Kapitel 1

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Als Sól ihre Augen öffnete, blickte sie zu ihrem Fenster, ein Rabe hockte in einem Baum, krähte vor sich hin und sah Sól trotzig an. Jeden Morgen saß er da und war mittlerweile ihr persönlicher Wecker geworden. Sól rappelte sich langsam aus ihrem kuscheligen Bett und mit zerzausten Haaren und müdem Blick ging sie gähnend durch ihr Zimmer. Sie nahm ihre Bürste, und fing an ihre Mähne zu bürsten, während sie sich im Spiegel betrachtete. Die weiß-schwarz gescheckte Stute war viel größer und kräftiger geworden seit dem Vorfall in den Ruinen, schließlich waren seitdem schon 10 Jahre vergangen.

Sól, legte die Bürste beiseite und ging aus ihrem kleinen Zimmer hinaus, den schmalen Flur entlang, bis sie in der kleinen Küche ankam. Dort sah sie auf dem Küchentisch, zwei Äpfel, 3 Galdonen und daneben lag noch ein Zettel, auf dem geschrieben stand:

 Ich habe dir etwas zu Essen und Geld für den Tag auf den Tisch gelegt. Ich nehme Rosa heute mit zu Lady Ámber, in die Schneiderei . Hab dich lieb, bis heute Abend, Mama.

Ihre Mutter, Campana hatte ihr den Zettel hinterlassen. Heute würde sie wohl ohne ihre Schwester Rosa alle arbeiten erledigen müssen, was allerdings kein Problem war da ihre kleine Schwester ihr nicht wirklich immer eine große Hilfe war. Sie wusste aber wie hart ihre Mutter arbeitete, und half ihr auch so gut sie konnte. Es war schwer, jeden Abend eine ordentliche Mahlzeit auf dem Tisch zu haben, und vom Satt werden, konnten sie nur Träumen.

Sól holte sich ihre Tasche, und packte sich ihren Proviant für den Tag ein, den ihre Mutter auf dem Tisch für sie liegen gelassen hatte. Sie ging zur Tür, und wollte sich gerade ihren Mantel nehmen, doch zögerte dann, als sie die Tür öffnete, und ihr die strahlend, warme Sonne entgegen lächelte, und beschloss ihren Mantel zu Hause zu lassen. Der Frühling hatte bereits begonnen, lächelnd ging Sól aus dem kleinen Haus und verschloss die Tür hinter sich.

Sie ging so lang durch die kleinen Gassen ihres Dorfes, bis sie an einer Bank am Dorfrand ankam und sich dort niederließ. Dann packte sie einen ihrer zwei Äpfel aus der Tasche, und begann ihn genüsslich zu essen, während sie die weiten des Königreich Sanacos, aus weiter ferne beobachtete. Noch nie hatte sie ihr kleines Dorf, Lasinder verlassen. Doch je älter sie wurde desto mehr sehnte sie sich irgendwann mal die Welt bereisen zu können, aber dies waren nicht mehr als nur Träume.

Ihre Mutter, hatte ihr oft Legenden und Geschichten über das Königreich erzählt als sie noch ein Fohlen war, ganz besonders mochte sie die Geschichten über Könige und Königinnen. Vor den Räuber und Diebes Geschichten, hatte sie sich damals immer gefürchtet. Sie musste schmunzeln als sie sich daran zurück erinnerte, wie sie als junges Fohlen immer davon geträumt hatte, dass eines Tages die Garde des Königs an ihre Tür klopfen, und sie zu einer Prinzessin krönen würde. Sie schmunzelte bei diesem Gedanken und genoss in Nostalgie zu schwelgen, trotz das es nicht immer einfach war.

Ihren Apfel hatte Sól bereits aufgegessen und sie machte sich auf den Weg in die Richtung eines kleinen Baches am Waldrand, wo sie dort Ausschau nach Milzkraut und Rosmarin hielt. Nach einer Weile, hatten sich ihre Tasche auch deutlich gefüllt.

Als Sól gerade einen weiteren Büschel Milzkraut mit ihren Zähnen pflücken wollte, ertöne plötzlich der Ton eines knackenden Astes, hinter ihr, sie hob erschrocken den Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam. Nun roch sie es auch, es war Pferd, der Geruch kam ihr bekannt vor, blieb ihr aber trotzdem Fremd, sie fühlte sich beobachtet und ging nun aus Neugier einen Schritt näher. Das Geräusch kam aus dem Wald hinter dem Bach, wo sie dann auf der anderen Seite des Ufers stehen blieb.

Vendetta - Die RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt