𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟸 | 𝙳𝚒𝚎 𝚄𝚗𝚣𝚞𝚌𝚑𝚝

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Er schaute mir tief in die Augen und kam immer näher, bis ich endlich all meinen Mut nahm und ihn leise vor mir „Was willst du, Yasin", fragte. Er atmete tief durch und sah mir weiterhin in die Augen, während ich versuchte möglichst den Blickkontakt zu vermeiden. „Ich will dich." sagte er mir ehrlich und mit ruhiger Stimme ins Gesicht. Mal wieder lief ich rot an.
Was soll ich denn jetzt tun? Ich kann ja schlecht jetzt einfach gehen, vielleicht würde es ihn verletzten.
Plötzlich nahm er meine Hand und riss mich zugleich aus meinen Gedanken. Ich sah runter auf seiner rechten Hand, welche auf meine linke lag.

Ich zog meine Hand daraufhin hastig weg und fing an meine Schulsachen weg zu packen ohne ihn dabei anzuschauen. Ich hasse es wenn mich jemand ohne Erlaubnis anfasst, bzw. ich würde es hassen, schließlich ist sowas wie gerade noch nie in meinem Leben passiert.
Wenn ich eine Beziehung eingehen würde, dann dass nur auf 'Halal-Basis'. Sprich keine jeglichen Berührungen vor der Ehe!
„Und nähert euch nicht der Unzucht. Gewiß, sie ist etwas Abscheuliches-und wie böse ist der Weg" ~Qu'an (17/32)
Somit fand ich sein Benehmen ziemlich unpassend und das als Moslem! Dabei kannten wir uns noch nicht Mal.

Wie auch immer...

Ich war immer noch dabei beschäftigt meine Tasche einzupacken und das ziemlich hektisch. "Lass mir dir helfen.", sprach Yasin gefühlvoll. Ich dachte er würde sauer oder enttäuscht reagieren, nachdem ich ihn abgewiesen hatte, aber anscheinend hatte er mich verstanden.

Kurz danach stand er auch schon auf. Meine Tasche lag offen auf meinem Stuhl und ich stand rechts neben meinem Stuhl bzw. am Rand des Tisches worauf meine restlichen Schulsachen lagen. Yasin schob sein Stuhl ran und ging auf mich zu. Er stellt sich ungefähr hinter mir und streckte seinen Arm, an meiner rechten Schulter vorbei, aus und rückte näher an mir.

Dann nahm er mein Buch und sein Kopf war nun schon parallel neben meinem während er versuchte mein Buch in meine Tasche zu legen. Mir wurde das ganze extrem unangenehm. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen und stand wie eingefroren mit dem rücken zu ihm. Inzwischen konnte ich schon sein Atem spüren und gefühlt schon seinen Herzschlag. So nah waren wir uns!
Endlich beschloss ich mich einfach umzudrehen und ihn wegzuschubsen.

Also drehte ich mein Kopf leicht nach links um. Ich drehte ihn natürlich nicht nach rechts um, denn sonst würde unsere Gesichter noch näher werden und dass wollte ich ja vermeiden.
Als mein Blick nun nach links wanderte, trafen meine Augen auf Amirs Augen. Schon wieder. Bevor ich überlegen konnte, weshalb er auf uns zu kam, packte er schon den linken Arm von Yasin mit voller Wucht. Nun schauten wir beiden Amir mit großen Augen an. Daraufhin schob Amir mich sanft und ohne mich wirklich zu berühren, mich mit seinem freien Arm zur Seite, sodass ich neben Amir stand und sogar etwas hinter ihm. Nun hatte er Yasin zu sich hingedreht.

"Ich denke Layla schafft es auch ohne deine tolle Hilfe, ihre Tasche zu packen.", sprach Amir mit ernsten Blick und lauter Stimme. Er war aber nicht zu laut, schließlich waren wir immer noch in der Bibliothek.
Kurz danach zog Amir Yasin, mit seiner Hand an Yasins Oberarm, mit voller Wucht hinter sich. Ich stand immer noch wie eingefroren da und schaute ihnen hinter her, bis ich plötzlich sah wie sich Amir mit seinem Kopf zu mich drehte. In seinen Gesichtsausdruck konnte ich folgenden Satz lesen: Mach dir keine Sorgen!

Schnell packte ich meine Schulsachen zu Ende ein und ging dann raus. Auf dem Schulhof angekommen, setzte ich mich auf die erst beste Bank. Ich ging nochmal alles in meinen Gedanken durch was soeben passiert war, während ich runter blickte und mit ein Stück Stoff von meinem Hemd herumspielte.
Im nächsten Moment sah ich wie Amir sich vor mir bückte und zu mir auf sah. Ich blickte hoch und sah ihn tief in den Augen.

"Hi", sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen und stand auf. Aus Reflex stand ich auch sofort auf.
"Ich hoffe es war in deinen Sinnen, was ich grad gemacht habe", sprach er leicht besorgt.
Ja klar was es in meinen Sinnen. Sehr sogar. Ich hätte diese Nähe nicht länger ertragen können. Doch seine Frage konnte ich nicht beantworten, da ich mal wieder nichts über die Lippen gebracht hatte.

Je länger er mich ansah, desto schneller und lauter rasste mein Herz, ich hatte sogar schon Angst das er mein Herzrasen hören könnte. Ich denke jedoch, dass er meine Antwort aus meinen Gesichtsausdruck ablesen konnte.
"Weißt du, die Jungs heutzutage können...", sagte er ohne den Satz zu beenden und schaute auf den Boden.
"...Ihre Bedürfnisse nicht unter Kontrolle halten.", beendete ich seinen Satz mit leiser Stimme.

Er sah mich mit großen Augen an und ich konnte ihn eine Freude ansehen. Wahrscheinlich weil ich mit ihm offen geredet hatte. Ich weiß nicht warum aber bei ihm konnte ich meine Gedanken frei lassen, schließlich sprach er mir soeben aus meinen Herzen. Es stimmte einfach was er sagte und indem ich seinen Satz beendete, stimmte ich ihn automatisch zu.

"Ja genau. Vor Allem nicht bei solch hübschen Mädchen wie du", sagte er mir ehrlich ins Gesicht und lächelte mich dabei an. Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte also senkte ich mal wieder mein Blick und bemerkte, dass ich wieder rot anlief.
"Aber nicht jeder ist so,Layla. Es gibt noch welche, die Frauen respektieren und sich der Zina (Unzucht=Geschlechtsverkehr vor der Ehe) nicht nähern wollen. Sie wollen die Frau die sie lieben mit Allahs Segen lieben", sprach er mit einem überzeugenden Ton. Und ich bemerkte, dass er wohl von sich sprechen wollte.

Als er bemerkte, dass mir das ganze Unangenehm wurde, da sonst niemand am Schulhof da war, sagte er: "Ja dann will ich dich nicht länger stören. Falls was ist, sag mir Bescheid."
Ich bemerkte, dass er sich Sorgen um mich machte.
Als er sich dann umdrehte und langsam verschwand, fiel mir ein, dass ich mich noch gar nicht bei ihm bedank habe, er hatte mich ja 'gerettet'.
"Danke", rief ich ihm hinterher, sodass er es noch gerade mitbekommen konnte. Kurz danach drehte er sich um und wuschelte mit seiner rechten Hand in seinen brauen Locken.
"Ich hab es für dein Lächeln gemacht", sagte er und lächelte Breit. Man könnte schon sagen er lachte lautlos.

Daraufhin entschied ich mich, ihn ein Lächeln zu schenken, worauf er ziemlich erfreut reagierte und dann auch schon verschwand.
Man könnte denken, Amir und ich seien verlieb oder zumindest er in mich. Aber den kann ich wiedersprechen.

Und zwar kennen Amir und ich uns schon seit der Grundschule, was nicht bedeutet, dass wir jemals miteinander geredet hatten oder so. Wir waren nie in der selben Klasse, sondern immer in der jeweiligen Parallelklasse. Aber auch außerhalb der Schule kannten wir uns, da unsere beiden Familien befreundet waren. Also trafen unsere Familien sich ab und zu bei meiner Oma und dort begegneten wir uns natürlich ab und zu. Zudem sind seine zwei Jahre ältere Schwester Zahra und ich seht gut befreundet.
Also sah er es als Pflicht an, mich gut zu behandeln oder Zahra hatte ihn gesagt, dass er nett zu mir sein sollte.

Inzwischen haben unsere beiden Familien irgendwie bis zu gar kein Kontakt mehr, was ich schade finde. Nicht weil ich Amir gerne öfter sehen würde sondern Zahra.
Sie ist zwar auch hier auf der Schule und geht in die 12.Klasse, aber hatte momentan sehr viel Stress wegen dem Abitur.

Als meine Freistunde, dann zu Ende war, ging ich hoch zum 2.Stock um am Deutschunterricht teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin traf ich auf Yasin! Wir schauten uns an und anscheinend wollte er mir was sagen.
Was will er den jetzt hier! Will er mir jetzt wieder nahe kommen? Ya Allah, hilf mir.

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Ich freue mich immer über ein Feedback und über Verbesserungsvorschläge.
Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt ?
Habt ihr Ideen wie es weitergehen würde?

Layla & Amir | Wahre liebe? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt