Kapitel 20

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F L O R E N C E

Ich hatte endlich einen geeigneten Thai-Boxkurs gefunden ohne Martens Hilfe. Auch noch drei Monate nachdem ich offiziell wieder Raphaels Freundin bin, schwebten wir im siebten Himmel. Das einzige, was die Aussicht trübte, war das Raphael vorhatte zurück nach Berlin zu gehen. Also ich ging davon aus, drüber gesprochen hatten wir noch nicht.

„John hat Raphael irgendwas davon gesagt das er zurück nach Berlin gehen will?" Verwundert guckte mich mein großer Bruder an. „Soweit ich weiß hat er noch nichts darüber gesagt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er wieder zurück nach Berlin will." „Mhm." Erwiderte ich nur betrübt.

„Hey, er will doch nur eine Woche in Berlin bleiben und alles klären. Mach dir keine Sorgen." „Das will ich ja auch nicht nur ich habe Angst. Angst das..das er merkt wie einfach das Leben ohne uns alle ist." „Bist du eigentlich doof?!" Stieß er sanft aus was im totalen Gegensatz zu seinen Worten stand.

„Der Mann liebt dich und die Kinder, er würde für euch sterben. Manchmal bist wirklich ziemlich dämlich." „Du bist dämlich.", sagte ich trotzig was den großen Mann neben mir zum Lachen brachte. „Wie geht es dir?" Wechselte ich wirklich elegant das Thema. „Naja hab im Moment viel Stress wie wir alle. Cloe macht Hallas das ich mich nicht um Ty kümmer und generell zu wenig Zeit für sie habe."

Aufgewühlt fuhr er sich übers Gesicht. „Irgendwer muss nun mal das Geld verdienen und Ty ist richtig stolz auf dich. Das hat sie mir letztens noch erzählt." Versuchte ich ihn wieder aufzumuntern was nur mäßig gelang aber ein kleines Lächeln schaffte es auf sein Gesicht. „Das hat sie gesagt? Hast du ihr auch erzählt, über was ihr Papa rappt? Was für ein Images er hat?" „Ja das habe ich ihr gesagt."

Überrascht und wütend riss er die Augen auf. Er wusste ja nicht genau was ich ihm erzählt aber das er mir zutraute, dass ich seiner Tochter erzählte, dass er drüber rappte wie er Frauen vögelte, Drogen konsumierte und Gewalt ausübte gegenüber anderen Leuten, hatte ich seiner Tochter sicher nicht erzählt.

„Um Gotteswillen ich habe ihr nicht erzählt das du darüber rappst wie du Frauen flachlegst und Drogen nimmst. Ich habe ihr erzählt, dass du über dein Leben rappst und über das ihrer Onkels. Also nicht aufregen." „Sorry" kam es von John. „Alles okay. Nimm dir nur nach der Tour Zeit für Ty und dich."

Er nickte „ja das habe ich ihr sowieso schon versprochen." Mein Handy klingelte, Raphael. „Da muss ich ran." Teilte ich mit. „Ja?" Nahm ich ab. „Es tut mir leid, Florence." Ich seufzte, ich hatte so eine Ahnung was jetzt kommen würde. „Es gibt ein paar Probleme hier. Ich muss Länger bleiben aber höchstens nur noch eine Woche."

„Ah okay, wenn es nicht anders geht." „ Es tut mir wirklich leid." Wieder seufzte ich „Ja ja. Telefonieren wir nochmal?" „JA ich ruf einfach nochmal an, wenn ich wieder Zeit habe." Und ich legte auf. Wahrscheinlich rede ich mir das nur ein aber ich hatte wirklich Angst.

Ich wusste selber wie sinnlos und dumm es war mir Angst zu machen, um dann im Endeffekt in Panik zu verfallen, aber ich konnte nicht anders. „Ich werd dann mal. Muss noch die Kinder aus der Betreuung abholen." „JA mach das ich habe auch noch was zu tun und grüß meine Neffen von mir." „Mach ich." Rief ich noch bevor ich die Tür zum Studio schloss.

*

„Mama ist Papa schon da?" Fragte Samu aufgeregt. Leider musste ich seine Vorfreude dämpfen. „Nein mein Schatz. Papa muss noch eine Woche länger bleiben, es gab Probleme auf der Arbeit." Traurig guckte ich in drei Augenpaare die meinen so ähnelten. „Ach kommt Jungs, es ist doch nur für eine Woche und in der bin ich auch früher zu Hause und ich habe für heute Stracciatella Eis gekauft und wir können eure Superhelden Serie gucken."

Damit kriegte man bei ihnen immer ein wenig Freude in ihre Gesichter. „Aber Papa bleibt nicht länger als noch diese Woche, oder?" „Das kann ich nicht sagen, Cillian. Papa meinte zwar das es nur noch diese Woche dauert aber versprechen kann ich es euch nicht." Und schon schoss die gerade noch gute Stimmung wieder in den Keller.

Mein Handy klingelte zum zweiten Mal an diesen Tag und ich wurde von der gleichen Stimme wie von vorhin empfangen, die mich jedes Mal wieder gut fühlen ließ. „Na ihr? Wie geht es euch?"empfing mich seine Stimme aus den Lautsprechern des Autos. „Du sollst heute wieder kommen so wie du gesagt hast?"

Quengelte Aaron, was er äußerst selten machte. „Es tut mir leid aber ich muss das hier klären aber es wird nicht länger als eine Woche dauern versprochen. Und guckt mal ihr wart die erste Woche schon so tapfer und habt das gut ohne mich hingekriegt, da schafft ihr jetzt auch noch diese Woche." Sprach mein Freund unseren Kindern gut zu.

Aus dem Hintergrund hörte man stimmen, dann Raphaels dumpfe stimme die irgendwas antwortete. „Tut mir leid, ich muss auflegen wir telefonieren noch mal." Und schon ertönte das Piepen in der Leitung, ohne das wir uns hätten verabschieden können. Sein Verhalten bescherte mir Bauchschmerzen.

Eine Woche später waren sie noch immer nicht wirklich besser geworden. Heute würde Raphael wieder kommen und meine Gedanken ließen mich immer noch nicht in Ruhe. Sie hatten sich in der letzten Woche so oft wieder und wieder in einen Kopf geschlichen, da ich schon krampfhaft versuchte sie zu verdrängen.

Nächte lang hatte ich sein verhalten analysiert, versucht seine Gedankengänge zu erraten doch war zu keinem Schluss gekommen. Würde er nach Berlin gehen oder nicht? John und Marten hatte ich mit dieser frage auch schon verrückt gemacht, sie verstanden es einfach nicht, sagten es wäre sinnlos sich diese Frage zustellen angesichts dessen das man wüsste wie verschossen Raphael in mach war.

Was sollte ich dazu sagen? Ich war nun mal eine Frau und Männer verstanden nicht immer unsere Logik. „Papa!!!" Hörte ich unsere Kinder schreien. Ich folgte den Stimmen aus der Küche wo ich gerade Bolognese kochte in den Flur.

Meine vier Männer standen mit breitem Lächeln vor mir, ich konnte nicht anders, als genauso breit zu grinsen bevor Raphael mich zu sich zog, mir einen kurzen Kuss auf die Lippen gab und mich dann in eine Umarmung zog. Ich genoss sie in vollen Zügen, diese Vertrautheit wie liebevolle Umarmung. „Ich liebe dich, Florence. Und habe dich unglaublich vermisst." „Ich liebe dich auch und du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich dich auch vermisse." Meine Frage hatte bis später Zeit. Jetzt genoss ich erstmal die Zeit mit meiner Familie.

Nouvelle vie et vieux visages |Raf Camora FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt