Kapitel 4

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Kaum hatte Sól die Stadt betreten wurde sie von allen Seiten angerempelt. Die breiten Gassen waren nahezu überfüllt, Händler bewarben ihre Waren, freche Fohlen bestahlen die Händler, die zu beschäftigt waren ihre Güter, der Menge anzupreisen und ältere Pferde bettelten in den dunklen Ecken der Gassen um Geld.

Sól quetschte sich weiter in der Menge herum bis sie in einen kleineren Weg gedrängt wurde, sie atmete tief durch und genoss für einen Moment die Stille und die klare Luft die in den kleinen Gassen leise Töne von sich gab. Nun folgte sie den schmalen Weg und schaute sich nach eine Unterkunft um, sie kam an Bäckereien, Schneidereien und Familienhäusern vorbei doch nirgendwo sah sie ein Gasthaus, als schließlich der Weg endete und Sól nun vor zwei weiteren Gassen stand.

»Na toll, wenn ich wüsste wohin ich muss, ich weiß doch jetzt schon nicht mehr wo ich bin«, verzweifelt versuchte Sól sich zu entscheiden welchen Weg sie wählen würde als eine ältere sanfte Stimme sie von hinten Ansprach.

»Kann ich dir helfen junges Fräulein? Es sieht nicht so aus als ob du von hier kommen würdest«, Sól drehte sich etwas überrumpelt um, eine alte graue Stute lächelte sie freundlich an.

» Hallo, ja ich hatte eine ziemlich lange Reise hinter mir und bin jetzt auf der Suche nach einer Unterkunft. Wissen sie wo ich eine finde?«

Die alte Stute zeigte zitternd mit ihrem Huf auf den rechten Pfad, »Wenn du diesen Weg folgst, triffst du auf eine Taverne, dort sollten sie dir auch eine Unterkunft bieten können.«

Sól bedankte sich und trabte mit etwas mehr Elan und neuer Zuversicht und die Richtung, die ihr die alte Stute gezeigt hatte entlang, bis sie tatsächlich vor der besagten Taverne stand.

Es war ein großes Gebäude das seine besten Jahre offensichtlich schon hinter sich hatte. An manchen Stellen schimmelte es bereits und in so manchen Spalten hatten sich einige Schwalben eingenistet. Und genau über der klapprigen Tür hing ein Schild, auf dem geschrieben stand »Gespaltener Huf« Das musste wohl der Name dieser Taverne sein, doch Sól überlegte nicht mehr lang und schob sich durch den Eingang hinein.

Der Geruch nach Met und Rauch stieg ihr in die Nüstern und durch die leisen Gespräche anderer Pferde, hörte man angenehme Musik eines Cembalos heraus. Um so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich auf sich zu richten, versuchte Sól sich still zu verhalten. Sie wollte gerade einen ersten Schritt rein wagen als es hinter ihr einen lauten Rums machte. Die Tür, die sie vergessen hatte hinter sich zu schließen wurde vom Wind voller Wucht gegen den Türrahmen geknallt.

Und nun stand Sól beschämt da, eine unangenehme Stille machte sich breit, dass selbst der Cembalist aufgehört hatte zu spielen. Lauter ominöse Blicke durchbohrten Sól förmlich.

Entspannt bleiben, dachte sich die junge Stute und ging etwas entschlossener hinein. Die Pferde an den Tischen hatten sich wieder ihrer eigenen Dinge gewidmet und der Cembalist fing wieder an auf den Tasten seines Cembalos zu hauen.

Sól setzte sich an die Bar, wo noch ein Pferd, paar Stühle weiter, zwielichtig auf sie dreinschaute. Bis auf die leuchtend bernsteinfarbenen Augen und der vernarbten Nase konnte man nichts von dem im ranzigen Mantel umhüllten Pferd erkennen. Sól schluckte und versuchte nicht ängstlich oder eingeschüchtert zu wirken.

»Was darf es sein?« Sól zuckte für einen Moment zusammen und sah das es die Barkeeperin war, die sie erwartungsvoll anschaute. Sie war eine schlanke schwarzbraune Stute mit einer unterbrochenen Blesse.

Die schwarz-weiß gescheckte Stute räusperte sich, »Oh ähm, ich bin Sól Cortez und ich suche eine Bleibe.«

»Dann bist du ja hier genau richtig, wie viel hast du dabei?«, Sól holte einen Bündel mit 3 Galdonen aus ihrer Tasche heraus.

»Das wären 2 Nächte«, sagte die Barkeeperin und Sól nickte. Die Stute wollte sich gerade den Bündel Geld nehmen als sie dann interessiert fragte, »Wie kommt es eigentlich das du hier ganz alleine in den Gassen Delentos herumirrst? Das du vom Land bist merkt man dir geradezu an.«

»Ich musste fliehen, um meine Familie vor jemanden zu beschützen der nichts gutes im Sinn hat«, Sól zerriss es das Herz es laut auszusprechen, und schaute bedrückt zu Boden. Die Barkeeperin grinste nur und beugte sich über den Tresen zu Sól vor, »Wer soll das denn sein, dass du dein Leben aufgibst und fliehst?«

Sól richtete ihren Blick auf die Stute und flüsterte, »Sein Name ist, Carbón Herrera«

Die schwarzbraune Stute verharrte für einen Moment in ihrer Position, bis sich ihr Blick in Panik umwandelte, ein schriller Schrei rann aus ihrer Kehle, »Carbón Herrera?! Raus hier!« Sól war sehr überfordert und wusste nicht was sie tun sollte, während die schwarzbraune Stute völlig durchdrehte.

Das unheimlich verschleierte Pferd was wohl deren Gespräch eine Weile belauscht hatte, sprang auf und packte die Barkeeperin an die Gurgel, die garnicht wusste wie ihr geschah. Nun erkannte Sól dass das Pferd, eine mit Narben übersäte braun gescheckte Stute war.

»Beruhige dich gefälligst Centella! Oder willst gerade hier eine Massenpanik auslösen?« sagte die Fremde kühl, die noch mehr an die sogenannte Centella zupackte, die mittlerweile nach Luft rang. »Aber-aber Carbón! Durch sie könnten wir alle sterben oder sie ist sogar vielleicht eine von ihnen, womöglich ist er bereits hier!«

Anscheinend war der dunkle Hengst in dieser Gegend von vielen bekannt und gefürchtet und dies zurecht. Aber ein Lockvogel war Sól sicher nicht, »Ich gehöre nicht zu Carbón, noch wurde ich gezwungen jemanden in die Falle zu tappen. Ich bin selbst auf der Flucht und möchte ihm entkommen.«

»Entkommen? Du kannst dem dunklen Hengst nicht entkommen, du kannst nur auf den Tag warten an dem er dich tötet. Kein Pferd entkommt Carbón Herrera dem gefürchtetstem Räuber Sanacos«, entgegnete Centella schrill. »Schluss jetzt!« sagte die die braungescheckte Stute klar und lies von Centella ab, die hustend auf den Boden plumpste und mit voller Angst in den Augen, ihren Mantel nahm und zur Hintertür weg galoppierte.

»Und du! Du verschwindest besser schnell aus dieser Stadt«, maulte die vernarbte Stute, Sól an, zog ihre Kapuze über ihr Gesicht und ging genervt aus der Taverne heraus.

Sól wusste nicht wohin mit sich also folgte sie der braungescheckten Stute in der Hoffnung, dass sie ihr helfen konnte. Sie trat ebenfalls aus der Taverne hinaus bis sie, Sie eingeholt hatte.

»Hey! Wer bist du überhaupt? Du kennst Carbón doch oder? Du scheinst so, als ob du Erfahrung hast und mir helfen könntest?«

»Mein Name ist Romina Ulvin, ja ich kenne ihn und ja ich habe eine menge Erfahrung, aber helfen tue ich dir sicher nicht Kleines. Und nenne den dunklen Hengst gefälligst nicht beim Namen, das tun wir hier nicht«, sagte Romina ernst, die nun schneller davon trabte und in eine breite Marktgasse abbog, die von Pferden allzu überfüllt war.

Doch Sól lies nicht locker, sie folgte dem schwarzen Mantel der Stute und versuchte sie nicht in der Pferdemenge zu verlieren. Und da sah sie den schwarzen Mantel aus der Masse wieder aufblitzen, »Jetzt hab ich dich« flüsterte sie in sich hinein und galoppierte auf den schwarzen Mantel zu der an einem Marktstand mit Möhren und Äpfeln war. Sól wollte gerade versuchen zu Bremsen, doch sie schaffte es nicht und lief geradewegs in sie hinein. Beide Pferde und eine Kiste voller Äpfel landeten voller Wucht auf den steinigen Boden.

»So schnell wirst du mich nicht los«, sagte Sól und riss einem isabellfarbenem Hengst die Kapuze vom Kopf. Es war nicht Romina, schon wieder hatte sich Sól in ein Schlamassel reingeritten und hob sich ganz schnell auf die Beine.

»Du dummes Göhr! Meine Ware!« der Hengst schaute Sól erbost an und hob die Kiste als auch die Möhren wieder auf, und beschwerte sich über die frechen und arroganten Pferde heutzutage. Sól wurde das alles zu viel, sie musste Romina wieder finden, schnell ging sie weiter, doch sie hatte die Orientierung nun völlig verloren.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 30, 2021 ⏰

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