Zukunftsträumer

7. Kapitel

Derek war ungefair so alt wie ich und ging in meine parallel Klasse. Es hatte dunkles dichtes Haar, war etwa einen halben Kopf größer als ich und hatte große braune Augen. Er und seine Familie sind vor 7 Jahren neben uns gezogen. Seit dem treffen wir und fast jeden Tag und Derek ist sowas wie mein bester Freund, irgendwie wie ein großer Bruder. Jetzt lächelte er mich an. Ich versuchte zurück zu lächeln, doch ich bekam nur ein kleines Mundwinkelzucken hin. Er kam näher zu mir her und flüsterte mir ins Ohr: „ Und wie war dein Ergebnis?" Es war klar gewesen, dass er mich danach fragen würde und trotzdem überrumpelte mich diese Frage vollkommen. Falls ihr euch fragt warum Derek geflüstert hat, man spricht in der Öffentlichkeit nicht über sein Testergebnis. Eigentlich war es überhaupt nicht gestattet über das Ergebnis zu sprechen, doch wir taten es trotzdem. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, deswegen stellte ich eine Gegenfrage:„ Und wie war Deins?"
" Ich hab zuerst gefragt!" lachte Derek.
Aber es war nicht sein normales Lachen, es klang irgendwie gespielt. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber ich wollte ihm auch nicht erzählen, dass mein Ergebnis positiv war und ich in dieses Internat muss, und ihn dann wahrscheinlich nur noch am Wochenende sehen kann, wenn überhaupt. Also sagte ich etwas zu freudig: „ Mein Ergebnis war Gott sei Dank negativ, und deins?" Derek schaute mich durchdringlich an. Glaubte er mir nicht? " Okaaaaaay" sagte er gedehnt. " Meins war auch negativ", beantwortete er schließlich meine Frage. Ich grinste gezwungen: „ Na dann is ja Gut!" „ Ja" sagte Derek immer noch mit einem misstrauischen Blick. „ Ich muss dann auch mal wieder" sagte ich hektisch. Er ging noch einen Schritt vorwärts, umarmte mich und flüsterte in meine Haare: „ Du kann mir alles sagen, das weißt du oder?" Er löste sich aus der Umarmung und als er schon einige Schritte entfernt ist sagte ich leise: „ Ich weiß."
Ich steckte den Schlüssel ins Schloss, drehe ihn zweimal und drücke die Tür auf. Normalerweise nehme ich immer den Aufzug in den 5 Stock, aber heute stackste ich die Treppe hinauf. Es lenkt mich von den bisher passierten Dingen ab. „ Ein Hoch auf uns, uns , auf dieses Leeeben!" schallt mir die Stimme von Andreas Burani entgegen, als ich durch unsere Haustür trete. Keine Sekunde später schießt meine kleine Schwester Emma um die Ecke. Sie hat eine Gurke in der Hand und tut so als wäre sie ein Mikrofon. Also grölt sie zum nächsten Lied, das im Radio läuft in ihr ökologisches Mikro: „Zuhause ist da wo deine Freunde sind!" Ich schaue ihrer kleinen Showeinlage zu und als das Lied zu Ende ist Klatsche ich laut Beifall. Emma verbeugt sich tief und als sie wieder hoch kommt grinst sie mich mit ihrem breitesten Zahnspangenlächeln an.Ich kann nicht anders als genauso breit zurück zu grinsen. Dann rennt Emma auf mich zu , drückt mich ganz fest und murmelt irgendwas Unverständliches in meinen Pulli. Emma ist 9 Jahre alt und geht in die 4 Klasse. Sie ist furchtbar schlau und ihr wurde auch schon angeboten 2.Klassenstufen zu überspringen, doch meine Mum hatte abgelehnt. Emma hat blondes wuscheliges Haar, dass immer in alle Richtungen abstand und nicht zu bändigen war. Ich liebte sie über alles, obwohl sie mir auch manchmal auf den Keks gehen konnte.
„Hast du Hunger?" frage ich ,während Emma ihr Gesicht immer weiter in meinen Pulli vergrub. „Oh ja und wie!" sabberte sie immer noch das Gesicht in meinem Pulli vergraben. „ Auf was hast du denn Lust?" streichle ich ihr über den Rücken. „ Augenzukochen!" schreckte sie hoch und schaute mich bettelnd an. Augenzukochen war ein Spiel, welches Emma und ich uns vor Jahren ausgedacht hatten. Und es lief folgender Maßen ab: Emma verbindet mir die Augen mit einem Tuch, dann nehme ich sie Hukepack und Emma lenkt mich zu den Lebensmitteln die wir in den Kochtopf hauen sollen. „ Muss das sein?" frage ich sie mit einem wehleidigen Blick. " Ja!" sagte sie frech und rannte sofort in die Küche.