das konnte ich mir allerdings nicht so ganz vorstellen, denn dafür hatte sie momentan zu viel Angst vor mir.

Nachdem ich so darüber nachgedacht hatte, beschloss ich, wieder zu Jenny zu gehen und sie vorzubereiten, was sie erwartete, wenn sie aufstehen wollte. Ich marschierte also mit meiner Sensor-Karte in den Keller und bekam ein kleines schlechtes Gewissen, da ich genau genommen ein ziemlicher Stalker war. Aber ich hatte ja nicht vor, sie durchgehend zu beobachten.
Ich steckte die Karte in den kaum sichtbaren Schlitz in der Wand, und die Schiebetür öffnete sich ganz automatisch.

Jenny zuckte kurz zusammen, als sich die Tür öffnete, und sie tat mir schon wieder leid. Das durfte ich ihr jedoch nicht zeigen, sonst bestand die Möglichkeit, dass sie sich mehr traute und vielleicht doch irgendwie fliehen konnte...

,,Nah, hast du mich schon vermisst?", begrüßte ich sie und grinste scheinheilig. Das konnte ich als kleiner Junge schon immer gut und ich wusste, dass es sehr nervig war, aber genau das machte mir ja auch Spaß.

Als sie schnell ihren Kopf schüttelte, hörte ich auf, so blöd zu lachen, denn ich hatte das Gefühl, als würde ihr das Angst machen. Mit angsterfülltem Blick beobachtete sie mich, während ich auf sie zu lief. Ich setzte mich auf die Bettkante und strich einige Haare aus Jennys Gesicht, damit sie mich wieder klar sehen konnte.

,,Wir haben ein paar Sachen zu besprechen... ", fing ich an und als sie schüchtern nickte, erzählte ich ihr von dem gesichterten Fenstern und den Kameras. Als ich ihr von meinem ganz speziellen Boden berichtete, wurde ihr Blick etwas skeptisch. Zugegeben, es war nicht sehr glaubwürdig, aber ich sagte nun einmal die Wahrheit. Damit sie das selbst sehen konnte, meinte ich:
,,Komm, steh mal auf, ich zeigs dir."
Sie sah mich prüfend an, sagte jedoch nichts daraufhin und rappelte sich mühsam auf. Da ich ihre Hände gefesselt hatte, konnte sie sich nicht abstützen, was ihr beim Aufstehen sichtlich Schwierigkeiten bereitete. Ich nahm ihre Hände und half ihr ein wenig, indem ich sie aufzog. Dann stellte sie vorsichtig einen Fuß auf den Boden - und zog ihn sofort wieder zurück, als ein lautes Piepsen ertönte. Es klang wie der Alarm eines Rauchmelders.
Auch mein Handy vibrierte direkt. Jenny sah mich erschreckt an, und ich konnte ihr ansehen, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass es wirklich wahr gewesen ist.

,,Komm", sagte ich und nickte ihr aufmunternd zu, nachdem ich den Alarm über mein Handy deaktiviert hatte. Schließlich stand sie auf und war anfangs etwas wackelig auf den Beinen. Sie war immerhin schon ein paar Stunden hier unten gelegen...

,,Guck", meinte ich und zeigte auf mein Handy. Zögernd blickte sie darauf. Ich erklärte ihr, wie das ganze funktionierte und ihre Augen wurden dabei immer größer.
,,Schau,  hier,  hier kann ich eine Bombe aktivieren, und die geht nach 2 Minuten hoch", erklärte ich und drückte auf den Schalter "Bombe aktivieren". Sofort fing der Countdown an, von 2 Minuten runterzuzählen und ein rotes Lichtchen blinkte. Jenny guckte erst die Bombe am Fenster, und dann mich ängstlich an.
,,Und hier kann ich sie auch wieder deaktivieren, wenn ich es mir doch anders überlege", sagte ich, weil sie mir ein bisschen leid tat. Schließlich hörte der Countdown auf und Jenny entspannte sich wieder ein bisschen.

Jetzt steckte ich mein Handy in meine Hosentasche,  wo sich auch meine Türkarte befand, zurück und setzte mich wieder auf das Bett. Zögerlich tat Jenny es mir gleich und wir schauten uns schweigend an. Dann brach sie die Stille und fragte fast flüsternd:
,,Und wer hat das gebaut?"

Daraufhin schmunzelte ich ein wenig und antwortete dann voller Stolz:
,,Ich war das."

Ihre Augen weiteten sich und ich merkte, wie sie überlegte, ob sie mir glauben sollte oder nicht. Ich nahm an, dass sie es letzten Endes tat, denn sie fragte mich leise und unglaubwürdig:
,,Und ... sowas kannst du?"

Lächelnd gab ich zurück:
,,Natürlich. Ich bin Bauarbeiter. Und wenn die Schwester grade ein Haus baut, fällt es überhaupt nicht auf, wenn man den Chef fragt, wie man einen schalldichten Raum bauen kann, weißt du?"
Auf meinen kleinen geheimen Raum, den nur ich - und Jenny nun natürlich auch, kannte,  war ich wahrhaftig sehr stolz. Und er war einfach das ideale Versteck, um eine Geisel gefangen zu halten.

Danach wusste keiner von uns,  was er sagen sollte,  weshalb ich sie fragte, ob sie irgendwas brauchte. Sie verneinte dies und somit beschloss ich, sie wieder alleine zu lassen. Ich machte mich schon auf den Weg zur Tür, als sie mich bat, ihre Fesseln loszumachen.
,,Ich kann hier doch eh nicht weg... und die tun weh...", gab sie kleinlaut zu. Ich überlegte kurz, und lief dann zu ihrem Bett zurück.

,,Aber nur, wenn du mich nicht schlägst, ja?", sagte ich, während ich den Schlüssel für die Handschellen suchte.
Sie machte ,,Mhm" und ich schloss die Fesseln auf. Sie rieb ihre Handgelenke und bedankte sich bei mir. Ich nickte ihr nur kurz zu und meinte dann:
,,Ich glaub, du solltest jetzt schlafen. Du siehst müde aus und es ist ja auch schon spät."

,,Wie spät denn?", wollte sie wissen.

,,23:41 Uhr", antwortete ich mit einem Blick auf mein Handy. ,,Brauchst 'ne Uhr, hm?", fügte ich noch hinzu, bevor ich mich langsam wieder der Tür näherte. ,,Aber du kannst ja auch auf dein Handy gucken. Das werd ich dir nämlich nicht wegnehmen, hier gibt es sowieso keinen Empfang, also..." Ich zuckte mit den Schultern.

,,Ich komm morgen früh wieder, ok?", sagte ich, während ich meine Karte herausnahm. ,,Schlaf gut!"
Dann steckte ich die Karte in den Wandschlitz und die Tür öffnete sich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 27, 2021 ⏰

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