Das aller erste Mal

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a bit Horror and Drama
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Ich wache gerade auf und bemerke das es noch extrem finster war. Nicht normal dunkel wie an einem frühen Morgen. Nein, es ist ein düsteres, kaltes Nichts in das ich Blicke. Das alte Zimmer, in dem ich wohne, ist sehr düster und kahl. Typisches Klinik-Zimmer eben. Hier wollen sie mir eintrichtern das ich verrückt sei, doch bei meiner Geschichte irgendwie logisch...oder?

Ich wuchs in einer sehr wohlhabenden Familie auf. Wir wohnten in einer riesigen Villa mit vielen Angestellten. Meine Eltern liebten es große Bälle zu veranstallten. Sie waren ja auch sehr angesehene Leute.

Trotz alldem Reichtum und der Beliebtheit war meine Mutter die traurigste Frau die ich kannte. Man muss aber auch sagen, dass sie eine bemerkenswerte Schauspielerin war. Nie sah man es ihr an wie viel sie weinte. Bei jedem Ball, bei jeder Feier sah sie immer so perfekt aus in ihren prachtvollen Kleidern und teurem Schmuck. Ihr Lächeln sah jedes Mal so aus als würden zehn Diamanten gleichzeitig strahlen, doch keiner wusste, dass die Diamanten nicht echt waren. Sie waren gefälscht.

Vater hatte auch so seine Probleme. Er trank zu viel und hatte ein Aggresionsproblem. Als kleines Mädchen wurde ich oft Grundlos geschlagen. Ich war aber nicht sauer oder wütend auf ihn. Es gehörte für mich zum Alltag dazu. Es war normal für mich.

Generell war ich schon früher eher kalt. Ich weinte fast nie und lachen hörte man mich auch nicht. Außer im großen Festsaal.

Er hatte etwas magisches, etwas mystisches. In diesem Saal waren wir alle wie ausgewechselt. Ich kann mich noch genau an den letzten Ball erinnern.

Ich war damals vierzehn. Mutter und ich bekleideten uns gemeinsam in ihrem großen Anziehuimmer. Die eingetrockneten Tränen, die Augenringe und das blasse Gesicht. Alles wie immer. Noch ein wenig Puder und den schönen blutroten Lippenstift und fertig waren wir. Ich durfte so etwas natürlich noch nicht tragen, da es zu "aufreizend" für die jungen Männer wäre.

Unten im Saal hörte man schon die ganzen Stimmen und das Quartett, dass ihre Instrumente stimmte und sich einspielte. Um Punkt zwanzig Uhr scheitt ich hinter meinen Eltern die prächtige Treppe hinab.

Der erste Walzer wurde angespielt, als Mutter und Vater die Tanzfläche betraten. Als die Musik begann, wurde man sofort mitgerissen und keiner konnte mehr wegsehen. Sie repräsentierten mehr einen Kampf. Einen Kampf zwischen zweier verzweifelten und ausgelaugten Seelen. Mutters dunkel graues Kleid flog um her und kam den Schritten fast nicht mehr hinter her. Der ganze Saal war leise und alle Menschen blickten auf das Tanzpaar. Jeder Sprung, jede Drehung, alles genauso Dramatisch wie ihr Leben selbst. Zwei wunderschöne Vögel, deren Flügel abgerissen worden waren. Die Musik wurde lauter, die Schritte aggressiever und die Blicke leerer. Doch sie brach ab. Die Musik hörte auf zu spielen. Das Lächeln meiner Mutter verblasste. Sie war gebrochen der Vogel war verblutete.

Damals war das nicht nur der letzte Ball, es war auch das letzte Mal das man meine Familie sah. Nach dem Tanz im Saal zog sich meine Mutter in ihr Zimmer zurück. Vater war wütend, extrem wütend, so hatte ich noch nie gesehen. An diesem Abend merkte man, dass er sogar noch mehr trank als sonst. Alle seine schicken Freunde waren eingelade und Mutter zog so ein Drama ab. Das gefiel ihm überhaupt nicht.

Ich konnte ihn fast bis in mein Zimmer hören, als er nach dem Fest mit meiner Mutter schimpfte. "Nein, hör auf so kann und wird es nicht weitergehen!" Es wurde geflucht und geschrien, bis es dann plötzlich leise war.

Trotz des unguten Kribbelns in meinem Bauch legte ich mich schlafen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie konnte ich fühlen das etwas passiert war. Die Leere zog sich durch meinen ganzen Körper, wie ein kalter Schauer.

Wegen meiner Intuition begab ich mich, auch wenn es mir nicht erlaubt war, am nächsten Tag in das Zimmer meiner Eltern. Vater lag halb am Stuhl und Mutter auf dem schönen weißen Teppich am Boden. Beide mit einer aufgeschlitzten Kehle. Die Wände waren Blut verschmiert und man konnte eindeutig die Handabdrücke sehen.

Ich wusste das es mein Vater gewesen war. Er hatte das Schnitzmesser sogar noch fest verkrampft in seiner Hand. Ihre Augen waren immer noch offen. Es sah so aus, als würde ihre Seele nach erbarmen suchen. Nach Freiheit und Friede.

Nach meiner Entdeckung begab ich mich aber sofort in den Speisesaal, um zu frühstücken. Ich ging in die Richtung Vaters Stuhl. Gierig blickte ich auf ihn herab. Niemanden war es erlaubt dort zu sitzen. Ich konnte nicht anders, es war so als würde er nach mir rufen. Ganz vorsichtig, als würde der Stuhl zerbrechen können, schob ich ihn ein wenig vom Tisch weg. Die Gefühle überschlugen mich, als ich die weiche Polsterung unter mir spürte.

Ich lachte.

Ich lachte wirklich.

Aus ganzer Kehle und mit echten Emotionen.

Das aller erste Mal.

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Ich hoffe die erste Story hat euch Gefallen, wenn ihr irgendwelche Wünsche oder Kritik habt, lasst es mich bitte wissen.
Love you, L <3

dark royalty (one shots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt