Dunkelheit -1-

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Die Nacht macht aus dieser Einöde eine unheilvolle Schreckenslandschaft. Die letzten Sonnenstrahlen sind gerade hinterm Horizont verschwunden und der Himmel wird immer dunkler. Erst ist es nur ein einfaches dunkelblau, dann pechschwarz. Trotzdem wird der Himmel immer noch dunkler und diese Finsternis dringt direkt in mein Herz. Ich sehe Ceali nicht mehr. Wo ist sie? Meine eigene Hand kann ich allerdings auch nicht mehr sehen. Was passiert hier nur? Plötzlich  spüre ich eine Hand an meinem Arm. Im ersten Moment zucke ich zusammen, doch dann durchdringt mich ein beruhigendes Gefühl. Ich erkenne die weiche Haut und die zarten Finger. Es ist nur Ceali. Jetzt ist ihr Gesicht ganz nah vor meinem. Ich spüre zwar ihren Atem aber das leuchten ihrer Augen verschluckt die Dunkelheit völlig. Alles wird sich verändern, ob gut oder schlecht liegt letztendlich in deiner Hand. Dieser Gedanke zerreißt meinen Kopf für einen schmerzhaften Moment, der mir wie eine Ewigkeit vorkommt. Es war außerdem ganz anders als das letzte Mal, als fremde Gedanken mich erreichten. Es fühlte sich nicht vertraut sondern distanziert an.

Es macht mir Angst und ich fühle mich wieder unendlich kraftlos. Doch das Gefühl das Ceali bei mir ist, beruhigt mich etwas. Erst jetzt merke ich, dass ich mich an ihr festkralle wie ein kleines Kind. Doch sie stößt mich nicht weg und genau dafür bin ich ihr jetzt unglaublich dankbar. Für einen winzigen Augenblick fühle ich mich geborgen und sicher, anstatt verloren und ...vergessen. Ich wundere mich selbst über dieses Gefühl, aber jetzt weiß ich, dass es stimmt. Ich fühle mich vergessen, doch von wem? Und warum? Ich glaube ich habe etwas sehr Wichtiges vergessen. Etwas wirklich sehr Wichtiges. Schon dringt die unnatürliche Dunkelheit erneut in mein Bewusstsein. Sie verschlingt meine positiven Gedanken und lässt nur Hoffnungslosigkeit zurück. Ich hasse dieses Gefühl aber ich habe auch keine Kraft dagegen anzukämpfen.

Einige ungewisse Momente später wird es wieder etwas heller und ich kann endlich das entspannende Leuchten ihrer Augen sehen. Doch sie blicken noch sorgenvoller als ich mich fühle. Mich verlässt die Kraft in meinen Beinen und ich sacke vor Ceali auf die Knie. Gleichzeitig wird ihr Blick wieder sanft und zuversichtlich. Sie geht ein paar Schritte rückwärts von mir. Wir beobachten uns.

Dann erscheint wie aus dem nichts ein Schatten und reißt an ihr. Er greift von hinten und zerrt an ihren unscheinbaren Gewand. Der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben. Doch ein weiterer Schatten taucht auf oder der erste wird größer. Ich kann es nicht genau sagen. Alles passiert so schnell. Im ersten Augenblick spüre ich gar nichts. Doch dann habe ich plötzlich furchtbare Angst. Ich sehe erneut zu Ceali. Sie ist wieder gefasst. Ihre Lippen bewegen sich zu einem stummen Gebet und ihre Augen leuchten plötzlich heller und stärker. Nein, nicht nur ihre Augen, ihr ganzer Körper beginnt zu leuchten. Der Schatten wird allerdings größer und versucht sie zu umhüllen. Doch gegen das Licht kommt er nicht an. Er wird nochmal größer und fällt dann schließlich in sich zusammen. Erleichterung fließt durch mich wie eine Droge. Aber als ich sehe wie Ceali ebenfalls  in sich zusammen fällt, habe ich wieder unbeschreibliche Angst. Ich bin sofort bei ihr und fange sie auf bevor sie den Boden berührt. Ihre Augen sind geschlossen aber ihre Lippen formen noch ein letztes Wort. Ich weiß nicht was es bedeutet. Ihr Gesicht  ist zu einer Maske aus Schmerz verzogen, den ich selbst fast glaube zu spüren.

Und dann spüre ich ihn wirklich. Tief in mir wächst erneut das Gefühl von Verlorenheit. Der Schmerz verstärkt dieses Gefühl. Aber meine Kräfte verlassen mich nicht wieder und ich halte Ceali weiter in meinen Armen. Während  ich den Schmerz ertrage. Still. Und vergessen...

Leuchten in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt